Aus historischer Sicht gehört die Sponholzstraße zur Gemarkung Schöneberg – also zum gefühlten Friedenau. Der Name besteht offiziell seit dem 29. April 1884, war aber seit 1873 gebräuchlich. Benannt nach dem Kaufmann Johann Christian August Sponholz (1827-1907). Er ließ das Land ab 1873 parzellieren und sorgte zusammen mit weiteren Terraingesellschaften und Banken für den Bau der auf Schöneberger Terrain liegenden Wannseebahnstation Friedenau, auf der ab 1874 die zwischen Berlin (Potsdamer Bahnhof) und Potsdam (Stadtbahnhof) verkehrenden Lokalzüge hielten.

 

Hauptstraße Ecke Sponholzstraße, um 1900. Archiv Rüdiger Barasch

Vorspiel

Sponholzstraße Ecke Hauptstraße

 

Ohne den Hinweis auf das Sponholz wäre die Sponholzstraße nicht komplett. Das Haus Nr. 57 wurde 1887/88 errichtet – mit der Gastwirtschaft von Johann Stiebel, in die man nicht wie bislang üblich in den Keller hinabsteigen musste, sondern von der Straße hereinfallen konnte. In dieser Kneipe war Bier nicht mehr nur Mittel zum Zweck. Man trank, um sich dabei zu unterhalten und in Stimmung zu kommen. Als der Verein der Gast- und Schankwirte von Friedenau und Umgegend 1899 zur Vorstandssitzung einlud, wurden die Kollegen zu Stiebel in die Friedenauer Straße Nr. 65 gebeten. Von da an gehörten zur Sponholzstraße von der Haupt- bis zur Bahnhofstraße die Nr. 1-27 und zurück die Nr. 28-56.

 

Nr. 57 war ab 1910 im Besitz des Geheimen Rechnungsrats W. Willmann und erscheint ab 1915 im Adressbuch nur noch als Baustelle. Es wurde weder abgerissen noch neu gebaut. Als die Friedenauer Straße zwischen Innsbrucker Platz und Rheinstraße in Hauptstraße umbenannt wurde, bekam die Kneipe die Adresse Hauptstraße Nr. 89 mit wechselnden Pächtern. In den Wirtschaftswunderjahren wurde das Haus – wie viele andere in der Gegend auch – entdekoriert. Verschwunden sind die Atelierfenster im Dachgeschoss, die Balkone zur Hauptstraße, geblieben ist ganz oben die Eckterrasse und ganz unten die Kneipe – seit mehr als 130 Jahren. Das ist schon was! Sponholz nennt sich nicht mehr Wirtshaus, Destille, Kaschemme oder Kneipe, sondern zeitgeistig Bar & Pub, wo freitags bis sonntags drinnen geraucht werden darf, und jenen, die auf das Rauchen nicht verzichten können oder wollen, montags bis donnerstags eine Alternative im Vorgartenzelt an der Sponholzstraße geboten wird.

 

Eigentumsrechtliche Verhältnisse um 1875. Quelle BA TS
Johann Christian August Sponholz. Archiv Lutz Sponholz

Johann Christian August Sponholz (1827-1907)

 

Namensgeber der Straße ist Johann Christian August Sponholz (1827-1907). Nachdem Johann Anton Wilhelm Carstenn 1871 mit Genehmigung des damals zuständigen Kreises Teltow dem Rittergut Deutsch-Wilmersdorf einige Hundert Morgen abgekauft hatte und über den „Landerwerb- und Bauverein auf Actien“ einen Bebauungsplan für eine Siedlung Friedenau hatte erstellen lassen, kam auch der August Sponholz auf die Idee, am östlichen Rand und schon auf der Gemarkung Schöneberg Grundstücke zu erwerben.

 

Auf dem Plan von 1876 ist „seine“ Straße bereits eingezeichnet – namenlos. Bereits ab 1873 ließ er das Land parzellieren. Für beide Straßenseiten wurden Mietshäuser mit zwei und drei Geschossen konzipiert, großzügige Wohnungen zwischen 130 und 230 Quadratmetern, Parkett, Flügeltüren, Balkone, Vorgärten und immer mit einem Stückchen Grün hinter den Häusern. Die Entwürfe stammen durchweg von Maurermeistern, die zugleich als Bauherrn fungierten. Dafür stehen die unter Denkmalschutz stehenden Häuser mit den Nummern 4a, 4b, 8, 23, 24, 31 und 49 aus den Jahren 1885 bis 1891. Eine Ausnahme bildet das aus gelb-roten Sichtziegeln erstellte Landhaus Sponholzstraße 33 Ecke Semperstraße 1, das der Architekt Max Nagel 1885 für die Gebrüder Hildebrand geschaffen hatte. Am 29. April 1884 erhielt die etwa einen Kilometer lange Straße den amtlichen Namen Sponholzstraße.

 

In der Nähe fuhren auf den Gleisen der Stammbahn seit 1838 die Züge zwischen Berlin und Zehlendorf – ohne Halt in dieser Gegend. August Sponholz verbündete sich mit den Friedenauer Terraingesellschaften. Sie sammelten Geld für den Bau eines Stationsgebäudes und Sponholz schenkte der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahngesellschaft obendrein noch 200 Quadratmeter Land für die Station. Am 1. November 1874 wurde ein erster Bahnhof „Friedenau“ in Betrieb genommen..

 

 

 

Der Borstenviehhändler

 

Der Name Sponholz taucht erstmals 1403 in einer Urkunde des Klosters Broda am Tollensesee auf. Im Laufe der Jahrhunderte gerät der Stammbaum aus den Fugen. Für das „gefühlte Friedenau“ ist die Linie des Hofmeisters und Holzwärters Christian Friedrich Sponholz (1791-1864) von Bedeutung. Aus seiner Ehe mit Henriette Charlotte geborene Liebenow gingen drei Söhne hervor: Friedrich Wilhelm (1817-1899), Carl Ludwig (1839-1910) und eben jener Johann Christian August, Sponholz, nach dem 1884 die Straße benannt wurde.

Er wurde am 25. Dezember 1827 in Zadtkow geboren. Der Ort im Kreis Belgard in der Provinz Pommern war einst im Besitz der Familie von Kleist. Es gab ein Gut, vier Vorwerke, eine Mühle, ein Dutzend Wohnhäuser und etwa 100 Einwohner. Mehr als Ackerbau und Viehzucht war da nicht. Das änderte sich nach 1843 mit der Inbetriebnahme der Bahnstrecken Berlin-Stettin und Neustettin-Belgard-Kolberg. Bis nach Pommern hatte es sich herumgesprochen, dass das ständig wachsende Berlin immer mehr Schlachtvieh brauchte. Damit kannten sich die Sponholz-Brüder aus. Als dann die preußische Gemeindeordnung im Jahre 1850 allen über 24 Jahre alten männlichen Einwohnern, „die Steuern zahlen, ein Gewerbe betreiben oder über Einkünfte verfügen“, das „Berliner Bürgerrecht“ garantierte, zog es Friedrich Wilhelm und Johann Christian August an die Spree. Sie wurden Viehhändler, „die“ Einkäufer für den Berliner Fleischhandel überhaupt und beherrschten zwischen 1855 und 1900 den Viehhandelsmarkt weit über die Grenzen von Preußen hinaus bis in das Land der Ungarn.

