Vor 1876 Centralstraße, 1883 umbenannt in Goßlerstraße, nach dem Juristen Gustav von Goßler (1838-1902), der sich als Minister für geistliche, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten gegen den Ausbau von Realschulen stellte und für das humanistische Gymnasium plädierte. Für den konservativen Politiker spricht immerhin, dass er sich 1888 für die Verleihung des Ritterkreuzes des Hohenzollernschen Hausordens an Theodor Fontane aussprach. Im September 1909 hatte sich eine Neunumerierung der Goßlerstraße als notwendig erwiesen. In dieser Straße sind Häuser von Architekten erhalten, die das Bild von Friedenau wesentlich geprägt haben: Paul Kunow (1848-1936), Otto Hoffmann (1853-1930), Ludwig Dihm (1849-1928) und Richard Draeger (1857-1923)  - nicht zuletzt auch Hans Altmann (1871-1965) mit dem Gemeindehaus Zum Guten Hirten.

 

Goßlerstraße 1. LDA, 2000

Goßlerstraße Nr. 1

Friedrich-Wilhelm-Platz Nr. 8

Landhaus Kunow

Entwurf  & Bauherr Paul Kunow

Datierung 1889/1890

 

 

 

 

 

 

 

Das eingeschossige freistehende Landhaus von Kunow in rotem Ziegelsichtmauerwerk fällt durch sein steiles Walmdach, sein spitzes Ecktürmchen neben dem Erker und durch die drei Quergiebel zu den beiden Straßen und zum Platz hin auf. Es hebt sich malerisch vom Hintergrund der durchgehenden Brandwand der beiden angrenzenden Landhäuser ab. An der Goßlerstraße ist dem Gebäude eine hölzerne Eingangslaube vorgesetzt, über eine Freitreppe betritt man das Haus. Der Grundriss (9 x 7 Meter) ist ein abgewandelter Vierfelder-Grundriss. Auf dem gartenseitigen Anbau befindet sich ein Altan des ausgebauten Dachgeschosses. Der ursprünglich vorhandene Vorgarten fiel den Straßenerweiterungen am Friedrich-Wilhelm-Platz in den siebziger Jahren zum Opfer. Topographie Friedenau, 2000.

 

Paul Kunow war Postbausekretär beim Reichspostamt. Beim Ausscheiden aus dem Dienst 1911 wurde dem 63-Jährigen der Titel Rechnungsrat verliehen. Nach den Richtlinien der Oberpostdirektion für die Einstellung von mittleren (technischen) Beamten müsste er ein Bauhandwerk erlernt, die Baugewerkschule besucht und eine mehrjährige praktische Beschäftigung bei Hochbauten der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung absolviert haben. Der Friedenauer Lokal-Anzeiger verkündete denn auch mit Stolz, dass dem großen Saal des Schützenhauses, welcher gleichzeitig als Saal für das Stadttheater benutzt wird, allgemeine Anerkennung gezollt und von unserem Mitbürger Architekt Kunow erbaut wurde.

 

Kunow gehörte der Gemeindevertretung seit 1898 an, war Mitglied in vielen Ausschüssen, darunter dem wichtigen Bauausschuss, auch der kirchlichen Gemeindevertretung Zum Guten Hirten und dem Männer-Turn-Verein. 1908 erhält er „anlässlich des Krönungs- und Ordensfestes den „Roten Adler-Orden 4. Klasse“. 1918 Kunow lehnte er eine Wiederwahl für die Gemeindevertretung aus Altersrücksichten ab: Als 70-jähriger Mann fühle er nicht mehr die Kraft in sich, ein solches Amt auszuüben. Wenige Wochen später wurde er am 31. März 1918 zum Ehrenbürger und Gemeindeältesten ernannt. Selbst der Lokal-Anzeiger konstatierte, dass Kunow streng nach seinem besten Wissen und Gewissen geurteilt und seiner einmal gefassten Meinung rückhaltlos Ausdruck gegeben hat. Er hielt an dieser seiner Meinung fest, selbst wenn er damit allein stand oder nicht im Sinne seiner Freunde handelte. Ein ‚Umfallmann‘ war er jedenfalls nicht. Paul Kunow starb am 12. Januar 1936 und wurde auf dem Friedhof Stubenrauchstraße beerdigt (Grabstelle Abt. 27-287-289). Die Familiengrabstätte wurde 1911 nach dem frühen Tod seines ersten Sohnes Karl Heinrich Kunow (1889-1911) angelegt. Wenige Jahre danach kam nach langem schweren Leiden der zweite Sohn Erich Kunow (1892-1919) hinzu. Es folgten Ehefrau Katharina (1858-1943) und Tochter Elfriede (1883-1975). Das Grab von Paul Kunow ist Ehrengrabstätte des Landes Berlin.

