Perelsplatz Nr. 5
Schuldirektorenwohnhaus
Zum Perelsplatz gehören die Grundstücke Nr. 1 bis Nr. 18. Davon befinden sich auf der Nordseite die Grundstücke Nr. 1 bis Nr. 9 und auf der Südseite Nr.10 bis Nr. 18. Offiziell wird die ehemalige Bedürfnisanstalt (heute Witty Stories Café) unter Nr. 1 geführt. Nr. 2 bis Nr. 4 sind unbebaut. Nr. 5 ist das fühere Schuldirektorenwohnhaus (heute Kita Pestalozzi-Fröbel-Haus) und Nr. 6 bis Nr. 9 ist die Adresse des Gymnasiums am Maybachplatz (heute Friedrich-Bergius-Schule).
1898 Das Terrain zwischen Maybachplatz und Bahndamm hatte die Gemeinde Friedenau 1899 vom Berliner Magistrat für den Bau des Gymnansiums erworben. Der Verkauf zu äußerst günstigen Konditionen war an die Bedingung geknüpft, dass das Bauland nur zu kommunalen Zwecken und nicht etwa zur Spekulation verwendet werden darf.
1900 Im Frühjahr 1900 schrieb die Gemeinde einen engeren Wettbewerb unter drei in Vororten Berlins seßhaften Architekten aus. Der hervorgegangene Entwurf der Architekten Paul Engelmann (Landbauinspektor) und Erich Blunck (Regierungs-Baumeister) wurde im Herbst 1900 der Weiterbearbeitung und Bauausführung zugrunde gelegt.
1902 Im November 1902 erklärte Friedenaus Gemeindevorsteher Major a. D. Albert Roenneberg aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt. Befürchtet wurde, dass sich wieder viele Militärs um die freie Amtsvorsteherstelle bemühen. Es muss jedoch mehr als zweifelhaft erscheinen, ob ihnen für das in Rede stehende Amt die nötige Befähigung beiwohnt. Lieber wähle man dann schon einen Beamten aus der Staats- oder Kommunal-Verwaltung, der seine Sache versteht und mit allen Geschäften genau vertraut ist.
1903 Im April 1903 wählte die Gemeindevertretung den früheren Stadtrat von Posen und Halle Bernhard Schnackenburg zum Bürgermeister von Friedenau. Am 18. April 1903 wurde das Gymnasium am Maybachplatz der Öffentlichkeit übergeben – das Äußere ein ansprechendes Architekturbild, im Innern von besonderem Reiz die stattliche Wandelhalle. Bereits im Lageplan von Engelmann und Blunck war das Wohnhaus für den Schuldirektor in der Südostecke des Platzes eingezeichnet – gegen die Bauflucht zur Schaffung eines geräumigen Vorgartens. Der Bau nach einem Entwurf von Architekt Johannes Duntz wurde vorläufig noch hinausgeschoben.
1905 Am 22. März 1905 wurden für den Neubau des Direktor-Wohnhauses am Maybachplatz nachstehende Arbeiten in öffentlicher Ausschreibung vergeben: Erd-, Maurer-, Zimmer-, Staaker- Dachdecker- und Klempnerarbeiten sowie Mauermaterialien. Am 12. Juli 1905 erfolgte eine weitere öffentliche Ausschreibung für Tischler-, Schlosser-, Glaser-, Töpfer- Maler- und Anstreicher-Arbeiten sowie Gas-, Wasser und Elektrische Anlagen. Die Unterlagen können im Baubureau des Gymnasiums von 9-1 und von 3-5 Uhr nachmittags eingesehen werden oder sind gegen Erstattung der Schreibgebühren dort erhältlich.
1906 Der Berliner Architekt Johannes Duntz war 1901 auf Vorschlag von Paul Engelmann die Bauleitung für das Gymnasialgebäude übertragen worden. Nach dem Tod des Gemeindearchitekten Max Nagel hatte Duntz 1904 auch die kommissarische Leitung des Friedenauer Bauamtes übernommen. Am 1. April 1906 wurde der Architekt und Regierunsbaumeister Hans Altmann Friedenauer Gemeindebaurat. Ihm oblagen die Aufstellung von Bebauungsplänen, Bauaufsicht und Entwurfsabteilung. Duntz blieb. Nach seinen Entwürfen entstanden die Gemeindeschule in der Rheingaustraße (heute Stechlinsee-Grundschule), das Elektrizitätswerk in der Kreuznacher Straße und das Schuldirektorenwohnhaus am Maybachplatz.
