Bruno Schneidereit (1880 1939)
Architekt
Bruno Julius Hermann Schneidereit kam am 12. Juli 1880 als Sohn des Brückenwärters Martin Schneidereit und dessen Ehefrau Auguste geborene Olschewski in Tilsit zur Welt. Nach einer Lehre im Baufach dürfte er die Gewerbeschule besucht haben. 1903 trat er der Deutschen Freien Architektenschaft bei, die sich für die Anerkennung der Baukunst als individuelle künstlerische Tätigkeit einsetzte und sich gegen die akademische Vormundschaft der preußischen Bauverwaltung wandte.
Im Berliner Adressbuch erscheint sein Name erstmals 1907 unter Friedenau Goßlerstraße Nr. 27: Schneidereit, Bruno, Architekt. 1908 eröffnete er in der Handjerystraße Nr. 12/13 ein Büro für Architektur und Bauausführungen. Daraus wurde 1909 Schneidereit & Wünsche, Atelier für Hochbauausführungen, Innenarchitektur und Kunstgewerbe mit Sitz Halensee, Kurfürstendamm 152, Parterre.
Eigentümer des im Bau befindlichen viergeschossigen Wohn- und Geschäftshauses.an der Ecke Cicerostraße war Magistratssekretär Max Cuhrt. Nach Recherchen von Aya Soika, Professorin für Kunstgeschichte am Bard College Berlin, wünschte der Bauherr die Ausgestaltung des Foyers und der Treppenaufgänge mit dokorativen Malereien und Mosaiken. Dazu kamen Ölgemälde mit Porträts der Familie Curth, die in den Wandtäfelungen der Aufgänge eingelassen werden sollten.
Schneidereit erinnerte sich an die Kunstgewerbeausstellung Dresden 1906 und an die Glas- und Wandmalereien sowie Mosaiken des Akademiestudenten Max Pechstein (1881-1955), die dieser zur Finanzierung seines Studiums für seine Professoren ausgeführt hatte. Im August 1908 war Pechstein in Berlin, bekam ein Dachatelier im Haus und machte sich an die Dekoration. Am 17. September schrieb er Schmidt-Rottluff: Ich habe mich jetzt endlich soweit eingerichtet. Der ganze Sommer ist wieder einmal für andere draufgegangen, ohne dabei einen Verdienst erzielt zu haben, der einzige ist, ich wohne umsonst, immerhin was. So ganz korrekt war das nicht, denn Bruno Schneidereit sorgte für publicity. In Moderne Bauformen erschien ein farbiger Entwurf: Schneidereit & Wünsche, Friedenau, Wohnhaus Curth, Berlin, Kurfürstendamm, Aquarell von Max Pechstein. Erwähnt wurde der Putz, ein neues Material ‚Terrasit‘, ein Gemisch aus naturfarbenen gemahlenen Steinen, in diesem Falle Muschelkalk und Porphyr. Die Monatshefte für Architektur und Raumkunst veröffentlichten Innenansichten von Vestibül und Empfangsräumen sowie Ölgemälde der Familie von Max Pechstein.
Kaum war das Haus 1910 errichtet, gingen die Architekten getrennte Wege: Bruno Schneidereit ab 1. April Friedenau, Südwestkorso Nr. 9, Alfred Wünsche Friedenau, Lauterstraße Nr. 5/6 bzw. Friedrich-Wilhelm-Platz Mr. 17, IV. Stock. So ganz harmonisch war die Zusammenarbeit wohl nicht. Auch Pechstein klagte gegenüber Erich Heckel, daß ihn Schneidereit mit der Auszahlung hinhalte. Autor Julius Hoffmann gab 1911 in Farbige Raumkunst kund, daß Alfred Wünsche seinen Geschäftspartner Schneidereit sogar verklagte.
Max Pechstein kam als Diener zweier Herren mit beiden zurecht. Für Alfred Wünsche und den Bildhauer Paul Rudolf Henning entwarf er 1910 die Farbverglasung des Pavillons der Terrasit-Industrie GmbH für die Ton-, Zement- und Kalkindustrieausstelung Berlin. Eine weitere Zusammenarbeit könnte es am Wagnerplatz Nr. 8 (Cosimaplatz) gegeben haben (mehr unter Cosimaplatz).