Mit den Viehmärkten und Schlachthäusern gab es in Berlin allzeit Probleme. Bereits 1591 wurde angeordnet, dass alles Vieh nur noch in öffentlichen Schlachthäusern gekillt werden dürfe. Der älteste Viehhof lag an der Jägerstraße – in der Mitte von Berlin. Da der Ort mit „Gerüchen“ verbunden war, wurde der Viehhandel an den Wollplatz verlegt, dem späteren Alexanderplatz. Nach 1661 kamen weitere Schlachthäuser hinzu. 1827 wurde der Klägersche Viehhof am Büschingplatz in der Nähe des Landsberger Tores als Sehenswürdigkeit gefeiert. Er wurde 1871 geschlossen, nachdem die Rinderpest ausgebrochen war.

1868 erwarb der Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg (1823-1884) ein 30 Hektar großes Areal zwischen der Brunnen- und Ackerstraße in Gesundbrunnen, um einen privaten Viehhof mit Schlachthaus zu errichten. Dafür gründete er eine Viehmarkt-Kommandit-Gesellschaft auf Aktien, in die er die Konzession für einen Gleisanschluss an die Berliner Verbindungsbahn und damit den Anschluss an die Fernbahngleise einbrachte. Nach Plänen des Architekten August Friedrich Wilhelm Orth (1828-1901) entstand ab 1869 auf einem 30 Hektar großen Areal zwischen der Brunnen- und Ackerstraße in Gesundbrunnen der „Neue Berliner Viehmarkt“ (später AEG-Areal).

Am 19. Juli 1870 erfolgte die Kriegserklärung Frankreichs an Preußen – der Beginn des Deutsch-Französische Krieges. Eine Woche später saß Sponholz am 27. Juli im Zug nach Koblenz. Dort traf er General Albrecht von Stosch (1818-1896), den Besitzer des Weinguts von Stosch in Mittelheim und Generalintendanten der Armee. Diese militärische Verwaltungsbehörde hatte die Truppe vor allem mit Essen und Trinken zu versorgen. Die Sponholz-Brüder waren im Geschäft.

1872 ging die Strousbergsche „Viehmarkt-Kommandit-Gesellschaft auf Aktien“ an die „Sponholz & Co. Viehmarkts-Aktiengesellschaft“ über. 1884 schuf Sponholz mit dem „Kreditinstitut Sponholz, Ehestädt & Schröder, Bank Kommandit Gesellschaft“ die einflussreiche Vieh- und Fleischmarktbank der Reichshauptstadt. Dazu kam das Verlagshaus „Sponholz GmbH Berlin-Schöneberg“ für den Vertrieb von Fachliteratur für Fleischereien, in dem auch die „Allgemeine Fleischer Zeitung“ erschien. Zwei Jahre später verhandelte Sponholz mit dem Berliner Magistrat über einen Verkauf. Die hohen Preisforderungen veranlassten den Magistrat, den „Zentralvieh- und Schlachthof“ an der Landsberger Allee zu errichten. Das war das Ende des Viehhofs an der Brunnenstraße.

 

Neuer Berliner Viehmark. Entwurf August Orth

 

August und Auguste Sponholz

 

Der 29jährige Johann Christian August Sponholz hatte 1856 zwischen Januar und März in Berlin die 24jährige Caroline Auguste Louise Herrmann (01.08.1832 - 16.04.1908) kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Doch er musste im April nach Ungarn zum Viehkauf. Während der monatelangen Trennung entstanden mehr als ein Dutzend Briefe, die uns Urenkel Lutz Sponholz aus Bad Münder für diese Website zur Veröffentlichung stellte.

 

Am 4. September 1856 fand die Trauung in der St. Matthäus Kirche im Tiergarten statt. Schon Mitte September 1956 zogen die Eheleute nach Pesth. Dort wurde 1858 Sohn August Junior geboren. Nach drei Jahren ging es nach Berlin zurück. Dort kamen die ihre Kinder Paul (1862), Alfred (1864), Gertrud (1865) und Walter (1867) zur Welt.

 

 

Der Briefwechsel

 

August und Auguste Sponholz. Archiv Lutz Sponholz

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Das Ende

 

Johann Christian August Sponholz starb am 16. Januar 1907 um 19.15 Uhr in seiner Wohnung Mariendorf-Südende, Wilhelmstraße 10 (heute Briesingstraße). Beerdigt wurde er am 20. Januar auf dem St. Matthäus Friedhof. Seine Auguste folgte ihm am 16. September 1908. Die letzte Ruhe haben beide dort nicht gefunden.

„Auf Grund der Dritten Verordnung über die Neugestaltung der Reichshauptstadt Berlin vom 23. April 1938 wurde im Einvernehmen mit dem Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt die Zweckbestimmung des aus anliegendem Plan ersichtlichen, rund 15.000 qm großen Teiles des alten Friedhofs der St. Matthäus Kirchengemeinde in Berlin-Schöneberg, Großgörschenstraße, mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Die Umbettungen haben nach dem Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf zu erfolgen.“

Albert Speer brauchte Platz für die „Reichshauptstadt Germania“ mit der 40 Kilometer langen und 100 Meter breiten Nord-Süd-Achse. Die Mausoleen, Wandgräber und Grabmale wurden vermessen und kartiert, abgetragen und nach Stahnsdorf gebracht – rund 15.000 Särge und Urnen. Auf der Nordseite des Südwestkirchhofs fand ein Drittel der Gräber des „Alten St.-Matthäus-Kirchhof“ unter dem Namen „Alte Umbettung“ einen neuen Platz – mitten in der Landschaft. Das Stahnsdorfer Arrangement auf der etwa einen Kilometer langen „Grabstraße“ hat keinerlei Bezug zum ehemaligen Standort in Schöneberg. Das monumentale Wandgrab von August und Auguste Sponholz hat heute die Bezeichnung „Alte Umbettung, Abteilung A, Erbbegräbnis 15“.

 

Sponholzstraße 1. Foto Hahn & Stich, 2019

Sponholzstraße Nr. 1

 

Im Vergleich mit den anderen Grundstücken der Sponholzstraße, die ab etwa 1885 mit Landhäusern und Mietswohnhäusern bebaut wurden, wurde auf den Grundstücken Sponholzstraße Nr. 1-3 erst ab 1893 gebaut. 1897 waren die Gemarkungsgrenzen endgültig geklärt: „Gehört postalisch zu Friedenau, politisch zu Schöneberg.“ 1899 erscheint für Sponholzstraße Nr. 1 dennoch die Anmerkung „Siehe auch Friedenauer Straße Nr. 64“. Aktuell ist zu vermuten, dass die zweigeschossigen verwinkelten Bauten zwischen zwei Brandmauern nicht mehr lange bleiben werden.