 

Goßlerstraße 2, Landhaus. LDA, 2000

Goßlerstraße Nr. 2

Landhaus

Entwurf Architekt Otto Hoffmann

Bauherr Architekt Otto Hoffmann

Datierung 1888-1890

 

Das zweigeschossige Landhaus Goßlerstraße Nr. 2 hat Hoffmann, der schon auf der Ostseite des Friedrich-Wilhelm-Platzes seit 1884 ein eigenes Haus (Nr. 11) besaß, für sich selbst errichtet. Das Landhaus auf hohem Souterrain hat eine quadratische Grundfläche (9 x 9 Meter) mit einem Vierfelder-Grundriss, in den das Treppenhaus eingeschoben ist. Der Zugang zum Haus liegt an der Südwestseite. Ein Viertel des Grundrisses im Erdgeschoss wird von einer großen Veranda eingenommen, die übrigen drei Viertel von drei Wohnräumen; Küche und Wirtschaftsräume befanden sich im Souterrain. Das Obergeschoss enthält drei Schlafzimmer. Die Fassaden des Hauses zeigen in den Brüstungs- und Hauptgesimsfeldern ungewöhnliche Terrakotten mit reichen Girlanden. Topographie Friedenau, 2000

 

Goßlerstraße Nr. 3

Baudenkmal Landhaus

Architekt & Bauherr Ludwig Dihm

Ausführung: Zimmermeister Rudolph Baumann

Datierung 1888/90

 

Das Haus ist ein zweigeschossiger, vierachsiger Bau mit Walmdach auf einem hohen Souterrain auf L-förmigem Grundriss, der - mit einem gesonderten Treppenhaus - als eine Weiterentwicklung des Vierfelder-Grundrisses anzusehen ist. Der winkelförmige Mittelflur erschließt zwei weitere Räume im gartenseitigen Annex. Über dem Sockel aus Rohziegeln sind die aufgehenden Wände verputzt und die Tür- und Fenstergewände mit roten Sichtziegeln gerahmt. Zur Straße hin ist dem Souterrain und Hochparterre ein Erker mit kleinem Quergiebel in Ziegeln vorgesetzt. Das Haus gehört zusammen mit den drei angrenzenden Grundstücken Goßlerstraße Nr. 4 und Wiesbadener Straße Nr. 87/88 seit 1926 der Kirchengemeinde ‚Zum Guten Hirten‘, die in diesem Landhaus 1930-47 eine Diakonissenstation unterhielt und heute dort eine Kindertagesstätte betreibt; die unbebauten Grundstücke mit schönem Baumbestand dienen als Spielflächen. Topographie Friedenau, 2000

 

Die Geschichte der Grundstücke Goßlerstraße Nr. 3 & Nr. 4 und Wiesbadener Straße Nr. 87 & Nr. 88 hat Julius Möller, Mitglied des Friedenauer Gemeindekirchenrates, in seiner Chronik der Kirchengemeinde zum Guten Hirten (1930) zusammengetragen. Möller verhandelte in den 1920er Jahren mit dem Besitzer eines dem Gemeindehause gegenüber, auf der anderen Seite der Goßlerstraße, liegenden unbebauten Grundstückes wegen pachtweiser Überlassung eines Geländestückes als Spielplatz für den kirchlichen Kindergarten. Es stellte sich dabei heraus, dass der Eigentümer sich mit Verkaufsgedanken trug.

