Nach dem Tod des verehrten Bismarck war die Benennung des Weges entlang der Ringbahntrasse zwischen Laubacher Straße und Handjerystraße in Varziner Straße um 1904 noch einleuchtend. Als 1983 herausgefunden wurde, dass der stark belastete Verkehrsknotenpunkt am Zusammentreffen von Brünnhilde-, Isolde- und Sieglindestraße unbedingt verkehrsberuhigt werden müsste, wurde aus der Brünnhildestraße eine Sackgasse und Isolde- und Sieglindestraße direkt in die Varziner Straße geführt. Die Freifläche wurde mit einer handbetriebenen Wasserpumpe von anno dunnemals ausgestattet und mir nix dir nix Varziner Platz benannt. Noch einmal Bismarck? Es war halt immer noch Kalter Krieg.

Auf die Idee, den Platz beispielsweise nach Erwin Magnus zu benennen, den genialen Übersetzer der Romane von Jack London, der direkt am Platz wohnte und 1933 nach Dänemark emigrieren musste, oder nach dem Maler der Brücke Otto Mueller, der in der Varziner Straße lebte und dessen Werke von den Nationalsozialisten als entartet diffamiert wurden, kam Schöneberg nicht.

Vier Eckhäuser umrahmen den Platz, mit dem sie laut Adressbuch eigentlich nichts zu tun haben: Cosima ist Sieglindestraße 10, Derpart-Reisebüro Isoldestraße 1, Süßkramdealer Varziner Straße 4 und Modeladen Meck & Sons Varziner Straße 3. Eine amüsante Lösung gibt es für den Tunnelladen am Eingang zum S-Bahnhof Bundesplatz: Bunde S Markt heißt es, Adresse Varziner Platz 0, 12159 Berlin.