Erikabrunnen am Südwestkorso. Foto Max Missmann, 1912

Der bisher von Südwestkorso, Landauer Straße und Laubacher Straße gebildete dreieckige Platz erhielt am 30. August 1990 den Namen Adam-Kuckhoff-Platz, benannt nach dem Schriftsteller und Widerstandskämpfer Adam Kuckhoff (1887-1943). Ursprünglich geplant war die Benennung in Adam und Greta Kuckhoff-Platz, was aus zeitgeschichtlicher Sicht und der beabsichtigten Erinnerung richtig gewesen wäre, weil das Ehepaar Adam und Greta Kuckhoff von 1936 bis zur Verhaftung durch die Gestapo im Jahr 1942 gleich nebenan in der Wilhelmshöher Straße Nr. 18 wohnte. Mit der fadenscheinigen Begründung, es gäbe bereits in Ost-Berlin eine Kuckhoff-Straße, sprach sich die Schöneberger BVV dagegen aus.

 

Noch ärgerlicher ist die Gedenktafel, die am 30. August 1990 von Bezirksbürgermeister Michael Barthel (SPD) am Haus Wilhelmshöher Straße Nr. 18 enthüllt wurde. Der vom Historiker Klaus Zernack (1931-2017) entworfene Text – Hier lebte von 1939 bis 1942 Adam Kuckhoff – hätte nicht gebilligt werden dürfen, weil Adam Kuckhoff bereits 1936 in die Wohnung eingezogen ist und seine Frau Greta Kuckhoff (1902-1981) nicht genannt wird.

 

 

 

 

 

2016 gesteht die Historische Kommission zu Berlin ein, dass Greta Kuckhoff auf der Tafel nicht erwähnt wird, ist in der Tat ein Versäumnis. Es muss also davon ausgegangen werden, dass im Jahr der deutschen Wiedervereinigung sowohl mit der Platzbenennung als mit der Gedenktafelinschrift von den Sozialdemokraten jeglicher Zusammenhang mit der in der DDR geehrten roten Greta vermieden werden sollte. (Weiteres unter Wilhelmshöher Straße Nr. 18)

 

Der Platz entstand mit der Anlage des Südwestkorso und der Bebauung durch Georg Haberland und seine Terrain-Gesellschaft Berlin-Südwesten zwischen 1906 und 1909. Zur Verschönerung des Straßenzuges erhielt der Bildhauer Emil Cauer (1867-1946) von der Baugesellschaft den Auftrag, einen Brunnen mit 1,20m hohen bronzenen Putten zu gestalten – scherzende, sich neckende Kinder aus Friedenau und Wilmersdorf, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzen. Als Vorlage dienten Sohn Günther von Gemeindebaurat Hans Altmann (1871-1965) und Tochter Erika von Bürgermeisters Erich Walger (1867-1945) – eine Erklärung dafür, dass der Name Erikabrunnen populär wurde. Auf dem ältesten erhaltenen Foto von 1912 titelt der Fotograf Max Missmann Erikabrunnen.

 

Unklar bleibt, ob die Bronzefiguren während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen oder zerstört wurden. 1982 erhielt der Bildhauer Heinz Spilker (geb. 1927) den Auftrag, die Brunnenanlage mit den Putten zu rekonstruieren. An Details konnte sich Heinz Spilker 2016 nicht mehr erinnern, so dass nur die Verlautbarung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bleibt: Auf einem zweigestuften Sockel steht eine Schale mit vier vorgelagerten Podesten. An gegenüberliegenden Seiten sitzen zwei gleiche Putten (Bronze) mit dem Rücken zum Becken (Sandstein) und halten eine Schale über den Kopf, aus der sie Wasser schütten. Auf den anderen beiden Podesten stehen sich Gruppenplastiken gegenüber: zwei spielende Putten mit einer Gans bzw. einem Fisch als Wasserspeier im Arm. Im Becken ist eine Sprudelfontäne installiert. Zwei Figuren wurden von Heinz Spilker frei nachgestaltet. Maße: Sockel Ø 5,70 m, Schale Ø 3,00 m, Schale Höhe 0,70 m, Höhe der Putten 1,10m und 1,20m, Sockel aus Sandstein, Putten aus Bronze.

 

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Friedenauer Lokal-Anzeiger, 20. Juni 1911

Übergabe des Zierbrunnens Ecke Laubacher Straße und Südwestkorso

 

Gestern Nachmittag um 5 Uhr fand die feierliche Enthüllung und Übergabe des von Herrn Kommerzienrat Haberland unserer Gemeinde gestifteten Zierbrunnens an der Laubacher Straße Ecke Südwestkorso statt. Eingefunden hatten sich u. a. Bürgermeister Walger, die Schöffen Bache, Lichtheim, Sadée, Gemeindebaurat Altmann, Obergärtner Stabe. Ferner waren zugegen die Schöpfer des Brunnens Herren Prof. Cauer und Bildgießer Hermann Noack.