 

Im April 1926 wurde der Ankauf der ganzen Parzelle von der Gemeindevertretung einstimmig beschlossen. So kam das Grundstück Goßlerstraße 4 (Bd. 15, Bl. 917 des Grundbuches von Friedenau, bisher dem Fabrikbesitzer Guido Krebs und seinen beiden Kindern Werner Krebs und Frau Ilse Petschull geb. Krebs gehörig) in den Besitz unserer Gemeinde. Der Kaufpreis betrug 27.400 M., das macht bei einer Größe von 864 qm auf 1 qm rd. 32 RM.

 

Die Furcht, dass dieser nur 20 m breite, im Westen an einen Hochbau stoßenden Platz auch an der Ost- und Nordseite von Hochbauten umgeben werden und dadurch an Nutzungswert verlieren könnte, veranlasste den Gemeindekirchenrat, vom Eigentümer Baurat Ludwig Dihm der den Spielplatz einschließenden Grundstücke Goßlerstraße 3 und Wiesbadener Straße Nr. 87/88 das Vorkaufsrecht zu erbitten. Darauf wollte der Besitzer nicht eingehen, wohl aber erklärte er sich nach längeren Verhandlungen zum Verkauf bereit. Er hatte nämlich fast nur noch diesen Grundbesitz; sein flüssiges Vermögen war durch die Inflation so zusammengeschmolzen, dass es für seinen Lebensunterhalt nicht mehr ausreichte. So kamen auch die Grundstücke Goßlerstraße 3 mit darauf stehendem Wohnhaus und die unbebauten Grundstücke Wiesbadener Straße 87/88 (Grundbuch Berlin- Friedenau Bd. 12, Bl. 810 – 932 qm, Bl. 811 – 932 qm und Bd. 813 – 863 qm) in den Besitz der Kirchengemeinde. Der Kaufpreis betrug 116.500 RM, auf den eine Anzahlung von 25.000 RM geleistet wurde. Im Übrigen wurde folgendes vereinbart:

 

Dem Verkäufer Baurat Ludwig Dihm und seiner Schwester Fräulein Marie Dihm steht der Nießbrauch am Hause und an den Grundstücken bis an ihr Lebensende zu. Daneben verzinst der Käufer (Kirchengemeinde) das Restkaufgeld mit 3. v. H. und zahlt dem Verkäufer jährlich mindestens 3.000 RM. Vom Kapital nach dem Erlöschen des Nießbrauchs steigt der Zinsfluß auf 5 %, und das Restkaufgeld wird kündbar.

 

Die Geschwister Dihm haben den Nießbrauch nicht lange gehabt. Der Bruder ist im Jahre 1928, die Schwester im Herbst 1929 gestorben. Erst vier Wochen vor dem Tode der letzteren war auf Antrag der Erben das Nießbrauchsrecht in ein Mietsverhältnis umgewandelt und das den Erben zustehende Recht auf Kündigung des gesamten Restkaufgeldes durch eine vereinbarte Ratenzahlung abgelöst worden. Hierdurch ist die Kirchengemeinde in den Stand gesetzt, das Restkaufgeld bis zum 15. Oktober 1933 aus Mitteln ihres Haushaltes in Teilbeträgen zu bezahlen, und sie braucht für den Erwerb des wertvollen Besitzes keine Anleihe aufzunehmen.

