Rathaus Schöneberg. Foto Hahn & Stich, 2015

Hinrichsen & Isenbeck

Wilhelmstraße Nr. 7 (heute Görresstraße)

 

Der Bildhauer Ludwig Isenbeck und der Architekt Johannes Hinrichsen haben mit den Skulpturen am Schöneberger Rathaus (1911-1913) und mit dem Fassadenschmuck am Weinhaus Huth (1911-1912) Werke hinterlassen, die gewürdigt werden sollten.

 

Was sollen Bürger davon halten, wenn Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) während ihrer Führung durch das Rathaus Schöneberg am 16. Februar 2013 zur Architektur nicht allzu viel erzählen möchte (oder nicht kann), und es dabei belässt, dass der Fassadenschmuck und die vier Turmfiguren Werke der Friedenauer Bildhauer Johannes Hinrichsen und Ludwig Isenbeck sind.

 

Schon in der vom Bezirksamt erstellten Dokumentation über Das Rathaus Schöneberg (2014) bleibt die Information dürftig: Hinrichsen, Johannes (?), Bildhauer und Architekt (Werkstatt Hinrichsen & Isenbeck, Berlin-Friedenau); Bildhauerische Arbeiten in Stein, Keramik und Metall für zahlreiche öffentliche Bauten in Berlin. Das ist armselig, da gerade ihre Vorgänger Rudolph Wilde (1857-1910) und Alexander Dominicus (1873-1945) laut Schöneberger Tageblatt vom 17. August 1913 die Absicht hatten, der künstlerischen Ausschmückung des neuen Rathauses besondere Sorgfalt zuzuwenden.

 

Für den Bauschmuck wurden mehrere Fachleute herangezogen. Das Innere mit den glasierten Terrakotten gestaltete der Baukeramiker John Martens (1875-1936), für das Außen stehen der Bildhauer Hugo Lederer (1871-1940) mit dem Wandrelief für Reichsfreiherr Carl vom und zum Stein (1737-1831) sowie Hinrichsen & Isenbeck mit dem bauplastischen Dekor der Fassade.

 

Johannes Hinrichsen (1884-1971) wurde in Schleswig geboren. Ludwig Isenbeck (1882-1958) stammt aus dem westfälischen Herringen. Beide wohnten 1905 in der Kaiserallee Nr. 17 - mit der Berufsbezeichnung Bildhauer. Von 1910 bis 1916 ist die Firma Hinrichsen & Isenbeck als Mieter eines Ateliers im Bildhauerhof von Valentino Casal in der Wilhelmstraße Nr. 7 aufgeführt. Es kann davon ausgegangen werden, dass sie damals bereits mit den Entwürfen für die Fassadengestaltung sowohl des Weinhauses Huth am Potsdamer Platz als auch des Schöneberger Rathauses beschäftigt waren. Galt im Kaiserreich bisher das Monument als Kunst, waren nun Künstler herangewachsen, die mit den Baumeistern gemeinsame Zwecke verfolgten. Kurzum: Auf Marmor folgten Muschelkalk, glasierte Keramik und schließlich auch Waschbeton. Bei der Umsetzung von Entwürfen für Keramik-Fassadenschmuck arbeiteten sie mit der Manufaktur Richard Blumenfeld zusammen, wo die gestalteten Elemente gebrannt wurden.

 

Am 26. November 1912 verkündete der Friedenauer Lokal-Anzeiger, dass auf dem Rathausplatz in Lankwitz ein Friedenauer Kunstwerk errichtet worden ist, ein Zierbrunnen, der nach den Entwürfen unserer Mitbürger Hinrichsen und Isenbeck in deren Atelier hergestellt wurde. Die 15000 M. betragenden Kosten für das Kunstwerk hat die Lankwitzer Bevölkerung freiwillig aufgebracht. Der Brunnen ist aus Muschelkalksteinen hergestellt, der Unterbau ist achteckig, der Sockel zeigt figürlichen Schmuck und Ornamente. In der Mitte des Brunnenbeckens erhebt sich auf einer Säule eine Schnitterin mit einer Sichel in der Hand. Unterhalb der Figur läuft aus 4 Öffnungen das Wasser in den Brunnen: durch eine Injektur am Boden des Beckens wird es ermöglicht, den größten Teil des Wassers wieder von neuem in Umlauf zu setzen, so dass also nur ein geringer Prozentsatz des Wassers verloren geht.

 

Von Hinrichsen & Isenbeck sind noch folgende Werke bekannt: Schmuck an und in der Kirche Zur frohen Botschaft in Karlshorst (1910), Fassade Weinhaus Huth am Potsdamer Platz (Muschelkalkskulpturen, Gemeindeschule Charlottenburg Nithackstraße (Skulpturen, 1913/14), Springer an der Fassade des Stadtbades Lichtenberg (1928), Christus Jesus-Christuskirche am Thielplatz (Bronze, um 1931), Berliner Stadtwappen, Bärenzwinger am Köllnischen Park (1938/39).