Grabstätte Falk-Metz. Foto Hahn & Stich, 2020

Grabstätte Falk

vorher Familie Ludwig Rudolf Metz

 

Ein langer Leichenzug bewegte sich am Donnerstagnachmittag, den 10. November 1898, von Steglitz her durch die Rheinstraße und Kirchstraße nach dem Friedenauer Kirchhof. Der in Steglitz verstorbene Begründer und Chef der Firma Metz & Co Ludwig Rudolf Metz wurde auf unserem Kirchhof beigesetzt, nachdem der Auskauf aus der Steglitzer Gemeinde erfolgt war.

 

Was meinte der Friedenauer Lokal-Anzeiger mit nachdem der Auskauf aus der Steglitzer Gemeinde erfolgt war. Auf unsere Frage reagierten sowohl die Evangelische Kirchgemeinde Zum Guten Hirten als auch das Katholische Gotteshaus Maria Regina Martyrum ratlos. Es muss 1898 wohl nicht so ganz einfach gewesen sein, statt auf einem evangelischen Kirchhof in Steglitz auf einem kommunalen Friedhof in Friedenau die letzte Ruhe zu finden.

 

 

Ludwig Rudolf Metz war am Sonnabendabend des 5. November 1898 in seinem Haus Steglitz Schloßstraße Nr. 1 im Alter von 72 Jahren infolge eines Schlaganfalls, den er drei Tage vor seinem Tode erlitt, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben, verstorben.

 

Ludwig Rudolf Metz wurde am 6. Oktober 1827 in Brandenburg a. d. Havel geboren und laut Kirchenbuch von St. Katharinen am 19. November 1827 im Elternhaus getauft. Mit 27 Jahren gründete er 1854 in der Berliner Scharrenstraße Nr. 2 die Samenhandlung Fa. Metz & Co. Es währte nicht lange und der wachsende Kundenkreis machte eine Geschäftsverlegung zunächst in die Neue Friedrichsstraße Nr. 20 (1856-1866), dann in die Linienstraße Nr. 132 und schließlich 1882 in die Steglitzer Schloßstraße Nr. 1 bzw. Nr. 9-10 erforderlich.

 

Am 12. Oktober 1862 heiratete Metz in Driesen/Neumark die am 15. Februar 1840 geborene Minna Luise Bertha Ladisch. Das Ehepaar hatte zehn Kinder: Gustav Adolph Johannes (1863-1928), Rudolph Walter (1864-1934), Emilie Marie Catharina (1865-1944), Albert Eduard Alfred (1867-1928), Bertha Elisabeth (1868-?), Ernestine Martha (1869-1928), Friedrich Wilhelm Georg (1870-1871), Clara Anna Gertrud (1872-1953), Gustav Ludwig Rudolph (1873-?) und Klara Frieda Hedwig (1875-1940). Bei dieser Sachlage wundert es nicht, dass Witwe Bertha Metz nach dem Tod ihres Ehemannes das gewaltige Erbbegräbnis auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße errichten ließ.

 

In seiner Beschreibung über Das gewerbliche Leben im Kreise Teltow – aus Veranlassung der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896 im Auftrage des Kreis-Ausschusses 1900 herausgegeben von Christoph Joseph Cremer im Carl Heymann Verlag Berlin, gibt der Autor einen Einblick in die damaligen Gegebenheiten von Metz & Co. Etablissement für Land-, Forstwirtschaft u. Gartenbau. Samenhandlung, Samenculturen, Baumschulen. Steglitz bei Berlin.

 