 

1910 bekam das Haus eine „intellektuelle“ Note mit dem Einzug des Redakteurs Graßnick, den Illustratoren Kuntze und Schmitt, der Malerin Schmitt-Wehl, dem Komponisten Waldemar Wendland (1873-1947) und der Schriftstellerin Olga Wohlbrück-Wendland (1867-1933), die sich zu dieser Zeit bereits in einer dritten Ehe versuchte.

 

 

Olga Wohlbrück 1887 heiratete 1887 in Paris den Schriftsteller Maximilian Bern (1849-1923), der für Arthur Schnitzler „als Dichter verstummte und sich in der Folge auf die Herausgabe von Anthologien und Deklamatorien beschränkte“. Mit Bern übersiedelte sie 1888 nach Berlin. 1897 wurde die Ehe geschieden. 1900 folgte die Heirat mit dem Schriftsteller Leo Hirschfeld (1869-1924). Auch das ging nicht gut. Vier Jahre später heiratete sie den Komponisten Waldemar Wendland (1873-1947). Zugeschrieben wird ihr der Spruch: Es gibt Menschen, die Ablenkung brauchen für ihre Gedankenlosigkeit.“

 

In Berlin war Olga Wohlbrück als Schriftstellerin, Schauspielerin und Regisseurin tätig. An Ernst von Wolzogens Kabarett „Überbrettl“ lernte sie Waldemar Wendland kennen, der das Etablissement mit Kompositionen für Lieder und Chansons versorgte. 1910 gründete sie das „Figaro-Theater“ in der Motzstraße. 1913 schrieb sie ihr erstes Drehbuch, das sie in eigener Regie noch im selben Jahr verfilmte: „Ein Mädchen zum Verschenken“ ist der erste nachweisbare deutsche Film, bei dem eine Frau Regie geführt hat. Es blieb ihre einzige Regiearbeit. Fortan widmete sie sich ganz der Schriftstellerei, schreibt Romane, die von Rezensenten mit dem Prädikat „neuer Frauenroman“ versehen werden. Zahlreiche Romane werden verfilmt. Die offizielle Filmografie nennt „Das goldene Bett“ (1913), „Die Goldene Krone“, „Künstlerlaunen“, „Berlin W“ (alle 1920) sowie „Athleten“ (1924/25). Olga Wohlbrück-Wendland starb am 20. Juli 1933 in Berlin. Sie wurde auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof beigesetzt. Der Grabstein in der Abteilung N/S ist nicht mehr auffindbar. Ihren literarischen Nachlass verwaltet heute das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.

 

 

Sponholzstraße Nr. 1A

 

Die Idylle von Kohlen-Meinecke in der Sponholzstraße Nr. 1A ist nicht mehr. Es war zu befürchten, dass Flachbau und Vorgarten dem Druck des Immobilienmarktes nicht standhalten würden. 2016 kamen die Abrissbagger. Ein halbes Jahrhundert war die Firma H.- G. Meinecke GmbH & Co. KG in Familienbesitz und das in der zweiten Generation. Es begann mit dem Kohlenhandel und ging mit der Zeit über zum Mineralöllieferanten, beständig und zuverlässig für Friedenauer Privathaushalte, Hausverwaltungen, Firmen und auch Laubenbesitzer, die ihr Heizöl in 10 Liter Kanistern abholten.

 

Nun sind auf dem Grundstück vis-a-vis des Eingangs zu den Ceciliengärten zehn exklusive, lichte Eigentumswohnungen mit Stellplätzen im Untergeschoss und Aufzug bis hinauf zum Penthouse mit 360°-Berlin-Panorama-Blick entstanden. Längst ist alles verkauft und bezogen. Das war bei dieser Werbung sicher nicht schwer: Die Sponholzstraße liegt verkehrsgünstig zwischen dem S-Bahnhof Friedenau und der Hauptstraße. Dennoch zeigt sie sich als ruhiger, historisch gewachsener Altbau-Kiez in bester Berliner Tradition. Durch die unmittelbare Nähe der Hauptstraße ist die Nahversorgung ausgezeichnet, die gesamte urbane Infrastruktur von Apotheke, Biosupermarkt, Café und Co. befindet sich in Laufweite. Mit den Bahnhöfen Innsbrucker Platz und Friedenau haben Sie die S-Bahn (S1, Ringbahn S 42, S42, S46), die U-Bahn (U4) und diverse Buslinien quasi vor der Tür. Mit dem Auto sind es nur wenige hundert Meter zur A 100.

 

Die Entwürfe stammen von einem kleineren, inhabergeführten Bauträgerunternehmen mit einem gut eingespielten Team von Architekten, Planern und Ingenieuren mit jahrelanger Erfahrung. Das klingt gut, zumal die Firma auch verkündet, dass sie weiß, wo und wie man in Friedenau am besten baut. Über das „wo“ ist sicher nicht zu streiten, über das „wie“ allerdings sehr. Dieser Bau hat mit der Sponholzstraße so gar nichts gemein. Er ist und bleibt ein Fremdkörper in einer fast 150-jährigen Straße, die noch mit vielen erhaltenen Landhäusern, Villen und Mietswohnhäusern aus der Erstbebauung aufwarten kann.

 

Das Haus der Sauthoff-Architekten könnte auch irgendwo anders entstanden sein, in Großbeeren, Mahlow oder Zossen beispielsweise. Es ist am Computer aus vorgegebenen Einzelteilen zusammengebastelt. Es ist beliebig. Die Ähnlichkeiten zu den weiteren Schöpfungen dieser Architekten in der Ahornstraße (Steglitz), Fürstenstraße (Zehlendorf), Irmgardstraße (Zehlendorf) oder im Tietzenweg (Lichterfelde) lassen sich kaum übersehen. Hinter dem Entwurf für das Haus Sponholzstraße Nr. 1A steckt nicht der Hauch einer Idee. Das ist nur noch Geschäftemacherei, und so sucht Sauthoff-Wohnungsbau weiterhin „qualifizierte Grundstücksangebote für unsere zukünftigen Projekte“, vor allem aber „aufteilungsgeeignete Altbauten, gerne mit Sanierungsbedarf sowie möglichst hohen Leerstand“. Berlin, wie haste dir verändert.

 

Die kursiv gesetzten Texte sowie die Fotos haben wir der Webseite www.sauthoff-wohnungsbau.de/unternehmen/ entnommen.

 

Sponholzstraße 3, 1953. Sammlung Staudz, Museum Schöneberg

Sponholzstraße Nr. 3

 

Als der Fotograf Herwarth Staudt am 20. August 1953 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg das Haus Sponholzstraße Nr. 3 fotografierte, war es bis auf die Grundmauern zerstört. Übriggeblieben war das Eingangsportal mit dem Blick auf Schuttberge.

