Name seit 1890, vorher Schillingstraße. Die Straße entstand durch Teilung der Schillingstraße in Fröauf- und Hackerstraße. Benannt nach dem Rechnungsrat und ehrenamtlichen Kommunalpolitiker Wilhelm Fröauf (1814-1899). Der Ehrenbürger von Friedenau wurde auf dem Friedhof Stubenrauchstraße beigesetzt. Das Grab existiert nicht mehr.

 

 

Wilhelm Fröauf

Wilhelm Fröauf (1814-1899)

 

Wilhelm Fröauf war seit 1840 im preußischen Staatsdienst tätig. An der Königlichen Gewerbe-Akademie, die sich seit 1821 um die Ausbildung von Fachkräften für Wirtschaft und Verwaltung bemühte, und 1879 mit der Bau-Akademie zur Technischen Hochschule wurde, brachte er es zum Rechnungsrat. Bis zum 57. Lebensjahr wohnte er als Mieter im 1. Stock der Krautstraße Nr. 18 in Berlin. Am 9. Juli 1871 wurde er Mitglied des Landerwerb- und Bauverein auf Actien. In der Bahnstraße Nr. 3, die 1875 in Saarstraße umbenannt wurde, war er ab 1874 Eigentümer einer zweigeschossigen Putzbau-Villa, in der neben Fröauf eine bunte Mieterschar wohnte Arbeiter Kniesig, Modelleur Müller sowie der ehemalige preußische Generalkonsul in Brasilien Johann Jakob Sturz. Einiges deutet daraufhin, dass Wilhelm Fröauf alleinstehend war, und sich daher auch bei „Krieger- und Landwehrverein“ und „Geselliger Verein“ engagieren konnte.

 

Am 11. Januar 1875 wurde er in die erste Gemeindevertretung von Friedenau gewählt. Der Beamte hat sich als ehrenamtlicher Kommunalpolitiker um die Gemeindeverwaltung gekümmert. Als sich abzeichnete, dass die Villen der Gründerzeit in der Saarstraße ihre Zeit gehabt haben und durch mehrstöckige Mietswohnhäuser ersetzt wurden, verkaufte auch Fröauf sein Anwesen und zog 1887/88 nach Charlottenburg. Dort starb er am 1. Januar 1899 im Alter von 85 Jahren.

 

Geblieben sind die Fröaufstraße und drei Briefe vom Mai 1870, die er noch als Rechnungsrat der Königlichen Gewerbe-Akademie an den Kunsthistoriker Herman Grimm (1828-1901) geschrieben hatte. Im Briefwechsel zwischen Grimm und Fröauf ging es um organisatorische Fragen zu einer geplanten Vorlesung von Herman Grimm, die im Zusammenhang mit seiner bevorstehenden Habilitation stand.

 

 

 

Geblieben ist auch der Friedenauer Lokal-Anzeiger vom 5. Januar 1899: Heute Nachmittag 3 Uhr wurde seinem Wunsche gemäß auf dem hiesigen Kirchhof der am 1. Januar in Charlottenburg verstorbene Geh. Rechnungsrath a. D. Fröauf begraben, ein Mann, mit dessen Namen die Gründungsgeschichte unseres Ortes eng verknüpft ist. Herr Fröauf gehörte dem Aufsichtsrath des am 3. Juli 1871 begründeten »Landerwerb- und Bauvereins auf Aktien" an, durch dessen Thätigkeit bekanntlich die Ansiedelung »Friedenau" geschaffen wurde. Als dann von den ersten Ansiedlern im Oktober 1872 zur Förderung der Entwickelung des Ortes der „Gesellige Verein“ gegründet worden war und im August 1873 aus diesem der „Gemeinnützige Verein“ hervorging, waren es besonders die Herren Rechnungsrath Fröauf, Geh. erpedirender Sekretär Rönneberg und Rechnungsrath Hertel, die sich die Vertretung und Verwaltung der Ansiedelung angelegen sein ließen. Die Thätigkeit dieses »Gemeinnützigen Vereins" ist später als ein „mustergültiges Beispiel der Selbstverwaltung" bezeichnet worden und unser soeben verstorbener Alt-Friedenauer konnte einen erheblichen Antheil an dieser Anerkennung für sich in Anspruch nehmen. Bei der am 11. Januar 1875 stattgehabten erstmaligen Wahl der Gemeindeverordneten, welche ihrerseits den Gemeindevorstand zu wählen hatten, wurde auch Herr Rechnungsrath Fröauf gewählt, der in seinem späteren, langjährigen Amte als Schöffe an der Herausbildung der kleinen Gemeinde Friedenau zu einem ansehnlichen Gemeinwesen hervorragend thätig war. Anläßlich seines 50jährigen Dienstjubiläums wurde dem um Friedenau so verdienten Manne das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde verliehen und unsere Gemeindebehörden widmen ihm heute einen ehrenvollen Nachruf. Eine westlich von der Kaiserallee ausgehende Straße wurde nach ihm benannt. Unserem Krieger-und Landwehrverein gehörte Herr Fröauf als Ehrenmitglied an. Der Verein gab ihm heute das Geleit zur letzten Ruhestätte. Der Verstorbene war ein leuchtendes Vorbild im selbst5.1.losen Dienste für das Gemeinwohl; in der Nacheiferung ihm gleichzukommen, dürfte nur wenigen unserer im öffentlichen Leben stehenden Mitbürger möglich sein.

 

Dem Mann, mit dessen Namen die Gründungsgeschichte unseres Ortes eng verknüpft ist, hat die Ehrenbürgerschaft nichts gebracht. Irgendwann wurde sein Grab in der Abteilung 7 auf dem Friedhof Stubenrauchstraße eingeebnet.