Wandert man auf der Berlin-Potsdamer Chaussee von Friedenau her gen Steglitz, so erblickt man schon aus ziemlicher Entfernung das stattliche dreistöckige Geschäftshaus mit seiner fensterreihen weißen Front, die weithin sichtbar die Aufschrift trägt: ‚Metz & Co.‘ Eine gute Strecke früher, ehe man das Gebäude erreicht, stößt man auf die Einfriedigungen, welche die Gärten und ausgedehnten Ländereien des Etablissements umhegen, und die sich hinziehen, soweit der Blick die Gegend rechts von der Chaussee umfasst. Von der Straße aus betritt man durch ein breit angelegtes, geschmackvolles Gittertor einen vornehm ausgestatteten Vorgarten, dessen Mitte eine nach dem Geschäfts- und Wohnhause führende schattige Allee einnimmt. Rechts und links liegen innerhalb dichtberaster saftiger Flächen mächtige Beete, deren pyramidenförmiger Aufbau von üppig grünenden und blühenden Pflanzen gebildet wird, die stets eine sorgfältig ausgewählte Vereinigung alles dessen darstellen, was die Saison zum Schmuck der Gärten zu bieten vermag. Man empfängt den Eindruck, als befände man sich auf der  Besitzung eines wohlsituierten Privatmannes, der zu seinem und anderer Vergnügen mit kunstverständiger Hand die Gaben der Natur in den Dienst des höheren Lebensgenusses zu stellen weiß.

 

Hat man die Schwelle des Hauses überschritten, so steht man mitten im Geschäft. Gartengeräte, Abbildungen von Blumen, Pflanzen und Früchten, Apparate zum Prüfen und Wiegen von Produkten land- und forstwirtschaftlicher Herkunft, Plakate von pomologischen und ähnlichen Ausstellungen winken und blinken den Ankommenden schon im Hausflur von allen Stellen entgegen, wo sich ein passender Platz dafür hat finden lassen. Das ganze Gebäude ist mit Ausnahme der rechten Hälfte des ersten Stockwerks, die sich der Inhaber der Firma als Wohnung reserviert hat, ein Warenlager vom Keller bis zum Boden. Die Räume des Erdgeschosses enthalten rechts das Kontor und die Samen-Kontrollstation, links das Lokal für den Kleinverkauf von Gemüse-, Blumen- und landwirtschaftlichen Sämereien. Der in diesem Teil des Hauses dem Geschäfte gewidmete Raum beläuft sich auf ungefähr 680 Quadratmeter.

 

Die Firma beschäftigt Jahr aus Jahr ein 100 Angestellte und Arbeiter. Ihre weitverzweigten auswärtigen Beziehungen hält die Firma Metz & Co. durch den Versand acht ausführlicher Kataloge aufrecht, von denen ein Haupt-Katalog im Januar, ein zweiter im Laufe des Sommers erscheint. Der Januar-Katalog enthält in drei Abteilungen mit 10925 Nummern 1. landwirtschaftliche Sämereien. Forstsämereien, künstliche Dünger; 2. Gemüse- und Blumensämereien für den Gartenbau und den Markt: 3. Baumschulartikel. Der Sommer-Katalog befasst sich mit dem Saatgetreide und überhaupt mit denjenigen Sämereien, die im Herbste der Erde anvertraut werden, sowie mit Harlemer und Berliner Blumenzwiebeln.

 

Nachzutragen ist, dass Ludwig Rudolf Metz Gemeindevertreter in Steglitz und ab 1888 Abgeordneter des Landkreises Teltow war. Das Grundstück in der Schloßstraße wurde später mit gutem Erlös an ein Warenhaus verkauft. Sein Sohn Albert Eduard Alfred Metz trat 1892 als Mitinhaber in das Geschäft ein und gründete 1898 in Berlin W 35 Bülowstraße Nr. 56 die Landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gärtnerische Sämereien- und Saatgetreide-Großhandlung Alfred Metz & Co.

 

Witwe Bertha Metz starb am 17. Januar 1921 und wurde am 21. Januar im Erbbegräbnis auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße beigesetzt. Die Nutzungsrechte für das Grab waren offensichtlich in den 1970er Jahren abgelaufen. Danach kommt der Datenschutz und leider nur noch das, was auf den Grabtafeln zu lesen ist: Paul Falk † 9.4.1975 und Elisabeth Falk-Krahn † 19.3.2011. Es ist also davon auszugehen, dass die Erben von Paul Falk die Patenschaft für das Erbbegräbnis übernommen haben. Eine Verbindung Metz-Falk lässt sich nicht herstellen. Bemerkenswert ist vor allem, dass dieses Wandgrab erhalten bleibt.

 

Metz & Co von Christoph Joseph Cremer, 1900

ePaper
Teilen: