Waldfriedhof Friedenau in Gütergotz. Kapelle, 1914. Foto Privat

Kapelle

 

Als Mittelpunkt des Friedhofs ist die ungewöhnlich große Kapelle gestaltet. Auf sie führen die wichtigsten Wege hin, durch Turm und Vorhalle ist sie baulich ausgezeichnet. Wie das Verwaltungsgebäude und andere Werke Altmanns weist auch sie mit den Eckpavillons die Vorliebe des Architekten für Rundungen auf, für die speziell angepasste Türen und Ausstattungsstücke entwickelt wurden. Alle bisher erwähnten Güterfelder Bauten zeichnen sich durch Klinkerfassaden von herausragender Qualität aus.

 

Der Vorplatz zur Kapelle besitzt einen ovalen Grundriss und ermöglicht in seinen Dimensionen das Wenden von Fahrzeugen. Der Zugang zur Kapelle ist als Rampe, welche die Sockelhöhe der Kapelle überbrückt, ausgebildet. Eine kleine Treppenanlage mit beidseitiger, zum vorhandenen Geländeniveau abfallender Stützmauer aus Kalkstein fängt den Geländeunterschied ab. Mit der Materialwahl wird aus der Entfernung die Illusion einer umlaufenden Sockelzone an der Kapelle hervorgerufen. Von hier aus bilden die vor der Treppenanlage gepflanzten mächtigen Buchen eine zusätzliche Rahmung des Kapellenportals.

 

Die Kapelle ist ein eigenwilliger großer Ziegelbau mit Klinkerfassade und Kalksteinsockel. Dem Schiff mit halbrundem nördlichem Abschluss und kleinem Dachturm mit abgestuftem Schweifdach über dem Vordergiebel sind eine in drei korbbogigen Arkaden geöffnete Vorhalle mit Pultdach und seitliche Rundbauten mit Kegeldächern vorgelagert. Hinten befinden sich beiderseits Anbauten mit in Voluten auslaufendem Schweifgiebel. Während diese Erinnerungen an barocke Häuser im benachbarten Potsdam hervorrufen und im halbrunden Abschluss romanische Apsiden nachwirken, sind andere Partien des Baues sachlich-modern gehalten. Die kleinen, gespitzten Gauben an verschiedenen Stellen der Kapelle sind schließlich als expressionistische Details anzusprechen.

 

Bei aller Verspieltheit der Formgebung ist der Bau zugleich ausgesprochen funktional angelegt. So dienen die vorderen Rundpavillons als Warteräume für die Trauergäste, die sowohl von der Vorhalle als auch direkt vom Kirchenraum aus zugänglich sind. Der gesamte hintere Teil ist unterkellert. Das sehr großzügige Untergeschoss mit Terrazzoboden und zentralem Aufzug diente als Leichenhalle, zugänglich über eine breite Treppenanlage im rechten der hinteren Anbauten. Der gegenüberliegende Bauteil beherbergte einen Sezierraum (Wände zur Hälfte gefliest). Das hohe, ehemals mit Schindeln gedeckte Satteldach der Kapelle besitzt an der Unterseite der stark überstehenden Traufe Reste ornamentaler Bemalung. In den Längsseiten belichten je drei breite und drei schmale Rechteckfenster das Innere. Der eigentliche Kirchenraum ist ein breiter, tonnengewölbter Saal mit Altar in der Apsis und Orgelempore auf der Eingangsseite. Bei der Tonne handelt es sich um eine dünne Rabitzdecke, die an der Dachkonstruktion aufgehängt ist. Neben Uhr (am Vordergiebel), Türen, Fenstern (in der Apsis Farbverglasung mit vegetabilen Motiven, im Schiff Oberteil ornamental gestaltet) blieb auch der Innenraum einschließlich zahlreicher Details in einem seit der Bauzeit fast unveränderten Zustand bewahrt. Dazu gehören der steinerne Altar, die dabei stehenden großen Standleuchter, Wandleuchter zwischen den Fenstern, Gestühl, Bodenfliesen sowie die die Architektur unterstreichende Ausmalung (z.B. aufgemalte Kassettierung auf der Tonne, Borte an deren Ansatz, durch stärkere Verzierung abgesetzte Triumphbogenzone, zwei Engel, die Ovalfeld mit Kreuz halten an den Schmalseiten über Empore bzw. Apsisbogen). Auch in den Eckpavillons sind der Fliesenboden und die hier einfache Wandfassung erhalten geblieben.

Aus dem Gutachten von Uta Schaubs und Dr. Marcus Cante vom Brandenburgischen Landesdenkmalamt, 28.05.2001

 

 

Außenansichten

 

 

Innenansichten Erdgeschoss und Untergeschoss

 

Kapelle, Erdgeschoss. BA Wilmersdorf

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Kapelle Obergeschoss. BA Wilmersdorf

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Kapelle Untergeschoss. BA Wilmersdorf

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