Als die Berlinische Boden-Gesellschaft westlich der Kaiserallee den fortgeschrittensten Stand des Mietwohnungsbaus ankündigte, war Bruno Schneidereit dabei. An der Ecke Südwestkorso und Stubenrauchstraße konnte er das Grundstück Offenbachcher Straße Nr. 1 erwerben. Da das Gebäude zur Nachbargrenze einen Abstand von mindestens 5 Meter (Bauwich) halten musste und an den Gemeindefriedhof angrenzte, bat Schneidereit die Gemeinde Friedenau um eine gemeinsame Giebelgemeinschaft (ohne Bauwich). Die Gemeinde stimmte zu, allerdings musste die architektonische Ausgestaltung der Fassade nach Angaben des Bauamtes erfolgen. Die Anpflanzungen an der freibleibenden Ecke hatte nach Angaben der Gemeinde zu geschehen. An die Gemeinde ist eine Entschädigung von 1000 Mark für die Ausführung einer Friedhofsmauer zu zahlen.
Damit verzögerte sich die Fertigstellung von Schneidereits Häusern Offenbacher Straße Nr. 1 und Nr. 8, in dem Max Pechstein zu günstigen Konditionen Wohnung und Atelier als Lohn für seine Dekorationen zugesagt worden war. Pechstein war in Bredouille. Am 29. März 1911 hatte er auf dem Standesamt Wilmerdorf Charlotte Kaprolat (1893-1965) geheirat und war nun ohne Bleibe. Mit Billigung von Bauherrn Bruno Schneidereit richtete Pechstein ein damals verbotenes Dachatelier in der Offenbacher Straße Nr. 1 ein, das ich freilich nur mit dem Notwendigsten versehen konnte. Ich hatte in diesem einen Raum die Wände mit Nessel bespannt und ringsherum von oben bis unten mit Stoff-Farben bemalt, so dass das Fehlen der Möbel kaum auffiel. Der Kunsthistoriker Eduard Plietzsch berichtete, daß die Rückseite des Haus an den Friedhof stieß, so dass wir nachmittags immer die Beerdigungsmusik, die von unten heraufscholl, bei unseren Unterhaltungen mitgenießen konnten. Die Unterkunft war illegal und so kommt es, daß diese unter den Berliner Wohnorten von Pechstein nicht auftaucht. Seine Wandbespannung ist erhalten und lagert in der Nationalgalerie.
Ende März 1913 konnte das Ehepaar Pechstein in die Offenbacher Straße Nr. 8 einziehen, zuerst in eine Dachwohnung, später in eine Wohnung im Hochpatterre. Den Eingangsbereich gestaltete Max Pechstein mit Dekorationen. Am 21 Juni 1913 wurde Sohn Frank geboren. Für die Kunsthistorikerin Aya Soika ist das Haus charakteristisch für diese Jahre, als darin anschaulich gezeigt wird, wie modernes Kunstgewerbe und moderne Kunst nach Vereinigung streben. Man erblickt nicht nur eine Arbeit von symptomatischer Bedeutung für die Zeit, sondern auch die ernste Talentprobe eines aus dem Handwerk und der gewerblich angewandten Kunst heraus denkenden Dekorativen, den ein heftiger Höhendrang beseelt und mit dessen frischer Kraft man unwillkürlich sympathisiert.
Am 8. Mai 1913 erschienen vor dem Standesamt Berlin zum Zwecke der Eheschließung 1. der Architekt Bruno Schneidereit, evangelischer Religion, wohnhaft in Berlin-Friedenau, Taunusstraße Nr. 23, und 2. die Karolina Wilhelmine Margarete Fielitz, evangelischer Religion, geboren am 25. April 1887 zu Berlin, wohnhaft in Berlin, Brunnenstraße Nr. 191, Tochter des verstorbenen Fabrikbesitzers August Karl Gustav Adolf Fielitz und seiner verstorbenen Ehefrau Pauline Wilhelmine geborene Wasewitz. Bereits im Oktober 1910 hatte die Zeitschrift Deusche Kunst und Dekoration eine Farbzeichnung veröffentlicht – betitelt mit Wohnhaus. Friedenau. Taunusstraße. Architekt: Bruno Schneidereit, Friedenau. Maler: Max Pechstein, Berlin.
Das Grundstück Taunusstraße Nr. 23 war einst im Besitz des Berlin-Charlottenburger Bauvereins und der Landhausbaubeschränkung unterworfen. Nachdem 1905 die Bauklasse I genehmigt worden war, kam der Grundstücksverkauf in Gang. Die Grundstücke Taunusstraße Nr. 20 bis Nr. 23 waren bis 1911 im Adressbuch als Baustellen eingetragen. Ende 1912 war das viergeschossige Mietswohnhaus Taunusstraße Nr. 23 errichtet und bezogen. Entwurf, Bauherr und Eigentümer Architekt Bruno Schneidereit. Das Ehepaar zog zuerst in den III. später in den IV. Stock. 1921 wurde das Haus an den Eisenbahnsekretär Tesch Steglitz verkauft. Schneidereits blieben Mieter. 1930 zogen sie an den Nikolsburger Platz Nr. 2 in Wilmersdorf. Dort ist Bruno Schneidereit am 7. März 1939 verstorben. Todesursache Herzaderverkalkung. Witwe Margarethe wohnte dort bis mindestens 1943.
