Name seit 1898, benannt nach dem in Hessen und Rheinland-Pfalz liegenden Mittelgebirge.

 

 

Paul Tillich. Titelbild Time Magazin

Taunusstraße Nr. 1

Paul Tillich

 

Kaum war in der vom Potsdamer Verlag von Alfred Protte herausgegebenen Schriftenreihe der neuen Blätter für den Sozialismus“ (Heft 2, 1933) der Text Die Sozialistische Entscheidung erschienen, wurde der protestantische Theologe Paul Tillich (1886-1965) nach dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ im April 1933 als Hochschullehrer vom Dienst suspendiert. Tillich war damit der erste nicht-jüdische Wissenschaftler, dem die Lehrbefugnis entzogen und die Publikation verboten wurde. So kommt es, dass die Antiquariate heute seine Schrift von 1933 mit der Anmerkung offerieren: Selten! Nur wenige Exemplare wurden noch ausgeliefert!

 

Paul Tillich studierte Theologie und Philosophie an den Universitäten von Berlin, Tübingen und Halle. 1911 trat er sein Vikariat in Nauen an, im Mai 1912 absolvierte er das zweite Theologische Examen, am 18. August 1912 erfolgte die Ordination in der Berliner St. Matthäuskirche. Danach wirkte er als Hilfsprediger an der Erlöserkirche in Berlin-Moabit. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig als Militärpfarrer. Nach dem Krieg lehrte er als Privatdozent in Berlin. Von 1918 bis 1925 wohnte er in der Taunusstraße Nr. 1. Die nächsten Stationen für den Religionsphilosophen waren Marburg (1924), Technische Hochschule Dresden (ab 1925) und schließlich von 1929 bis 1933 Frankfurt am Main.

 

 

 

 

 

 

 

 

Tillich war seit 1926 Mitglied im Bund der Religiösen Sozialistinnen und Sozialisten Deutschlands. Er war während der Weimarer Republik Anführer einer Gruppe religiöser Sozialisten mit Harald Poelchau, Adolf Reichwein, Carlo Mierendorff, Theodor Haubach, Otto Heinrich von der Gablentz und Adam von Trott zu Solz, dem sogenannten Tillich-Kreis. Er unterstützte jüdische Studierende gegen den NS-Studentenbund und er plädierte mit seinen zehn Thesen über Die Kirche und das Dritte Reich für die konsequente Ablehnung der nationalsozialistischen Herrschaft.

 

Ende 1933 emigrierte Tillich in die Vereinigten Staaten. Freunde verschafften ihm eine Anstellung als Professor am Union Theological Seminary in New York. Er hielt theologische Vorlesungen an der Columbia University, er wirkte an der Harvard University und der University of Chicago. 1940 nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Vermittlungstheologe wurde er genannt, Wanderer zwischen den Welten und Denker auf der Grenze. Besondere Bedeutung hatte für ihn die Auseinandersetzung des Christentums mit anderen Religionen und das Verhältnis von Glaube und Mythos. Mythen sind Symbole, die zu Geschichten verbunden sind, in denen Begegnungen zwischen Göttern und Menschen erzählt werden. Die Mythen sind in jedem Akt des Glaubens gegenwärtig, denn die Sprache des Glaubens ist das Symbol. Ein Glaube, der seine Symbole wörtlich versteht, wird zum Götzenglauben. Der Glaube aber, der um den symbolischen Charakter seiner Symbole weiß, gibt Gott die Ehre, die ihm gebührt.

 

Deutschland erinnerte sich spät an den Deutschen. 1956 erhielt er die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main, 1961 das Große Verdienstkreuz mit Stern und 1962 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als das Nachrichtenmagazins Time 1963 sein 40-jähriges Bestehen feierte, hielt Paul Tillich im Waldorf-Astoria-Hotel den Festvortrag.

 

Taunusstraße 7. Foto Hahn & Stich, 2017

Taunusstraße Nr. 7

 

 

 

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Taunusstraße Nr. 9

 

Fotografie des des zerstörten Hauses in der Taunusstraße 9, aufgenommen von Herwarth Staudt am 10. Juli 1953 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg.

 

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Taunusstraße Nr. 26

 

Fotografie des Geländes der Taunusstraße 26 Ecke Stubenrauchstraße 25, aufgenommen von Herwarth Staudt am 8. Juni 1953 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg.

