PSD Bank Berlin-Brandenburg diskreditiert
Gedenkort für Friedrich Justus Perels
Jahrelang war der Platz vor der Gedenktafel an der Friedrich-Bergius-Schule für den von den Nationalsozialisten ermordeten Juristen und Widerstandskämpfer Friedrich Justus Perels (1910-1945) in einem unwürdigen Zustand. Nach vielfältiger Kritik von Friedenauern und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sah sich das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg 2019 endlich veranlasst, die Grünfläche davor neu zu gestalten.
Kaum ein Jahr ist seitdem vergangen, da wird die Anlage 2020 erneut verunstaltet. Kaum zu fassen: Direkt vor die Gedenktafel hat die PSD Bank Berlin-Brandenburg einen grellbunten Buddy Bear aufstellen lassen – ein Massenprodukt der Marketingstrategen von Buddy Bär Berlin des Dr. Klaus Herlitz. Künstlerisch verantwortlich ist Klio Karadim. Die Galeristin bietet den nach Wunsch bemalten einen Meter großen Bären für 2800 Euro an. Ein Schnäppchen für das Bankhaus, das sich den Standort auf dem Schulgelände vermutlich als Gegenleistung für eine wie immer geartete Unterstützung der Schule hat genehmigen lassen.
Was soll das Ganze? Und was hat der Fließband-Bär Frieda mit der Schule und mit Perels zu tun? Rein gar nichts! Wir erinnern uns: Friedrich Justus Perels, Schüler dieser Lehranstalt, wurde 1936 Justitiar der oppositionellen Bekennenden Kirche. Er half vielen Juden, Verfolgten und Angehörigen von KZ-Gefangenen. Am 5. Oktober 1944 wurde er wegen Nichtanzeige ihm bekannter Umsturzpläne und wegen illegaler Tätigkeit für die Bekennende Kirche verhaftet, am 2. Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in der Nacht vom 22. zum 23. April am Lehrter Bahnhof von einem SS-Kommando ohne Vollstreckungsbefehl erschossen und verscharrt.
Der Name Perelsplatz und die Gedenktafel an der Bergius-Schule halten die Erinnerung an den mutigen Kirchenjuristen wach. Da kann der lustige Bär nicht mithalten. Er mag auf billige Art und Weise an die Kunstwerke der großen Niki de Saint Phalle und ihre Nana-Figuren anzuknüpfen versuchen, am Ende ist er als Katalogware vornehmlich für den Export nach Asien und die USA bestimmt. Die Buddy Bären mögen ihre Berechtigung als schenkelklopfende Berlin-Botschafter haben, an der Perels-Gedenktafel in Friedenau haben sie aber nichts zu suchen.
Sicherlich könnte man einwenden, dass der Bär ein bisschen Farbe vor das Schulgebäude bringt und man nicht alles so eng sehen möge. Wer so argumentiert, vergisst die Vorgeschichte, den mühsamen Kampf. Denn der Charme des Parks, die Schönheit des Hauses und eben die Erinnerung an Friedrich Justus Perels waren lange Zeit verschüttet. Es ist gelungen, der Anlage wieder ihre Würde zurückzugeben. Dass sie durch die Platzierung einer kommerziellen Hässlichkeit nun wieder in Zweifel gezogen wird, ist schlicht ein Skandal. Die PSD Bank kann sich den Buddy Bär gerne in den eigenen Vorgarten ihrer Residenz in der Handjerystraße Nr. 34-36 stellen, die Friedenauer Spaziergänger auf dem Perelsplatz damit zu penetrieren, geht eindeutig zu weit.
Buddy-Bär umgesetzt
Da wir unseren Bericht über den Buddy-Bären neben dem Gedenkort für Friedrich Justus Perels nicht nur auf der Webseite www.friedenau-akuell.de präsentieren wollten, haben wir fairerweise gleichzeitig die PSD-Bank per Mail darüber informiert.
Am 16. November 2020 erhielten wir von der PSD-Bank eine Mail mit dem Betreff Dank + Bitte um zeitnahe Korrektur + Ihre Expertise – mögliche Zusammenarbeit?, in der uns ein Mitarbeiter mitteilte, dass er bereits Kontakt mit der Friedrich-Bergius-Schule aufgenommen habe. Der Schulleiter Michael Rudolph wird den Buddy Bären zeitnah versetzen lassen.
In der Mail wurden wir obendrein um eine zeitnahe Anpassung der betroffenen Passagen oder Löschung des Artikels gebeten. Gleichzeitig hieß es in der Mail: Wir sind immer auf der Suche nach geschichtskundigen Experten aus Friedenau. Als Inhaber des historischen Postgebäudes möchten wir gerne ein Museum zur Geschichte des Hauses installieren. Ebenso bietet sich aus unserer Sicht ein Artikel über ihre Arbeit in unserem Magazin Frieda an.