Kaum war das Haus 1910 errichtet, gingen die Architekten getrennte Wege: Bruno Schneidereit ab 1. April Friedenau, Südwestkorso Nr. 9, Alfred Wünsche Friedenau, Lauterstraße Nr. 5/6 bzw. Friedrich-Wilhelm-Platz Mr. 17, IV. Stock. So ganz harmonisch war die Zusammenarbeit wohl nicht. Auch Pechstein klagte gegenüber Erich Heckel, daß ihn Schneidereit mit der Auszahlung hinhalte. Autor Julius Hoffmann gab 1911 in Farbige Raumkunst kund, daß Alfred Wünsche seinen Geschäftspartner Schneidereit sogar verklagte.
Max Pechstein kam als Diener zweier Herren mit beiden zurecht. Für Alfred Wünsche und den Bildhauer Paul R
Kaum war das Haus 1910 errichtet, gingen die Architekten getrennte Wege: Bruno Schneidereit ab 1. April Friedenau, Südwestkorso Nr. 9, Alfred Wünsche Friedenau, Lauterstraße Nr. 5/6 bzw. Friedrich-Wilhelm-Platz Mr. 17, IV. Stock. So ganz harmonisch war die Zusammenarbeit wohl nicht. Auch Pechstein klagte gegenüber Erich Heckel, daß ihn Schneidereit mit der Auszahlung hinhalte. Autor Julius Hoffmann gab 1911 in Farbige Raumkunst kund, daß Alfred Wünsche seinen Geschäftspartner Schneidereit sogar verklagte.
Max Pechstein kam als Diener zweier Herren mit beiden zurecht. Für Alfred Wünsche und den Bildhauer Paul Rudolf Henning entwarf er 1910 die Farbverglasung des Pavillons der Terrasit-Industrie GmbH für die Ton-, Zement- und Kalkindustrieausstelung Berlin. Eine weitere Zusammenarbeit könnte es am Wagnerplatz Nr. 8 (Cosimaplatz) gegeben haben (mehr unter Cosimaplatz).
udolf Henning entwarf er 1910 die Farbverglasung des Pavillons der Terrasit-Industrie GmbH für die Ton-, Zement- und Kalkindustrieausstelung Berlin. Eine weitere
Zusammenarbeit könnte es am Wagnerplatz Nr. 8 (Cosimaplatz) gegeben haben (mehr unter Cosimaplatz).
Nachdem die Berlinische Boden-Gesellschaft am Südwestkorso den fortgeschrittensten Stand des Mietwohnungsbaus ankündigte, war Schneidereit dabei. Der Friedenauer Lokal-Anzeiger berichtete am 7. Juli 1909: Der Architekt Schneidereit, welcher das Grundstück Stubenrauchstraße Ecke Straße 13 (Offenbacher Straße Nr. 1) erworben hat, will dasselbe mit einem Wohnhaus errichten. Da das Grundstück in der Bauklasse A liegt, in der die Gebäude an der Nachbargrenze einen Abstand von mindestens 5 Meter (Bauwich) von der Nachbargrenze halten müssen und derselbe an den Gemeindefriedhof angrenzt, hat der Eigentümer den Antrag gestellt, die Gemeinde wolle mit ihm an der gemeinsamen Nachbargrenze Giebelgemeinschaft vornehmen lassen (also ohne Bauwich). Die Gemeinde stimmt dem Antrag unter folgenden Bedingungen zu: Die architektonische Ausgestaltung der Fassade hat nach Angaben des Bauamtes zu erfolgen; der Giebel ist architektonisch auszugestalten; die Anpflanzungen an der freibleibenden Ecke hat nach Angaben der Gemeinde zu geschehen; an die Gemeinde ist eine Entschädigung von 1000 Mark (für die Ausführung einer Friedhofsmauer) zu zahlen..
Das Haus wird in der Landesdenkmallste leider nicht erwähnt, obwohl sich Max Pechstein ein damals verbotenes Dachatelier eingerichtet hatte, das ich freilich nur mit dem Notwendigsten versehen konnte. Ich hatte in diesem einen Raum die Wände mit Nessel bespannt und ringsherum von oben bis unten mit Stoff-Farben bemalt, so dass das Fehlen der Möbel kaum auffiel. Die Unterkukunft war illegal und so kommt es, daß die Offenbacher Straße Nr. 1 unter den Berliner Wohnorten von Pechstein nicht auftaucht. Seine Wandbespannung ist erhalten und lagert in der Nationalgalerie.