Goßlerstraße 8

Goßlerstraße Nr. 8

Baudenkmal Mietshaus

Entwurf Architekt Richard Draeger

 

Das Haus Goßlerstraße Nr. 8 wurde 1891 von Richard Draeger als zweigeschossiger, sechsachsiger, roter Rohziegelbau auf einem hohen Souterrain erbaut. Die nördliche Endachse nimmt das Treppenhaus auf, ein asymmetrischer zweiachsiger Risalit mit Quergiebel vor dem ausgebauten Dachgeschoß bringt etwas Spannung in den strengen, einfachen Bau. Im Souterrain befinden sich Garagen und eine kleine Wohnung. Das Mietwohnhaus - ein Einspänner - das nach seiner äußeren Erscheinung noch den Landhäusern der ersten Bauphase nahesteht, markiert den Übergang zu neuen Wohnungsbauformen in Friedenau nach der Bauordnung von 1887. Topographie Friedenau, 2000

Goßlerstraße 12

Goßlerstraße Nr. 12

Baudenkmal Landhaus

Entwirf Architekt H. Klitscher

Bauherr W. Behrens

Ausführung Architektengemeinschaft Klitscher und Afdring

 

Das zweigeschossige Landhaus Goßlerstraße 12 wurde 1901-02 von H. Klitscher erbaut.

Das fünfachsige Wohnhaus auf hohem Souterrain aus Ziegelmauerwerk ist in den beiden aufgehenden Geschossen verputzt und zeigt einen vortretenden zweiachsigen Standerker, der im Dachgeschoß vor dem Quergiebel einen Altan mit Glasdach trägt. Westlich des Erkers befindet sich je eine tiefe Loggia in beiden Geschossen, östlich je ein breites Fenster. Der Grundriß des Hauses ist ein Sechsfelder-Grundriß. Der Zugang liegt an der Ostseite im Bauwich, eine Freitreppe führt zum Hauseingang mit dem angebauten Treppenhaus hinauf. Das Dachgeschoß ist ausgebaut. Durch Anbauten zum Garten hin wurde das Haus stetig erweitert. Topographie Friedenau, 2000

Königin-Luise-Schule, 1912

Goßlerstraße 13-15

Königin-Luise-Schule

heute Paul-Natorp-Gymnasium

Entwurf Architekt Hans Altmann

Bauherr Gemeinde Friedenau

Datierung 1910-1912

 

Am 9. Dezember 1904 regte Bürgermeister Schnackenburg die Gründung einer öffentlichen höheren Mädchenschule an, und hob hervor, dass es bei der schnellen Entwicklung des Ortes Friedenau zur Notwendigkeit geworden sei, eine solche Schule einzurichten, nachdem die Gemeinde in weitest gehendem Maße ihre Fürsorge für die männliche Jugend bewiesen habe – mit dem Gymnasium am Maybachplatz (1897) und der Realschule in der Schwalbacher Straße (1906). Die Gemeindevertretung beschloss die Errichtung der höheren Mädchenschule mit 3 Vorschul- und 2 Töchterschulklassen.

 

Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria verbrachten die Ostertage wieder einmal im Achilleion auf Korfu, jenem Palast, den Kaiserin Elisabeth 1890/92 erbauen ließ und vom Hohenzollern 1907 erworben wurde. Von dort kam schließlich der Allerhöchste Erlass: Auf Ihren Bericht vom 31. März 1911 will ich genehmigen, daß die in der Entwicklung begriffene öffentliche Höhere Mädchenschule in Friedenau, Kreis Teltow, Regierungsbezirk Potsdam, den Namen Ihrer Majestät der hochseligen Königin Luise in der Bezeichnung ‚Königin-Luise-Schule‘ führe. Achilleion, den 7. April 1911.

 

Am 24. April 1907 wurde die Königin-Luise-Schule eingeweiht. Im Friedenauer Lokal-Anzeiger ist zu lesen: Der Neubau enthält 20 Klassenräume und eine Reserveklasse, die gleichzeitig als Hörsaal für den Naturkundeunterricht benutzt wird. Außerdem sind für den Physik- und Chemieunterricht ein Hörsaal, ein Vorbereitungszimmer sowie ein großes Sammlungszimmer und ein Schülerinnenübungszimmer mit Dunkelkammer vorhanden. Da bei dem großen Umfange, den der Turnunterricht nach dem neuen Schulreformplan in den Mädchenschulen einnimmt, eine Turnhalle nicht als ausreichend erschien, um den hier für alle Klassen erforderlichen Unterricht abzuhalten, wurde für die Herstellung einer zweiten im Dachgeschoss belegenen Turnhalle noch zu der bereits bewilligten Bausumme ein Betrag von 10.000 M. hinzu bewilligt. Diese zweite Turnhalle wurde innerhalb des Dachraumes in Eisenbeton konstruiert und in das Dachgeschoss des linken Seitenflügels gelegt.