Wir antworteten am 18. November 2020, dass wir viele Ihrer Anmerkungen natürlich nicht prüfen können, bieten Ihnen dennoch an, sie in einer Stellungnahme zusammenzufassen. Wir sind nach Lektüre und Prüfung dann gerne bereit, die Stellungnahme auf der Webseite zu veröffentlichen, damit sich die Leser ein eigenes Bild machen können. Als Antwort erhielten wir ebenfalls am 18. November 2020 die Mitteilung, dass die PSD Bank eine juristische Prüfung unseres Textes veranlasst habe: Warum? Ihre Aussage, dass wir den Buddy Bär haben aufstellen lassen, ist nachweislich falsch. Hierfür gibt es Bild- und Schriftbelege.
Das wollen wir an dieser Stelle dokumentieren, weil wir die Sicht der PSD Bank nicht unterschlagen wollen. Zumal der Mitarbeiter vor dem Hintergrund einer möglichen juristischen Auseinandersetzung anschließend schreibt: Mit Blick auf ein friedliches Friedenau werden wir diesen Weg nicht gehen. Wie dem auch sei: Der Bär wurde einen Tag nach unserer Intervention von der Gedenkplatte weg auf die rechte Seite des Schuleingangs umgesetzt. Auch an diesem Standort lässt sich über Geschmack immer streiten. Doch das überlassen wir gerne den Friedenauern und den Spaziergängern am Perelsplatz.
Buddy-Bär in die Ecke gestellt
Wer hatte denn nun die Courage, den unsäglichen Buddy-Bär der PSD Bank Berlin-Brandenburg vor der Gedenkstätte für den von den Nationalsozialisten ermordeten bekennenden Christen Friedrich Justus Perels endlich zur Seite zu stellen? Die PSD Bank sicher nicht, denn die hatte diese FRIEDA vor zwei Jahren gesponsert. Das Landesdenkmalamt? Die Untere Denkmalschutzbehörde von Schöneberg? Die Evangelische Kirche? Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand? Die neue Rektorin der Friedrich-Bergius-Schule Dr Andrea Mehrländer?
Seit Dezember 2021 leitet Andrea Mehrländer die Friedrich-Bergius-Schule – eine Friedenauerin in fünfter Generation. Das ist schon mal gut. Erfreulich ist auch, dass die Historikerin im Archiv des Schulmuseums noch viel unentdecktes Material vermutet. Gern würde ich den Schülern auch Sütterlin-Lesekurse anbieten, dann können sie die Quellen zur Friedenauer Gründungsgeschichte selbst nachlesen und bearbeiten. So lässt sich der genealogische Aspekt stärken, das Interesse für Familiengeschichten aus dem Kiez – und für die eigene. Am Ende kommt dann die Erkenntnis, wo man herkommt und wer man ist. Dieses Motto gilt auch für www.friedenau-aktuell.de.
Aus aktuellem Anlass
Kein Grund zum Jubeln
Es ist Wahlkampf in Berlin und da hat auch die grüne Bezirksstadträtin Christiane Heiß abzuliefern. So verkündete sie unter der Schlagzeile Sanierung des Perelsplatzes geht voran für den 14. April 2021 eine Teilöffnung der bereits abgeschlossenen Bauabschnitte. Für die Medien gibt Frau Heiß schon in der Pressemitteilung den Ton vor: Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, eine historische Parkanlage so schön wiederherzurichten.
In Erinnerung sei gerufen, dass der Perelsplatz von Schule, Gedenkort Friedrich Justus Perels, Kriegerdenkmal, Spielplatz, Bedürfnisanstalt und Sintflutbrunnen geprägt ist. Laut Pressemitteilung wurden von den insgesamt 5 Teilabschnitten bislang 4 Bauabschnitte realisiert. Weitere geplante Maßnahmen auf dem Perelsplatz sind die Sanierungen des Sintflutbrunnens, des Brunnenplatzes und des Spielplatzes. Außerdem der 5. und letzte Bauabschnitt, welcher die Flächen an der Handjerystraße betrifft (Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg).
Ins Deutsche übersetzt: Damit sind fast zwei Drittel der historischen Parkanlage nicht saniert (farbig markiert). Das alles ist kein Grund zum Jubeln. Wir erinnern daran, dass die gartendenkmalpflegerische Wiederherstellung des Perelsplatzes 2017 mit Sanierung der nach einem Entwurf von Gemeindebaurat Hans Altmann im Jahr 1909 errichteten Bedürfnisanstalt begann – und nach fast fünf Jahren noch immer nicht abgeschlossen ist. Immerhin gesteht das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg erstmals offiziell die Notwendigkeit einer Sanierung des Sintflutbrunnens und des Brunnenplatzes ein – allerdings mit der alles offenlassenden Formulierung in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Finanz- und Personalmittel. Also irgendwann demnächst.
Da für das Heiß’sche Zeremoniell Frau Dr. Elisabeth Ziemer und Herr Dr. Ing. Klaus-Henning von Krosigk vom Verein Denk mal an Berlin angekündigt sind, ist zu hoffen, dass sie für die Entfernung des unsinnig-kitschigen Buddybären der PSD-Bank Berlin-Brandenburg vor Schule und Perels-Gedenktafel sorgen werden. Das wäre tatsächlich ein Beitrag zur Sanierung des historischen Perelsplatzes.