 

Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg (1887-1960) hatte das 1906 errichtete Haus mit 10 Wohnungen 1938 von der schweizerischen CASA Immobilien AG erworben. Der Fürst gehörte mit seinen Besitzungen in Rumänien und Sachsen, seinen Immobilien, Aktien und seiner Privatbank zu den vermögendsten Männern Sachsens. In Familienbesitz befanden sich Sammlungen von asiatischem Porzellan, Waffen, Gemälde, Antiquitäten und die Fürstlich Schönburgische Bibliothek zu Waldenburg mit etwa 35.000 Bänden. 1939 beauftragte er den Historiker Walter Schlesinger, eine Monographie über Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg zu erarbeiten. Am 23. Oktober 1945 wird er auf Schloss Waldenburg durch Soldaten der Roten Armee verhaftet und auf der Insel Rügen interniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Fürstlich Schönburgische Bibliothek zu Waldenburg wurde 1946 als Kriegsreparation in die Sowjetunion abtransportiert. Im September 1945 wurde der Schlosseigentümer im Zuge der Bodenreform entschädigungslos enteignet. Am 5. Dezember 1945 gelang Fürst Günther von Schönburg-Waldenburg die Flucht in die britische Besatzungszone. Ein Antrag der Erben auf Rückübertragung des Inventars von Schloss Waldenburg wurde abgelehnt, da dieses 1928 dem gegründeten Fürstlich-Schönburg-Waldenburg'schen Familienverein übereignet wurde – und daher die Voraussetzung laut Ausgleichsleistungsgesetz nicht erfüllte. Schloss Waldenburg befindet sich seit 2005 im Besitz des Landkreises Zwickau und kann besichtigt werden. Der Freistaat Sachsen übernahm die Kosten für die Sanierung. Die weitere Geschichte von Sponholzstraße Nr. 3 ist nicht bekannt. Auf das Ruinengrundstück wurde ein dreigeschossiges Wohnhaus gebaut, einfallslos wie es schlimmer kaum möglich ist. Was hat sich der Architekt nur gedacht, als er diesen Bau direkt an die Gründerzeitarchitektur von Nr. 4 gesetzt hat.

 

Aber woran liegt es, fragte Hans Stimmann am 3. April 2017 in der FAZ, dass es bisher, trotz bester Absicht, dennoch nicht gelungen ist und wohl auch nicht gelingen wird, an gründerzeitliche Stadtqualitäten anzuknüpfen, und dass stattdessen immer wieder nur Siedlungen im Stadtkleid entstehen? Es liegt nicht an der Architektur, nicht am Sondermüll der wärmegedämmten Fassaden, nicht an der fehlenden Dichte oder der Nutzungsmischung (Wohnanteil) und schon gar nicht am Planungsrecht oder der Bürgerbeteiligunhg – sondern vor allem am Umgang mit der Bodenfrage und der daraus folgenden Art der Stadtproduktion.  

 

Sponholzstraße Nr. 4A & 4B. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 4A & 4B

Baudenkmal Mietshaus

Entwurf & Bauherr Maurermeister Johannes Schmidt

Ausführung Peter Fischer

1888-1889

1891 Umbau Bauherr Verlagsbuchhändler Julius Münnich E.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das eindrucksvolle viergeschossige Doppelhaus Sponholzstraße Nr. 4A-B entstand in zwei Bauabschnitten: Das ursprünglich symmetrisch angelegte siebenachsige Mietshaus Nr. 4A an der nördlichen Grundstücksgrenze wurde 1888-89 vom Maurermeister und Bauherrn Johannes Schmidt errichtet. Nach dem Verkauf des Hauses 1891 ließ der neue Eigentümer, der Buchhändler Julius Münnich, vom Friedenauer Architekten Peter Fischer das Haus Sponholzstraße 4B als asymmetrische Erweiterung anfügen. In der architektonischen Gestaltung wurde der dreiachsige Hausteil mit Seitenflügel und separatem Zugang an das Nachbargebäude angeglichen, nur im Detail gibt es Unterschiede. Der Kontrast von roten Klinkerflächen mit hellem Putz und Stuck kennzeichnet beide Fassaden ebenso wie die Geschossteilung mit hohem Souterrain, drei Hauptgeschossen und einem Attikageschoss. Beide Häuser besitzen außerdem reichen Stuckdekor in Formen der Neorenaissance mit ädikulaartigen Rahmungen an Fenstern und Eingangsportalen, Säulen mit korinthischen Kapitellen, Eckquader an den Gebäudekanten, Streifenputz am Hochparterre und ein fein gezeichnetes Konsolgesims. Dagegen zeigt der ältere Hausteil mit dem zurückgesetzten Treppenhaus in der Mittelachse und den seitlichen weit ausladenden, mit kräftigen Säulen geschmückten Altanen eine plastischere Wirkung als der schmale, nur mit zwei kleineren Balkonen bestückte Erweiterungsbau. Topographie Schöneberg, 2000/2018

 

Sponholzstraße 6. Sammlung Staudt, Museum Schöneberg

Sponholzstraße Nr. 6

 

Fotografie des zerstörten Hauses in der Sponholzstraße 6, aufgenommen von Herwarth Staudt am 19. Mai 1950 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg.

 

 

In Vorbereitung

Sponholzsstraße 8. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 8

Baudenkmal Wohnhaus

Entwurf & Bauherr Maurermeister August Strieche

Ausführung Carl Böttcher

1886

 

Wie ein Doppelhaus wirken die aneinander gebauten Wohngebäude Sponholzstraße 8 und 9, die beide 1886 als symmetrisch gegliederte zweigeschossige Klinkerbauten mit leicht vortretenden übergiebelten Mittelrisaliten und hellem Stuckdekor in nahezu identischer Gestaltung vom Bauunternehmer Carl Böttcher errichtet wurden. Bei beiden Häusern liegen die Zugänge jeweils an den Stirnseiten, die Vorgarteneinfriedungen mit dekorativen Gitterzäunen aus der Erbauungszeit sind noch vorhanden. Das nördliche Mietshaus Sponholzstraße Nr. 8, das Böttcher für den Fleischwarenhändler August Striesche ausgeführt hat, ist um zwei Fensterachsen breiter und mit Souterrain und Drempel etwas höher als das Nachbargebäude; im Inneren war es in sechs Wohnungen unterteilt. Die Straßenfassade ist mit hellem Putz an Sockel, Altan und Drempel sowie mit klassizistischen Formen an Fensterverdachungen, Brüstungen und Dachgesims dezent dekoriert. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

Sponholzstraße Nr. 9. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 9

Baudenkmal Wohnhaus

Entwurf, Ausführung & Bauherr Maurermeister Carl Böttcher

1886

 

Das Wohnhaus Sponholzstraße Nr. 9 errichtete Carl Böttcher in eigener Bauherrschaft und verkaufte es nach der Fertigstellung. In seinen etwas geringeren Abmessungen kommt es den bescheideneren Landhäusern der Frühzeit in der Kolonie Friedenau nahe. Der schlichte Fassadendekor beschränkt sich auf die weißen Dekorsteine in den Fensterbögen, weiße Gesimsbänder, Pilaster am Altan und Löwenköpfe an den Konsolen des Traufgesimses. Im Haus gab es in beiden Hauptgeschossen je eine Wohnung mit vier Räumen, Küche und Bad. 1926 wurde der ehemals offene Balkon mit Austritt in den Vorgarten vor dem Erdgeschoss zu dem heutigen geschlossenen Erker umgebaut. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

Sponholzstraße Nr. 11. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 11

Baudenkmal Villa

Entwurf & Bauherr Maurermeister Johannes Schmidt

1887-1889

 