 

Was den Neubau, der in modernen gotisierenden Formen errichtet ist, besonders bemerkenswert macht und ihn aus dem Schema der sonst üblichen Schulgebäude hervorhebt, ist seine der Grundstücksform besonders angepasste Grundrisslösung. Nicht wie es sonst üblich ist, sind hier die Klassen in Längskorridore gelegt und die Aula ist nicht als ein nach außen hin besonders in die Erscheinung tretender Bauteil angelegt. Da das Grundstück nur schmal und durch vorhandene Baulichkeiten der Gemeinde und die Nachbargrenzen beschränkt war, wurde als Mittelpunkt der Bauanlage ein durch das Erdgeschoss und dem I. Stockwerk gehender Lichthof hergestellt, der bei Schulfeiern und Festlichkeiten der Anstalt als Aula dienen soll. Die für die Klassen bestimmten Korridore umsäumen in diesen beiden Geschossen die Lichthofaula von allen Seiten und bilden damit gleichzeitig Galerien, die bei besonders starker Inanspruchnahme des Raumes als Emporen benutzt werden können.

 

Man betritt das Schulgebäude von der Goßlerstraße her durch ein dreitüriges, monumentales Portal, erreicht alsdann eine kleinere Vorhalle um dann sogleich die Lichthofaula zu betreten. Was auf den ersten Blick zunächst überrascht, ist, dass die Architektur des Raumes in einem bisher für solche Zwecke wohl kaum verwendeten Material hergestellt ist. Da der Architekt bei der überaus schnellen Bauausführung damit rechnen musste, dass die Feuchtigkeit in dem Bau eventl. noch so groß sein würde, dass es nicht ratsam wäre, ähnlich wie in der Aula des Reformrealgymnasiums die Architekturgliederung in Holz auszuführen, so wurde hier ein jeder Feuchtigkeit ja selbst Salz- und Säureeinflüssen widerstandsfähiges Baumaterial gewählt. Alle Architekturgliederungen sind in Keramik hergestellt, die in einem blauen Ton gehalten und durch entsprechende Farbentöne der Wand- und Pfeilerflächen eine gewisse geschloffene Wirkung erhalten haben. Betritt man den Raum, so ist man überrascht von der Größe desselben, da er für etwa 500 Sitzplätze ausreicht. Seine Wirkung ist eine ruhige und nirgends wird das Auge durch die neuartige Materialienverwendung gestört, vielmehr gewinnt der Beschauer den Eindruck, dass es dem Architekten gelungen ist, das spröde Material harmonisch zu verwenden und den baulichen Bedürfnissen angepasst zu haben. Der Lichthofraum und die anstoßenden Korridore erhalten ihr Licht durch ein großes, in der Decke liegendes Oberlicht. Das Oberlicht, das farbig verglast ist, trägt gleichfalls dazu bei, dem Raume eine ruhige, vornehme Wirkung zu geben. Weiterhin ist erwähnenswert, dass man versucht hat, die reichen Schätze, die seitens der Kommunalverwaltung den höheren Schulen in ihren Sammlungen zur Verfügung gestellt werden, den Schülerinnen näher zu rücken und ihnen durch ein tägliches Anschauen und Beobachten die Natur vertrauter zu machen. So sind in Verbindung mit einigen in den Hallen der Geschosse zur Aufstellung gelangten Springbrunnen, Aquarien und Terrarien zur Anlage gekommen, in denen die Schülerinnen die Flora und Fauna des Wassers kennen lernen sollen, damit dieselben nicht achtlos an dem Wachsen und Werden der Natur vorüberzugehen, sondern Interesse und Liebe für die Naturwelt zu gewinnen und dieses Interesse auch mit in das spätere Leben hinauszunehmen. Wandschränke mit Sammlungsgegenständen, die sich gleichfalls auf dem Korridor befinden, sollen die Bekanntschaft mit der Tierwelt und der Naturwissenschaft fördern helfen. Eine weitere, durch den Schulplan der höheren Mädchenschulen bedingte Einrichtung ist die Herstellung eines geräumigen Nadelarbeitsraumes mit Zuschneideraum. Hier finden wir eine Abteilung mit Nadelarbeitstischen eingerichtet, in denen die Schülerinnen dem theoretischen Unterricht folgen und ihre Nadelübungen vornehmen können. Ein anderer Teil des großen Raumes ist dem Nähunterricht gewidmet. Hier sind 8 Nähmaschinen zur Aufstellung gelangt. In einem Nebenraume sollen zunächst die Zuschneidearbeiten vorgenommen werden. Neben den erwähnten Klassen und sonstigen Räumen finden sich im Hause noch ein geräumiger, für 50 Schülerinnen bestimmter Zeichensaal, Räume für Anschauungsmittel und dergleichen, welche dem späteren Aufbau, sei es in Gestalt einer Frauenschule, oder eines Seminares, noch vorbehalten sind, und die zur Zeit von der Schule noch nicht in Anspruch genommen werden.