 

 

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Taunusstraße Nr. 29

 

In der Taunusstraße ist als einziges Haus die Nr. 29 in die Berliner Denkmalliste aufgenommen worden. Es handelt sich um ein höchst ungewöhnliches Mietwohnhaus, das 1906-07 von Ferdinand Lante erbaut wurde. Das viergeschossige Jugendstil-Haus zeigt keine Fassaden-Ornamente, lediglich die Balkongitter weisen florale Motive auf. Die Straßenfassade zeigt weiche, gerundete, plastische Formen. Über dem Kalkstein-Rustikasockel des Souterrains wölbt sich eine tiefe, zweiachsige Korbbogen-Eingangsnische mit dem Hauseingang, darüber kragt eine Loggia mit Pultdach auf drei toskanischen Säulchen zwischen den seitlich angeordneten Erkern aus. Die halbrunden Erker werden seitlich von Balkons mit schönen Jugendstil-Gittern begleitet. Zwei Fachwerk-Quergiebel des Daches betonen die Erker. Das Haus besitzt ein elegantes, tonnengewölbtes Jugendstil-Vestibül mit restaurierter Malerei. ein Treppenhaus mit farbig verglasten Fenstern, Jugendstil-Treppe und -Türen. Der Hof zwischen den Seitenflügeln st modern, ein wenig japanisierend gestaltet.

Topographie Friedenau, 2000

 

Taunusstraße Nr. 30, Pflanzplan zur Vorgartengestaltung von Julius Moldt, 1909. Bezirksamt Schöneberg

Taunusstraße Nr. 30

 

Im letzten Jahrzehnt des 19. und im ersten des 20. Jahrhunderts waren für die Friedenauer Vorgärten geometrisch gestaltete Anlagen charakteristisch, die oftmals zu den Eingangswegen symmetrisch gepflanzte Ziergehölze (Nadelbäume, Obstgehölze oder kleinkronige Bäume wie Rotdorn), aber auch Zierstrauchgruppen, zum Beispiel aus Hortensien und Immergrünen, oder Teppichbeete aufwiesen. Die Vorgartenränder wurden meist straßenseitig und an den Zugangswegen von niedrigen Hecken, zum Beispiel aus Liguster, Mahonie oder Buchsbaum, begleitet. Auch Blumenrabatten fassten zuweilen die Zugangswege ein. Vor den Hausfassaden und an den seitlichen Grundstücksgrenzen waren oftmals Ziersträucher, darunter Flieder sowie kleinkronige Bäume, locker angeordnet.

 

 

 

 

Die Straßenfront der Vorgärten wurde häufig durch Reihen kleinkroniger Bäume, zumeist mit dem ortsüblichen Rotdorn betont. Zuweilen säumten auch Stauden wie Funkien sowie Farne als Rabatten die Vorgärtenränder, oder die Häuserfassaden und Zäune waren berankt. Kleinteilige Rasenflächen gehörten immer zur Vorgartengestaltung. Einfache Rasenflächen ohne zusätzliche Gestaltungselemente wurden jedoch von der zuständigen Behörde nicht als ‚Ziergarten‘ akzeptiert.

 

Vor dem mehrgeschossigen Mietshaus Taunusstraße 30 wurde 1909 ein Vorgarten nach einem Entwurf des Landschaftsgärtners Julius Moldt aus Steglitz-Lichterfelde gestaltet. Einfriedung und Reste der ehemaligen Bepflanzung zeugen noch von den ‚besonderen Bedingungen‘ bei der Anlage der Friedenauer Vorgärten. Das geometrisch gegliederte schmiedeeiserne Frontgitter auf Kunststeinsockel entspricht den geforderten Höhen für Einfriedungen. Die das Gitter überragenden Gliederungselemente sind an der Spitze mit Blütenmotiven geschmückt. Die niedrigeren, einfachen Seitengitter weisen am Eingangsweg Tore auf. Die nach einem speziellen Pflanzplan gestalteten Vegetationsflächen bestehen aus Rasen, straßenseitig von einer Mahonienhecke gerahmt und mit einigen Ziersträuchern bepflanzt. Auf den symmetrisch zum Eingangsweg angelegten, zum Teil noch von Funkien gesäumten Rundbeeten dominieren heute die ausgewachsenen Koniferen in der Beetmitte, eine Scheinzypresse und eine Eibe. Topographie Friedenau, 2000

 

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Taunusstraße 30, 1950. Sammlung Staudt, Museum Schöneberg

Das Foto mit den Trümmern auf dem Gelände des zerstörten Hinterhauses in der Taunusstraße Nr. 30 wurde am 3. November 1950 von Herwarth Staudt im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg aufgenommen. Die fünfzig Jahre später von der Landschaftsarchitektin Gabriele Schulz für die Denkmaltopographie Friedenau erstellte Beschreibung des Vorgartens legt nahe, dass dieser Vorgarten in den Nachkriegsjahren nach dem Moldt’schen Plan von 1909 rekonstruiert wurde.