Die Mietvilla Sponholzstraße Nr. 11 wurde 1887-89 vom Architekten Johannes Schmidt in eigener Bauherrschaft errichtet und ist in ihrer Gestaltung dem ebenfalls von Schmidt zwei Jahre zuvor fertig gestellten Haus Wielandstraße Nr. 27 verwandt. Das Gebäude ist nur an der Südseite direkt an das Nachbarhaus angebaut und repräsentiert die Bauphase ab 1887 in Friedenau, die durch den Übergang von den frei stehenden Landhäusern und Villen hin zur geschlossenen Bauweise gekennzeichnet ist. Über einem hohen Souterrain erheben sich drei Wohngeschosse, ein hell abgesetztes Attikageschoss und ein kräftiges Konsolgesims schließen die symmetrisch gegliederte Straßenfassade nach oben ab. Das flache Dach betont den kubischen Baukörper, der an der Straßenseite mit einem dreigeschossigen Altan und an der Seitenfront durch eine tiefe überdachte Nische für Eingang und Treppenhaus unterbrochen ist. Seinen besonderen Reiz erhält auch dieses Haus durch den Kontrast von roten Klinkerflächen mit hellem Putz und Stuckdekor, wie den breiten Fensterrahmungen in Formen der Neorenaissance oder den Säulen und reliefierten Brüstungen an den Balkonen. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

In diesem Haus wohnten u. a. der Schriftsteller Hans Brennert (1870-1942), hauptberuflich Direktor des Städtischen Nachrichtenamtes Berlin, sowie 1931 der Autor und Widerstandskämpfer Alexander Graf Stenbock-Fermor (1902-1972).

 

Weiteres in Vorbereitung

 

Sponholzstraße 17, nach 1884

Sponholzstraße Nr. 17

Paul Goesch (1885-1940)

 

Mitte Mai 2022 erreichte uns eine E-Mail der Kunsthistorikerin Stefanie Poley – im Anhang eine uns bisher unbekannte Außenaufnahme einer Villa in der Sponholzstraße. Das Foto wird inzwischen im Archiv der Akademie der Künste aufbewahrt und ist rückseitig beschriftet mit Sponholzstr. 17, Fritz, Lili G. u. Freund. Nun erfuhren wir, dass für Nr. 17 eine Gedenktafel für den Maler und Architekten Paul Goesch angedacht ist.

 

Das dürfte schwierig werden. Die um 1890 errichtete Villa Sponholzstraße Nr. 17 existiert nicht mehr. Was nach dem Zweiten Weltkrieg davon übrigblieb, ist dokumentiert: Fotografie des zerstörten Hauses in der Sponholzstraße 19 aufgenommen von Herwarth Staudt am 25. August 1952 im Auftrag des Baulenkungsamtes Schöneberg. Das Schöneberger Archiv beschriftete die Aufnahme mit heute Sponholzstraße Nr. 16. Es dürfte sich allerdings um das Grundstück Nr. 17 handeln, da in diesem Teil der Sponholzstraße nur eine Ruine dokumentiert ist.

 

Sie wurde abgerissen: Ohne Rücksicht auf die Beschränkungen des einstigen Terrainbesitzers Johann Christian August Sponholz (1827-1907), Einzelhäuser mit nicht höher als 2 Stockwerken zu bauen, wurde auf den Grundstücken von Nr. 15 bis Nr. 17 in den 1980er Jahren ein durchgängiger vierstöckiger Bau aus dunkelbraunen Klinkern errichtet. In Nr. 15 ist das Nachbarschaftsheim Schöneberg mit Kita untergebracht. In Nr. 16 befinden sich die Räume und auf Nr. 17 der Spielplatz der Humanistischen Kita Friedenauer Strolche. Auf Nr. 18 bis Nr. 20 sind weitere Spielplätze eingerichtet, für die offensichtlich das Bezirksamt Schöneberg zuständig ist.

 

Da bei öffentlichen Bauten um die 1 % der Baukosten für Kunstwerke zu verwenden sind, bekam die Bildhauerin Susanne Wehland 1986 den Auftrag, vor dem Haus einen Brunnen zu schaffen. Wehlands Skulptur Mädchen mit verschränkten Armen steht am Rand und kann nicht verstehen, dass das Becken statt mit sprudelndem Wasser inzwischen mit gehäckselter Baumrinde gefüllt ist. Sicher kein guter Ort für Paul Goesch.

 

Paul Goesch, um 1920

Die Geschichte der einstigen Villa mit ihrem hohen Sockelgesims, Beletage, Wintergarten und steilem Mansarddach beginnt 1888. Eigentümer der Grundstücke Nr. 16 bis Nr. 18 war der in Groß Lichterfelde, Steglitzer Straße Nr. 39, wohnhafte Baumeister Robert Hoffmann. Er hatte 1887 als Architekt und Bauherr bereits das dreigeschossige Mietshaus Sponholzstraße Nr. 49 errichtet. Für Nr. 16 war ein Neubau geplant. Nr. 17 könnte schon bebaut gewesen sein, da im Adressbuch Hoffmann als Architekt und Eigentümer mit Telefonanschluss, Postamt Friedenau sowie Sprechzeiten von 8-9 und 4-5 eingetragen ist. Nr. 18 ist als Baustelle eingetragen.

 

Die Familie Goesch erscheint in Friedenau erstmals 1892 als Mieter: Goesch, Landger. Rath. a. D., Handjerystraße Nr. 37. Bereits 1894 heißt es: Eigentümer Goesch, C., Landgerichtsrat a. D., Sponholzstraße 17. Unklar bleibt, ob Carl Goesch die Villa bauen ließ oder den fertigen Bau erworben hat. Aus dem verbindlichen Übersichtsplan der Stadt Schöneberg von 1909, den der Schöneberger Stadtbaurat Friedrich Gerlach (1856-1938) erstellen ließ, ist ersichtlich, dass nur auf den Grundstücken Nr. 15, 16 und 17 freistehende Villen errichtet waren und das Grundstück Nr. 18 bis nach dem Zweiten Weltkrieg unbebaut und im Grundbuch als Garten gehört zu Nr. 17 eingetragen war.

 

Carl Goesch (1853-1943) wurde in Doberan geboren und studierte Rechtswissenschaften. 1877 veröffentlicht er die von der illustren Juristenfakultät zu Jena genehmigte HabilitationsschriftUeber die Eidesunfähigkeit des wegen Meineides Verurtheilten‘. Er wird Landgerichtsrat in Schwerin und heiratet 1878 Dorothee Thierfelder (1860-1912). Geboren werden Heinrich (1880-1930), später Professor an der Kunstgewerbeschule Dresden, Wilhelm (1882-1913), der laut Todesanzeige mit 31 Jahren an einer Lungenentzündung stirbt, Paul (1885-1940), der Architektur studiert, und schließlich Dorothea, genannt Lili (1887-1964), die den Psychiater Rudolf Redepenning (1883-1967) heiratet. Um 1890 wird Carl Goesch Lehrbeauftragter an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, nennt sich allerdings fortan Landgerichtsrat a. D.