Das zweigeschossige Schuldirektorenwohnhaus mit einer Grundfläche von 13 x 14 Metern ist auf niedrigem Souterrain errichtet und mit einem steilen Walmdach, das nach Osten einen Schildgiebel zeigt, gedeckt. An der Südwestecke ist ein zweigeschossiger Standerker angeordnet. Der Eingang befindet sich an der Westseite. Die Wohnräume im Erd- und die Schlafräume im Obergeschoss fügen sich ein in einen Vielfelder-Grundriss, in den eine Halle mit Treppe eingeschoben ist. Die Fassaden des Hauses sind asymmetrisch angelegt, die Befensterung folgt funktionalen Erfordernissen. Das Haus ist ein Landhaus im Sinne der Landhausbewegung. Die Erklärung, warum Duntz 1904/1905 nur ein halbes Haus gesetzt hat, liefern Landesdenkmalamt Berlin und Bezirksamt Schöneberg als Herausgeber der Topographie Friedenau nicht. Die Ansichtskarten von 1910 und 1921 machen deutlich, daß auf den anschließenden Grundstücken weitere Bauten geplant waren.
Offensichtlich sind Duntz und Gemeinde davon ausgegangen, daß auf den Grundstücken Maybachplatz Nr. 2 bis Nr. 4 weitere Bauten entstehen würden. Im November 1907 ersuchte die Gemeindevertretung den Gemeindevortstand, das Projekt des Baues der Oberrealschule am Maybachplatz so rechtzeitig vorzulegen, daß zum 1. Oktober 1908 mit dem Bau begonnen werden kann. Da Schnackenburg und Altmann aber die Entwicklung des südwestlichen Teiles von Friedenau für notwendig hielten, hatten sie den Ankauf von Grundstücken an der Wiesbadener- und Schwalbacher Straße für kommunale Schulbauten durchgesetzt und eine neue Sachlage geschaffen. Es erschien dem Gemeindevorstand erforderlich, in eine Prüfung der Bauplatzfrage einzutreten.
Professor R. Schröder, Direktor der in der Handjerystraße untergebrachten Realschule, wurde zur Aufstellung eines Bauprogrammes aufgefordert. Baurat Hans Altmann wurde gleichzeitig aufgegeben, nicht nur für das Grundstück des jetzigen Sport- und Spielplatzes, sondern auch für das Grundstück zwischen Wiesbadener Straße und Schwalbacher Straße Projekte auszuarbeiten. In dem Für und Wider um die zur Auswahl stehenden Bauplätze wurde deutlich, daß die Lage des Gymnasiums in einer Ecke unseres rechtwinkligen Gemeindegebietes als wenig günstig zu istbezeichnen ist, aber die Verhältnisse nötigten seinerzeit zur Wahl dieses Platzes. Der einzige Vorteil, den die Bebauung des jetzigen Sport- Spielplatzes bieten würde, wäre die Verdeckung des Güterbahnhofes und des Bahndammes. Der Bau der Oberrealschule neben dem Gymnasium würde sich zweifellos erheblich verteuern. Der Architekt würde ganz unwillkürlich ein noch imposanteres und wirkungsvolleres Gebäude schaffen, das schon infolge des viel weiter gehenden Raumbedarfs für Physik, Chemie und Naturwissenschaften sehr viel teurer sein würde als das Gymnasial-Gebäude. Hinzu kommt, daß man an die jetzige Villa des Gymnasialdirektors eine zweite gleichartige Villa für den Direktor der Oberrealschule anbauen müßte.
Vor allem aber spricht für die Errichtung der Oberrealschule auf dem Grundstück zwischen Wiesbadener- und Schwalbacherstraße, daß dem Gebäude jede gewünschte Ausdehnung zu geben und das Schulgebäude so zweckmäßig wie möglich zu errichten ist. Der Sport- und Spielplatz am Gymnasium bliebe erhalten, und könne infolge einer Größe von ca. 500 Quadratruten allen berechtigten Ansprüchen an Raumbedarf gerecht werden.
Bernhard Schnackenburg als Bürgermeister und Altmann als Architekt haben viel von dem geschaffen, wovon Friedenau noch ganz gut heute lebt, darunter 1910 das Realgymnasium in der Schwlbacher Straße (heute Rheingau-Gymnasium), 1912 das Königin Luise Lyzeum in der Goßlerstraße (heute Paul-Natorp-Gymnasium) und 1913 die Gemeindeschule in der Offenbacher Straße (heute Ruppin-Grundschule).
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Turnhalle des Gymnasiums an der Handjerystraße zerstört. Es musste gehandelt werden. So wurde auf den unbebauten Grundstücken Maybachplatz Nr. 2 bis Nr.4 doch noch gebaut, eine Turnhalle mit Anlagen für den Sportunterricht. Der große Sport- und Spielplatz blieb bis heute im Wesentlichen erhalten.