 

Der nach Ideen des Herrn Kommerzienrats Haberland geschaffene Brunnen stellt Friedenauer und Wilmersdorfer Kinder vor, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzen; von den Friedenauer Kindern trägt das Mädchen die Gesichtszüge der Tochter unseres Herrn Bürgermeisters Walger, der Junge die Gesichtszüge des Sohnes des Herrn Gemeindebaurats Altmann. Für die Wilmersdorfer Kinder darstellende Figuren, haben Kinder dortiger angesehener Bürger als Modelle gedient. Der Sockel des Brunnens trägt die Wappen von Friedenau und Wilmersdorf. Der Schöpfer des Brunnens ist der Bildhauer Herr Prof. Cauer, die Bronzefiguren sind in der hiesigen Bildgießerei von Hermann Noack gegossen worden. Die den Brunnen umrahmende prächtige Schmuckanlage hat unser Gemeinde-Obergärtner Herr Stabe geschaffen.

 

Nachdem sich die Herren am Brunnen versammelt hatten, übergab Herr Kommerzienrat Haberland mit einer Ansprache den Brunnen der Gemeinde. Er führte etwa folgendes aus: Als s. Zt. Die Anlage des Südwestkorsos von der Kaiserallee aus erfolgte, gab man dem Straßenzug eine geschwungene Linie. Dass man damit richtig handelte, wird heute jeder anerkennen, gehen doch die Bestrebungen des modernen Städtebaues allgemein dahin, solche Straßenzüge zu schaffen. Die Gemeinde Friedenau hatte also s. Zt. diese neuen Bestrebungen vorausgeahnt. Der Südwestkorso weist durch die Querstraßen verschiedene Platzanlagen auf, die einen besonderen Schmuck erhalten mussten. So wurde vor einigen Jahren das Sintflut-Denkmal auf dem Hamburger Platz aufgestellt und heute nun dieses Denkmal. Während für das Denkmal auf dem Hamburger Platz mit Rücksicht auf die Umgebung ein ernstes Motiv gewählt werden musste, ist diesem Denkmal ein heiteres Motiv zu Grunde gelegt.

 

Dieser Platz liegt an der Grenze von Friedenau und Wilmersdorf; beide Gemeinden stehen in freundschaftlichem Verhältnis, aber doch bringt der Wettbewerb der Vororte unter sich, mancherlei mit sich. Und so war es auch eine reizende Idee des Künstlers, dies durch scherzende, sich neckende Kinder darzustellen. Der Sockel trägt auf der einen Seite das Wappen Friedenaus, auf der anderen Seite das Wappen Wilmersdorfs. Die Friedenauer und Wilmersdorfer Kinder bespritzen sich nun gegenseitig mit Wasser. Von den Friedenauer Kindern verbildlichen das Mädchen die Tochter des Herrn Bürgermeisters Walger und der Junge den Sohn des Herrn Baurat Altmann. Da der Wilmersdorfer Bürgermeister nun keine Kinder hat, so sind die Wilmersdorfer Kinder aus anderen Kreisen entnommen worden. Es sprach hierauf die Erwartung aus, dass die Beziehungen Friedenaus und Wilmersdorfs stets die denkbar besten sein mögen und bat nun die Künstler, die Hülle zu entfernen und ersuchte Herrn Bürgermeister Walger, den Brunnen freundlichst zu übernehmen.

 

Bürgermeister Walger erwiderte hierauf in einer kurzen Ansprache. Friedenau sei nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich am Ende seiner Bebauung angelangt. Es sind nur noch wenige unbebaute Grundstücke vorhanden und so werde Friedenau die erste Gemeinde sein, die zu beweisen haben wird, ob sie aus eigener Kraft leben kann, oder ob sie nur aus der Entwicklung ihre Kräfte schöpfte.

 

Die Entwicklung Friedenaus ging allmählich von Osten aus. An der Kaiserallee stockte dann die Bautätigkeit lange Zeit, bis Herr Kommerzienrat Haberland kam und den Sportpark der Bebauung erschloss. Danach wurde von Herrn Kommerzienrat Haberland das Gelände der Südwestkorsos in Angriff genommen. Es war eine schöne Idee, den Südwestkorso anzulegen, und wir blicken mit Stolz auf diese neue Avenue. Er lobte dann die entgegenkommende Art und Weise, in der die Terraingesellschaft Berlin-Südwesten stets mit der Gemeinde verkehrt haben, er dankte Herrn Kommerzienrat Haberland herzlichst für seine Bemühungen und seine Schöpfungen in Friedenau und ganz besonders für das neue schöne Denkmal, das gleichermaßen den Schlußstein der Tätigkeit des Herrn Haberland in Friedenau bilde. Die Bürgerschaft werde den Namen des Herrn Kommerzienrat Haberland stets hoch in Ehren halten und ihm ein dauerndes Denkmal im Herzen bewahren. Der Name des Herrn Kommerzienrat Haberland werde in Friedenau nie vergessen werden. Mit herzlichem Dank nahm er dann das Denkmal namens der Gemeinde in Empfang. Es wurde nun das Denkmal besichtigt, dann begab man sich durch die neue Gartenstraße nach dem Rüdesheimer Platz, um die neuen Prachtanlagen dieses Platzes und der Straße in Augenschein zu nehmen. Hiernach folgten die Herren einer Einladung des Herrn Kommerzienrat Haberland zu einem Imbiss im Festsaal des Realgymnasiums.