 

Sohn Paul Goesch absolviert die Schulen in Friedenau und Schöneberg und studiert ab 1903 Architektur an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, später in München und Karlsruhe. Nach Reisen durch Frankreich und Italien zieht er 1909 zu seinem Bruder Heinrich Goesch, der 1909 zum Professor an die Kunstgewerbeschule in Dresden berufen worden war. Es heißt, dass sich die Brüder für Philosophie und visionäre Architektur interessierten und Gedichte publizierten. Paul Goesch erkrankte und verbrachte jeweils ein halbes Jahr im Sanatorium Dr. Lauenstein & Dr. Grahl Hedemünden und im Provinzial Sanatorium für Nervenkranke Tiefenbrunn. 1910 setzt er sein Studium fort, wird Regierungsbauführer und Regierungsbaumeister. Die Angaben über die Jahre 1915 bis 1917 widersprechen sich. War er nun von der Bauverwaltung als Regierungsbaumeister im westpreußischen Kulm tätig oder während des Krieges für das Militär im Postdienst eingesetzt? Goesch erkrankt wieder, leidet an Schizophrenie und kommt in die Heilanstalt Schwetz. Im Herbst 1919 wird er entlassen und zieht wieder zu seinem Vater in die Sponholzstraße.

 

Grab Paul Goesch. Friedhof Zehlendorf. Foto Bernhard Diener

Er schließt sich der Novembergruppe an, einer Künstlervereinigung aus Architekten, Malern, Musikern und Kunsttheoretikern, darunter Otto Dix, Otto Freundlich, George Grosz, Hannah Höch, Max Pechstein, Kurt Schwitters, und der 1920 von Bruno Taut gegründeten Künstlergemeinschaft Gläserne Kette. Auf den Großen Berliner Kunstausstellungen von 1921 und 1923 ist er jeweils mit 5 bis 6 Werken vertreten. Goesch erkrankt erneut. Er zieht nach Göttingen zu seiner Schwester. Sie ist mit dem Psychiater Rudolf Redepenning (1883-1967) verheiratet, dem Leiter der Provinzial-Erziehungsanstalt Göttingen. Goesch wird Patient. 1935 wird er in die Landesirrenanstalt Teupitz verlegt. Nachdem 1939 die leer stehende Strafanstalt in Brandenburg an der Havel für die Euthanasie-Aktion T4 umgebaut worden war, kam er am 22. August 1940 in die sogenannte Landes-Pflegeanstalt Brandenburg. Im Akademie-Archiv befindet sich ein Totenschein des Standesamtes Hartheim bei Linz für Paul Goesch für den 5. September 1940. Da seine Patientenakte erhalten blieb, konnte später allerdings ermittelt werden, dass er am 22. August 1940 in Brandenburg ums Leben kam. Die Urne wurde am 23. Oktober 1940 auf dem Friedhof Zehlendorf beigesetzt. Die Inschrift auf dem erhaltenen Grabstein lautet: Paul Goesch, Architekt u. Maler, geb. 30.8.1885 Schwerin, getötet 22.8.1940 Psych. Brandenburg. Kaum vorstellbar, dass die Angabe getötet Psych. Brandenburg während der NS-Zeit möglich war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hans Prinzhorn, Bildnerei der Geisteskranken, 1922

Erinnert werden muss an die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg, inzwischen ein Museum für Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahme-Erfahrungen – mit Zeichnungen, Aquarellen, Gemälden, Skulpturen, Textilien und Texten, die Insassen psychiatrischer Anstalten zwischen 1840 und 1945 geschaffen haben – zusammengetragen von Hans Prinzhorn (1886-1933), dem Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg. Für Prinzhorn ist Paul Goesch allerdings ein Grenzgänger, ein Anstaltskünstler, zu professionell und nicht authentisch genug. Seine 1922 erschienene Publikation Bildnerei der Geisteskranken nutzten die Nationalsozialisten für die Ausstellung Entartete Kunst, in der sie den Werken von Dix, Modigliani und Schmidt-Rottluff zum Vergleich Photographien deformierter und kranker Menschen gegenüberstellten – die Entartung moderner Kunst.

 

 

 

 

 

Nach der NS-Zeit versucht Harald Szeemann 1963 in der Kunsthalle Bern mit Bildnerei der Geisteskranken deutlich zu machen, dass die mentalen Produktionsstätten für Abseitiges nicht außerhalb, sondern innerhalb der Gesellschaft liegen.

 

1976 präsentierte die Berlinische Galerie Paul Goesch, Aquarelle und Zeichnungen 1885–1940. Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit Texten von Eberhard Roters (1929-1994) und des Psychologen Horst Berzewski. 2016 folgte Heidelberg mit Paul Goesch zwischen Avantgarde und Anstalt und wiederum eine Ausstellung in der Berlinischen Galerie unter dem weitergefassten Titel Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch – Architekturvisionen und Zeichnungen dreier Visionäre des frühen 20. Jahrhunderts. Arbeiten von Paul Goesch befinden sich in der Akademie der Künste Berlin, in der Berlinischen Galerie, der Sammlung-Prinzhorn Heidelberg, im Centre canadien d'architecture in Montréal und (auch zum Verkauf) in privaten Galerien.

 

 

 

Offen bleibt (bisher) das Ende des damals 90-jährigen Landgerichtsrats Dr. Carl Goesch. Während der alliierten Luftangriffe auf Berlin zwischen dem 16. Januar und 30. März 1943 entstanden 600 größere Brände und Schäden an 20.000 Häusern, es wurden teilweise ganze Stadtteile zerstört. Mehrere hundert Menschen starben. Nicht mehr nachvollziehen läßt sich, ob Carl Goesch am 30. Januar 1943 eines natürlichen Todes gestorben oder durch die Bomben auf sein Haus ums Leben gekommen ist. Die Fotografie des zerstörten Hauses Sponholzstraße Nr. 17 gibt keine Antwort.

 

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Die Kümmerer

 

Paul Goesch, 1885-1940. Zwischen Avantgarde und Anstalt. Museum Sammlung Prinzhorn, 2016

Museum Sammlung Prinzhorn

Freunde der Sammlung Prinzhorn

 

Der Verein der Freunde der Sammlung Prinzhorn unterstützt seit 1995 die Heidelberger Sammlung Prinzhorn ‒ eine weltweit einzigartige Kollektion von Kunst aus psychiatrischem Kontext. Die Gründung erfolgte 1995 auf Initiative von Studenten der Berliner Hochschule der Bildenden Künste. Der Verein gab den Anstoß für die Realisierung des Museums Sammlung Prinzhorn im Jahr 2001. Das Museum Sammlung Prinzhorn ist eine Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg – eine der ungewöhnlichsten Kunstsammlungen der Welt. Sie umfasst Arbeiten aus psychiatrischem Kontext unterschiedlicher Epochen. Rund 5.000 Werke von Patienten psychiatrischer Anstalten aus ganz Europa hat der Kunsthistoriker und Mediziner Hans Prinzhorn (1886-1933) nach dem Ersten Weltkrieg zusammengetragen und damit eine Sammlung aufgebaut, zu der seit 1980 rund 21.000 Werke hinzugekommen sind.