 

Am 23. August 1943 wurden Dachgeschoss und Aula durch Bomben beschädigt. Für den Unterricht wurde teilweise das Gebäude der Rheingauschule genutzt. Am 27. April 1945 marschiert die Rote Armee in Friedenau ein. Im November erscheint das Verordnungsblatt der Stadt Berlin durch den Magistrat. Im Dezember wird der antifaschistisch-demokratische Block Groß-Berlin gegründet, worauf KPD und SPD die baldige Vereinigung beider Parteien beschließen. Vor diesem Hintergrund ist wohl die Formulierung zu verstehen, im Dezember 1945 wurde beschlossen, eine Schule in Berlin nach Paul Natorp zu benennen. Am 28. Mai 1946 wurde die Königin-Luise-Schule in Paul-Natorp-Schule umbenannt.

 

Mit dem Namen Paul Natorp (1854-1924) kann kaum jemand etwas anfangen. Lehrer vielleicht noch, aber Schüler? Für die einen ist er der heute fast in Vergessenheit geratene Philosoph und Pädagoge, für das Fachportal Pädagogik ist er ein Klassiker der Sozialpädagogik, der, verkürzt formuliert, auf die Gemeinschaft setzt und die Bildung des Intellekts, die Bildung des Willens und die ästhetische Bildung als Ganzes betrachtet. Dazu gehört wohl auch, dass zehn Jahre nach der Umbenennung im April 1955 außer Mädchen erstmals Jungen in die Schule aufgenommen wurden. Im Schulprogramm heißt es: Die Paul-Natorp-Schule ist für uns ein Ort, der für das Leben fit macht! Die inhaltlich und ästhetisch vorzüglich aufbereitete Webseite der heute Paul-Natorp-Gymnasium genannten Lehranstalt macht das eindrucksvoll deutlich.

 

Zu guter Letzt: Blixa Bargeld, der geschätzte Gründer und Frontmann der Gruppe Einstürzende Neubauten, lebte einst in Friedenau und war als Christian Emmerich Schüler der Paul-Natorp-Oberschule. Interessant wäre es, wenn auf der Webseite weitere Ehemalige von Königin-Luise-Schule und Paul-Natorp-Gymnasium vorgestellt würden.

