Grab Leuchert & Drengwitz, vorher Familie Wilhelm Berg. Foto Hahn & Stich, 2010

Hella Leuchert-Altena & Otto Drengwitz

vorher Familie Wilhelm Berg

 

Der Maurermeister Wilhelm Berg (1848-1943) kam 1890 nach Friedenau, wohnte mit Frau Bertha zuerst als Mieter im Haus des Bäckermeisters Hugo Keller in der Rheinstraße Nr. 3. Ein Jahr später war er bereits Eigentümer des Anwesens Handjerystraße Nr. 74. Es ist davon auszugehen, dass seine Söhne Ehrich, Wilhelm und Bruno damals schon geboren waren. Als eigenständiger Architekt und Baumeister ist er in Friedenau nicht hervorgetreten, hat aber als Maurer für viele Häuser Details geschaffen.

 

Seine Frau Bertha geborene Arloff starb am 30. März 1902 im 48. Lebensjahr. Für sie mauerte er auf dem Friedhof Stubenrauchstraße ein ungewöhnliches Wandgrab aus roten Ziegelsteinen. Mit 64 gab er das Mauern auf, war fortan „Privatier“ und wohnte bis zu seinem Tod im Jahr 1943 im eigenen Haus. Danach verlieren sich die Spuren. Nach sechs Jahrzehnten war das Familiengrab sich selbst und dem Verfall überlassen (Abt. 12/5-8).

 

 

Für die Rettung sorgte die aus Ostpreußen stammende Hella Leuchert-Altena. Sie suchte für sich nach einem Platz für das Danach und einen würdigen Ort für die allerletzte Ruhe ihres Onkels, den Bildhauer Otto Drengwitz (1906-1997). Seine Lebensgeschichte ist geprägt von den Brüchen der deutschen Geschichte: Kaiserreich, Weimarer Republik, Drittes Reich, Wehrdienst, Kriegsgefangenenlager, Sowjetische Besatzungszone, West-Berlin.

 

Bei Wikipedia findet sich folgender Eintrag: Drengwitz ließ sich von 1923 bis 1926 bei Alfred Jorende zum Holzbildhauer ausbilden. Danach besuchte er die Kunstakademie Königsberg, wo er seine Ausbildung bei Stanislaus Cauer vertiefte. Von 1930 bis 1938 arbeitete Drengwitz als freier Bildhauer in Insterburg. 1938 erfolgte seine Einberufung zum Militärdienst bei der Wehrmacht. Erst 1948 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft nach Berlin heim. Die in der ostpreußischen Zeit von Drengwitz entstandenen Werke – ein Christopheros für Goldap, ein Sämann für Insterburg, Bildnisköpfe, die 1928 in der Kunstakademie Königsberg ausgestellt waren, sowie eine Stillende Mutter, die 1935 in der Kunsthalle am Wrangelturm zu sehen war – sind vermutlich alle in den Kriegswirren untergegangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte Drengwitz Auftragsarbeiten für das Kunstamt in Berlin-Neukölln  im Rahmen der Künstler-Nothilfe aus. So entstanden Bronze-Plastiken lokaler Persönlichkeiten, die heute noch im Heimatmuseum Neukölln zu sehen sind. Drengwitz arbeitete ferner einige Monate an einem der Kenotaph-Reliefs des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park, dessen Motiv vorgegeben und von ihm lediglich in Stein umzusetzen war. Für die Deutsche Oper Berlin schuf er das Bühnenbild für die Aufführung des Rosenkavalier.

 

Otto Drengwitz wurde ursprünglich auf dem Friedhof Ruhleben an der Charlottenburger Chaussee beigesetzt. Die Umbettung auf den Friedhof an der Stubenrauchstraße erfolgte nach dem Jahr 2000. Zu den Besonderheiten dieser Grabstätte gehört, dass neben der Würdigung von Otto Drengwitz mit der aufgestellten Urne der Familie Berg auch an die Vorgeschichte der Ruhestätte erinnert wird.

 

Über den nachfolgenden Button finden Sie einen ausführlicher Beitrag von Harry Nehls: Otto Drengwitz: Ein Künstler der leisen Töne, den die Berlinische Monatsschrift Heft 4/2001 in der Edition Luisenstadt veröffentlicht hat.