 

Vom 12. Mai 2016 bis 15. Januar 2017 zeigte das Museum Sammlung Prinzhorn in Heidelberg die Ausstellung Paul Goesch: Zwischen Avantgarde uns Anstalt. Parallel dazu präsentierte die Berlinische Galerie vom 15. April bis 31. Oktober 2016 Visionäre der Moderne. Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch.

 

 

 

 

In der Ankündigung zur Heidelberger Ausstellung heißt es: Paul Goesch ist einer der wenigen ausgebildeten Künstler der Sammlung Prinzhorn. Er war ein angesehener expressionistischer Maler und Zeichner seiner Zeit und aktives Mitglied der Avantgarde, der zwanzig Jahre in psychiatrischen Anstalten verbrachte, bis er 1940 von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Das Museum zeigt mehr als 120 Zeichnungen und Aquarelle des Künstlers aus eigenen Beständen, viele davon werden erstmals ausgestellt. Paul Goeschs vielfältige Gouachen zeigen phantastische Architektur, Porträts, christliche und mythologische Szenen sowie gegenstandslose Kompositionen. Schon früh hatte er in Sanatorien Erholung von seiner ‚Nervosität‘ gesucht. Hier malte und aquarellierte er auf allem, was ihm zur Verfügung stand, von Papier über Karton bis hin zu Packpapier und Briefumschlägen.

 

Die Heidelberger Ausstellung gab, jenseits der einen wie der anderen Vorurteile, Gelegenheit, einen einzigartigen Künstler neu zu entdecken. So widmet sich ‚Paul Goesch und seine phantastischen Architekturentwürfe‘ seiner eigentlichen Profession und wirft unter anderem einen Blick auf die ‚Gläserne Kette‘, der Briefgemeinschaft visionär gesinnter Architekten um Bruno Taut, und dazu passenden Bauentwürfen, die der Schwerkraft zu trotzen scheinen. In den Fokus gerückt wurde auch das Ende von Paul Goeschs Leben als ein Opfer des ‚Euthanasie‘-Programms der Nationalsozialisten.

Berlinische Galerie

 

Kaum hatte Eberhard Roters (1929-1994) ein Konvolut von 240 Blättern für die von ihm gerade erst gegründete Berlinische Galerie erwerben können,, präsentierte er 1976 die Ausstellung Paul Goesch, Aquarelle und Zeichnungen 1885–1940. Im Jahr 2016 folgte unter neuer Leitung Visionäre der Moderne: Paul Scheerbart, Bruno Taut, Paul Goesch.

 

Bernhard Schulz schrieb damals im ‚Tagesspiegel‘: Der Schriftsteller, Dichter und Erfinder Paul Scheerbart (1863-1915) konnte um 1914 den jungen Architekten Bruno Taut (1880-1938) für seine Ideen, mit farbigem Glas zu bauen, begeistern. Paul Goesch (1885-1940), ausgebildeter Architekt, schuf hunderte von phantastischen Zeichnungen. Er zählte zu jenem berühmten Forum für utopisches Bauen, dem 1919 von Taut ins Leben gerufenen Briefzirkel ‚Die Gläserne Kette‘. Goesch war ein Außenseiter, eine Randfigur der Kunstgeschichte; und erst jetzt, in der Zusammenschau der Ausstellung ‚Visionäre der Moderne‘, die die Berlinische Galerie derzeit zeigt, wird der geistige Zusammenhang deutlich, in dem Goesch seine produktivste Zeit erlebte. Die Ausstellung vereinigt etwa achtzig überwiegend noch nie gezeigte farbige Aquarelle von Paul Goesch aus der Sammlung der Berlinischen Galerie mit Zeichnungen und Texten von Paul Scheerbart und Bruno Taut. Die jetzige Ausstellung ist vor allem Goesch und seinen zarten Zeichnungen und starkfarbigen Gouachen gewidmet. Über 300 Werke von Paul Goesch hat die Berlinische Galerie digitalisiert.

 

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Akademie der Künste, Archiv Paul Goesch

Akademie der Künste Berlin

 

Im Archiv der Akademie der Künste befinden sich neben Dokumenten mehr als 200 freie Pläne und Zeichnungen von Paul Goesch. Mit der Archivdatenbank steht seit Dezember 2015 ein elektronisches Rechercheinstrument online zur Verfügung. Es enthält Informationen zu sämtlichen Archivbeständen und verzeichnet ca. 1.020.000 Archivalien und ca. 462.000 analoge und digitale Kopien von Archivalien, darunter 1.200 Personenarchive von Künstlern der Moderne.

 

https://www.adk.de/de/archiv/archivdatenbank

 

 

 

 

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Paul Goesch, Skizze zu einem Triumphtor. Collection Centre Canadien D#Architecture

Freundeskreis Paul Goesch

 

Der Freundeskreis Paul Goesch wurde im Winter 2003/04 in Köln gegründet. Unser Ziel ist es, Paul Goeschs Werk zu erforschen, zu bewahren und bekannt zu machen - überzeugt von dessen bleibender Qualität. Wir sind bestrebt, Goeschs Leben und sein Werk im Rückblick auf die so komplizierten wie brisanten kulturellen Phänomene im Deutschland der Jahre um 1920 sichtbar zu machen. Und umgekehrt soll sich aus der Analyse von Goeschs Werk eine weitere Aufklärung der Beziehungen ergeben, die damals zwischen Dichtung und Kunst, früher Psychoanalyse, neuer Theosophie und Anthroposophie sowie sozial engagierter Politik bestanden haben. Das Motto ‚Lebendiges ausgraben!‘ hilft uns dabei, die mörderische Perversion des Nationalsozialismus im Falle Paul Goeschs zwar nicht rückgängig zu machen, aber doch dafür Sorge zu tragen, dass das Werk des Künstlers rekonstruiert wird und er in seinem persönlichen Ansehen die notwendige Rehabilitierung erfährt.

 

http://www.freundeskreis-paul-goesch.de

 

 

ePaper
Buch-Ankündigung des "Freundeskreises Paul Goesch e. V."



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Sponholzstraße Nr. 21

 

Wenn wir den Bebauungsplan der Sponholzstraße richtig interpretieren, dann könnte das gegenwärtige Neubauvorhaben Sponholzstraße Nr. 21 Ecke Hedwigstraße der letzte Lückenschluss (sprich Nachverdichtung) sein. – Nicht ganz allerdings, da der Zugang von der Sponholzstraße zu den Ceciliengärten (Nr. 25), das Restgrundstück Nr. 1 zur Hauptstraße sowie das schmale Handtuch (Nr. 32) an der Ecke Semperstraße auch noch bebaut werden könnte. Dann wäre aber endgültig Schluss.