 

Renée Sintenis & Emil Rudolf Weiß. Quelle Nationalgalerie Berlin

Goßlerstraße Nr. 22

Emil Rudolf Weiß (1875-1942)

 

Von den verschiedensten Anregungen für meine Arbeit, die in meinem Leben gewesen sind, verdanke ich unendlich viel Professor Weiß, meinem jetzigen Mann. Er hat mich immer wieder zum Ausstellen gedrängt und mir stets die Wege zu ebnen versucht. So Renée Sintenis 1931 im Gespräch mit Ada Schmidt-Beil, abgedruckt in Die Kultur der Frau.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Professor Weiß, das war der Buch- und Schriftgestalter Emil Rudolf Weiß. Er hatte an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe studiert und wurde 1907 an die Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums berufen. Mit seiner ersten Ehefrau Johanna Schwan und Tochter Marianne Monika zog er in die 3-Zimmer-Wohnung mit Bad und Loggia Goßlerstraße Nr. 27/Ecke Stubenrauchstraße Nr. 66 in Friedenau. Mit der Neunummerierung wurde 1909 aus Nr. 27  Nr. 22. Kurze Zeit später wurde per Annonce für einen kleinen Haushalt mit 3-jährigem Kind ein Mädchen für alles gesucht. Einige Kochkenntnisse erwünscht. Lohn 20 Mark monatlich. Von diesem Elternglück ist sein Gemälde Tochter Marianne Monika am Frühstückstisch geblieben.

 

 

Mit der Wahl von Emil Rudolf Weiß in die Jury der Berliner Sezession 1908, in der neben ihm die Maler Hans Baluschek, Lovis Corinth, Walter Leistikow, Max Liebermann, George Mosson, Max Slevogt und die Bildhauer August Gaul, Fritz Klimsch, Max Kruse sowie der Kunsthändler Paul Cassirer vertreten waren, kam in das Leben des 33-jährigen Badeners Bewegung. Von ziemlichem Selbstbewußtsein zeugen auch seine (auf dem Papier des Bruno Cassirer Verlags) geschriebenen Zeilen an die Zeitschrift Kunst und Künstler: Friedenau, 30. 1. 1909. Sehr geehrter Herr Scheffler – ich freue mich natürlich, daß Sie die Quitten reproducieren wollen, habe aber eine nicht erfreuliche Empfindung dabei, nämlich die, dass es gerade das Gemüse ist, was Sie sich aussuchten unter 5 Bildern, die in mehreren Bezeichnungen vor dem Stillleben stehen sollten. Immerhin, sei’s drum, aber bitte nicht irgendwo im Text als Lückenbüßer, ich verzichte sonst sehr viel lieber ganz. Mit bestem Gruß Ihr Weiß.

 

Mit der Ehe lief es nicht gut. 1911 wohnte der Maler Professor Emil Rudolf Weiß in Berlin SW 11, Hafenplatz 2, II. Stock. Ehefrau Johanna ist mit der Tochter wohl wieder ins Badische gezogen, da sie im Berliner Adreßbuch nicht mehr auftaucht und die Wohnung in der Goßlerstraße anderweitig vermietet ist. 1914 wurde die Ehe geschieden.

Emil Rudolf Weiß, Renée Sintenis, 1915

Am 20. April 2012 versteigerte die Berliner Galerie Bassenge unter der erlösfördernden Überschrift Renée Sintenis - Schülerin und Ehefrau ein Ölgemälde von Emil Rudolf Weiß (1915), dessen Provenienz mit Karl & Faber München bis 1990 sowie Lahr, Privatsammlung angegeben wurde. Auf dem internationalen Markt wurde daraus Emil Rudolf Weiß, Portrait of his wife Renée Sintenis. Nicht korrekt, da die Heirat von Renée Sintenis und Emil Rudolf Weiß am 3. Dezember 1917 in Berlin-Tiergarten besiegelt wurde. Sie hatten sich an der Kunstgewerbeschule kennengelernt, wo er sie in Gestaltung von Schrift, Inschrift und Ornament unterrichtet hatte.