Es kam der Erste Weltkrieg und Bruno Schneidereit wurde vom Holzindustriellen Otto Schmidt mit dem Ausbau seiner Villa in Bromberg beauftragt. Kunstkritiker Anton Jaumann schreibt später in Wasmuths Monatsheften (1921), selten sind bei einem relativ kleinen Umbau soviel Bildhauer und Kunsthandwerker zur Mitarbeit herangezogen worden. In der Tat gibt sich Schneidereit dem Projekt ungehemmt hin. Die reichlich publizierten Innenaufnahmen sprechen für sich. Der Hochbauarchitekt wird zum Künstlerarchitekten. Bromberg wird ein typisches Beispiel unserer dekorativen Architektur und unseres Zeitstils. Schneidereit verknüpft Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Zeichnung mit handwerklichen Techniken und erinnert daran, daß entscheidenden Anstöße zu stilistischer Weiterentwicklung in der Architektur auch vom Kunstgewerbe kommen.
Am 24. Juni 1919 war zur Erlangung von Entwürfen für die künstlerische Ausgestaltung des Ehrenfriedhofes der Gemeinde Berlin-Friedenau auf dem Friedhof Stubenrauchstraße unter den hier ansässigen Künstlern ein Wettbewerb ausgeschrieben worden. Das Preisgericht besteht aus Bürgermeister Walger, Schöffe Lichtheim, Baurat Altmann, Bildhauer Professor Haverkamp, Architekt Professor Seeck, Architekt Schönknecht und Garteninspektor Stabe. Der 1. Preis ging an Architekt Bruno Schneidereit. Beschlossen war zuvor, den Ehrenfriedhof für die im Felde gefallenen Friedenauer Kriegsteilnehmer auf der Nordseite der Kapelle anzulegen. Bereits 1914 war das Gemeinsame mit den drei Beerdigungen der aus Lazaretten heimgeholten toten Söhne in privaten Gräbern aufgebraucht. Das rsprüngliche Konzept einer Ehrenstätte für die in der Ferne ruhenden Friedenauer Mitkämpfer geriet ins Wanken.
Bruno Schneidereit meldete sich zu Wort: Ein Ehrenfriedhof muß unter allen Umständen bescheiden sein. Er würde sicher sehr wenig Ehre einbringen, wenn jeder Bürger seine Lieblingsidee verwirklichen könnte. Auch ich hätte gern aus Gründen der Pietät die Einzelgräber bestehen lassen; aber alle Erfahrungen, die anderswo damit gemacht sind, konnten nur abschrecken. Gerade der kleine Raum zwingt zu äußerster Einfachheit und Ruhe. Somit mußte die Gesamtanlage gegenüber dem Einzelgrab betont werden. Die ängstliche Abgrenzung sollte doch nicht über den Tod hinaus gelten. Was wir schaffen, ist bestimmt für viele Geschlechter und mit Ehren zu bestehen. Das ergibt einen anderen Maßstab als die Vorliebe des einzelnen für Symbole, Vergißmeinnicht und andere Niedlichkeiten.
Nachdem die Gemeinde Friedenau 1920 ihre Eigenständigkeit verloren hatte, wurden die Friedenauer Friedhöfe Stubenrauchstraße und Waldfriedhof Güterfelde vom Bezirksamt Wilmersdorf betreut. Schneidereits preisgekrönter Entwurf wurde modifiziert. Damit die unschöne Kapelle nicht zu stark auf die Anlage drückt, wurde auf der Nordseite der Kapelle eine erhöhte Terrasse geschaffen. Sein quadratischer Gedenkstein, der wie eine Vase um ein weniges anschwillt und knospenartig die oberen Platten zweier schwächerer Vierkante herauswachsen läßt, wurde verworfen. Stattdessen wurde eine hohe Säule aus Muschelkalkstein mit der bekrönenden Figur eines niederknieenden Soldaten errichtet, der, wie Hagen von Tronje, einen Kampfmantel mit Gürtel trägt und sein blankes Schwert über seine Schulter hält. Nördlich davon schließt sich der Kriegerfriedhof an, nach Bundesgesetz ausdrücklich nur für Militärangehörige. Die vom Architekten Bruno Schneidereit vorgesehenen flach auf dem Rasen liegenden Tafeln mit den Namen der dort ruhenden Soldaten konnten sich (in abgewandelter Form) erst nach dem Zweiten Weltkrieg für die Anlagen Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft durchsetzen. Auf dem Friedhof Stubenrauchstraße wurden in vier Reihen für 55 Gräber Kalksteinkreuze gesetzt.
Weitere Bauten von Bruno Schneidereit in Berlin