 

Über den Neubau Sponholzstraße Nr. 21 ist wenig zu erfahren. Dem Bauantrag vom 01.01.2013 ging ein Ersuchen um den Abriss eines „Bestandsgebäudes“ mit 5 Vollgeschossen (VG) und 5 Wohneinheiten (WE) voraus. Das war überfällig für einen schlimmen Bau, der in dieser Gegend niemals hätte gebaut werden dürfen. Dennoch brauchte das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg ein Jahr, um am 22.01.2014 in der BVV einen Beschluss für Abriss und Neubau herbeizuführen. Errichtet wird gegenwärtig ein Wohnhaus mit 10 WE, was offiziell unter Planungsrecht BN-Plan XI-43 GRZ 0,3 GFZ 1,2 4 VG. Erreichte Nutzungsmaße GRZ 0,64 GFZ 3,64 5 VG (+ Staffelgeschoss) unter dem 29.06.16 dokumentiert ist. Der Immobilienbranche ist zu entnehmen, dass im Wohnumfeld der Sponholzstraße Nr. 21 die Mietpreise bei 12,01 €/m² und die Kaufpreise bei 4117 €/m² liegen.

 

Wie der Neubau mit einem Staffelgeschoss aussehen wird, wer Bauherr, wer Architekt, wer demnächst vermietet oder verkauft, ist nicht zu erfahren – und wird vom Bezirksamt (offensichtlich) mit dem Hinweis auf den Datenschutz verschwiegen. Ein Bauschild, wie eigentlich üblich, gibt es nicht. Gegenwärtig sind Arbeiten im Tiefgeschoss im Gange – hoffentlich nicht nur mit Kellern, sondern auch mit Tiefgaragen.

 

Nebenan auf dem Grundstück Sponholzstraße Nr. 16 gibt es die Humanistische Kindertagesstätte Friedenauer Strolche, in der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren betreut werden. Sie werden sich damit abfinden müssen, dass neben ihrem grünen Spielplatz eine mit hellgrauen Klinkersteinen, dekorativen Holzelementen und schwarzen Fensterrahmen gestalteter Neubau mit Penthauswohnung aufragt - entwickelt am PC aus Modulen ohne einen Hauch von architektonischer Kreativität. 

 

Sponholzstraße Nr. 23 & 24. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 23 & 24

Baudenkmal Wohnhaus

Entwurf & Bauherr Maurermeister Johannes Schmidt

1885

 

Das frei stehende, achsensymmetrisch gegliederte Doppelhaus Sponholzstraße Nr. 23-24 hat der Maurermeister Johannes Schmidt errichtet. An dem dreigeschossigen Wohnhaus mit hohem Souterrain und flachem Walmdach dominieren Altane an den beiden Außenachsen mit kräftigen quadratischen Stützen und kassettierten Brüstungsfeldern die Straßenfassade. Das Erdgeschoss ist durch Putzbossen als Sockelgeschoss betont, die beiden Obergeschosse sind mit roten Ziegeln verblendet und mit gelben Ziegelstreifen belebt. Die wohl proportionierte Fassadengliederung mit Rechteck- und Rundbogenfenstern, mit schmalen Rah­mungen in Formen der Neorenaissance sowie mit kräftigen Gurtgesimsen ist auch an den Schmalseiten der Häuser fortgeführt, wo die Zugänge angeordnet sind. Beide Häuser verfügen über je eine große Wohnung mit drei Zimmern und Balkon pro Geschoss. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

Sponholzstraße 31. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 31

Baudenkmal Mietshaus

Entwurf W. Ernst

Bauherr Caroline Schwertfeger

1898-1899

 

Die Semperstraße wurde um 1914 über das einzige, zu diesem Zeitpunkt noch unbebaute Grundstück Sponholzstraße Nr. 32 angelegt. Daher wendet sich das 1898-99 vom Steglitzer Maurermeister W. Emst errichtete Mietshaus Sponholzstraße Nr. 31 mit Brandwand und offener Hofseite nach Norden zur Straße, anstatt die damals noch nicht vorhandene Straßenecke zu betonen. Das viergeschossige Vorderhaus mit einem Seitenflügel und kurzem Quertrakt ist mit seiner durch reichen Dekor ausgezeichneten Hauptfassade zur Sponholzstraße orientiert. Zwei weit vortretende Standerker - optisch weitergeführt mit übergiebelten Dachaufbauten - geben der durch gelbe Ziegelverblendung und helle Putzflächen kontrastreich gestalteten Fassade ein kräftiges Relief. Daneben dominieren die qualitätsvollen schmiedeeisernen Balkonbrüstungen und das mit floralen Motiven verzierte Eingangsportal, das zur Erinnerung an die Bauherren, den Kaufmann Paul Schwerdtfeger und seine Frau Caroline, von einer die Initiale „S“ tragenden Kartusche überfangen wird. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

 

Sponholzstraße 33. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 33

Baudenkmal Landhaus

Entwurf Architekt Max Nagel

Bauherr Gebrüder Hildebrand

1885

 

Die 1885 von Max Nagel für die Brüder Josef (Reichsbank-Buchhalter9 und Gustav (Ingenieur) Hildebrand errichtete Villa Sponholzstraße Nr. 33, Semperstraße Nr. 1 ist als dreigeschossiger Ziegelrohbau mit flachem Pyramidendach und schlichten Segmentbogenfenstern in ihrer unmittelbaren Umgebung ein seltenes Beispiel für die von dem Friedenauer Architekten propagierten Haustypen. Die Nordseite des kubischen Baukörpers schloss er mit einem schmalen Anbau für Eingang und Treppenhaus an das Nachbarhaus an, die Südseite gliederte er mit einem zweigeschossigen Standerker, die Ostseite mit ehemals hölzernen Balkonen. Diese wurden 1951 wegen Baufälligkeit in der heutigen Form als massiver Pfeileraltan, der im Gegensatz zum Rest des Hauses hell verputzt ist, erneuert. Die Fassaden sind mit einem Deutschen Band über dem rot verklinkerten Sockelgeschoss, durch rote Klinkerstreifen in den gelben Wandflächen der Obergeschosse sowie einem helleren Ziegelmuster unterhalb der weit überstehenden Traufe reizvoll gestaltet. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

 

Sponholzstraße 49. LDA 2005

Sponholzstraße Nr. 49

Baudenkmal Mietshaus

Entwurf & Bauherr Robert Hoffmann

1887

 

Der in Schöneberg seltene Typus des dreigeschossigen Mietshauses in geschlossener Bauweise hat sich bemerkenswert erhalten. Das Haus wurde als siebenachsiger symmetrisch gegliederter Bau ohne Hofflügel errichtet, die fein ausgearbeitete Stuckfassade entfaltet eine repräsentative Wirkung. Ein Schiefer gedecktes Mansarddach mit Gauben über den Fensterachsen und ein breites Traufgesims schließen die Fassade nach oben ab. Über dem mit Putzrustika versehenen und von großen Rundbogenfenstern durchbrochenen Erdgeschoss ist die Beletage mit Segmentgiebelverdachungen hervorgehoben. Neben dem leicht vortretenden Mittelrisalit mit Rundbogenportal und Dreiecksgiebel über den Fenstern des ersten Obergeschosses sind es vor allem die beiden gusseisernen Balkone auf schlanken, vom Boden aufsteigenden Säulen vor den Wohnungen im Hochparterre und der Beletage, die in dieser Form in Schöneberg einmalig sind. Topographie Schöneberg 2000/2018

 

 

Fundstücke

 

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Eine interessante Bau-Streitfrage, 1895

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Städtebau & Stümperei, 2017

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