 

Von 1921 ist eine erste gemeinsame Arbeit bekannt. Im Auftrag der Marées-Gesellschaft erschienen nach dem Vorbild alter griechischer Minuskelhandschriften im Piper Verlag München die Gedichte der Sappho mit zwölf Radierungen von Renée Sintenis und einem gestalteten Text und Zierelementen von Emil Rudolf Weiß. Als die Weimarer Republik 1924 die Reichsmark als gesetzliches Zahlungsmittel bestimmte, wurden die Entwürfe für die 3-Mark- und 5-Mark-Silbermünzen von Reinhard Kullrich, Emil Rudolf Weiß und Renée Weiß-Sintenis geschaffen.

Am 7. April 1933 verlor Weiß sein Lehramt an der Unterrichtsanstalt. Am 28. Februar 1934 wurde Renée Sintenis zum Austritt aus der Akademie der Künste gezwungen. Nachdem die Akademie selbst ihre Mitglieder zum freiwilligen Austritt aufforderte, erklärten Ernst Barlach, Ludwig Gies, Bruno Paul, Mies van der Rohe und Emil Rudolf Weiß im Juli 1937 telephonisch ihren Austritt.

 

Emil Rudolf Weiß, Badener durch und durch, geboren am 12. Oktober 1875 in Lahr, aufgewachsen in Breisach und Baden-Baden, zehn Studienjahre in Karlsruhe, zog sich Ende 1930 mehr und mehr in seine badische Heimat zurück. Er erinnerte sich an die Sommer der Jahre 1920 und 1921, als er mit seinem Malerfreund Carl Hofer in Bernau im Schwarzwald weilte, dem Geburtsort ihres ehemaligen Karlsruher Lehrers Hans Thoma. Im Winter 1922 kam er wieder und zeichnete, Blick auf das winterliche Bernau (19. Januar 1922) und Blick auf das verschneite Schwarzwalddorf Bernau (21. Januar 1922). Carl Hofer merkte später an: Es sind mir leider keine so guten Landschaften gelungen wie meinem früheren Meister Thoma. Für Weiß gilt das wohl auch.

 

 

 

 

Emil Rudolf Weiß, der Mann also, der nichts ist, als ein Buchmann, ein Schriftmann, konzentrierte sich auf seine schriftkünstlerische Tätigkeit als Typograph. Das Klingspor Museum in Offenbach am Main, der Ort für Buch- und Schriftkunst überhaupt, hat die Weiß’schen Schriftformen der Bauerschen Gießerei dokumentiert: Weiß Fraktur (1913), Weiß Fraktur Kursiv und Weiß Fraktur halbfett sowie Weiß Fraktur licht (beide 1923), Weiß Antiqua und Weiß Kursiv (beide 1928), Weiß Antiqua halbfett, Weiß Kapitale mager, Weiß Kapitale kräftig, Weiss-Lapidar mager, Weiss-Lapidar kräftig (alle 1931), Weiß Gotisch (1936) und Weiß Gotisch mager (1939). Die Neue Weiß Fraktur von 1935 ist unveröffentlicht. Nach seinem Tod erschien 1948 Weiß Antiqua fett (1948).

 

Die Weiß-Schriften für die Bauersche Gießerei (Klingspor Museum Offenbach am Main)

 

 

Das Ehepaar Renée Sintenis und Emil Rudolf Weiß

Grab E.R.WEISS. Foto Hahn & Stich, 29.03.2024

Es ist vollbracht

 

Beim diesjährigen Osterspaziergang waren Strom und Bäche wahrlich nicht vom Eise befreit. Auf die Skipiste oberhalb des Friedhofs von Bernau schickte der alte Winter noch immer ohnmächtige Schauer körnigen Eises in Streifen über die grünende Flur. Nichts wollte sich hier oben in 900 m ü. NHN mit Farben beleben.

 

Es grenzt schon fast an ein Wunder, daß es dem Steinbildhauer Edelbert Wasmer gelungen ist, den Grabstein von Emil Rudolf Weiß (1875-1942) von Efeu, Algen und Moos zu befreien und wieder in einen würdigen Zustand zu versetzen. Ein Wunder ist es auch, daß dieses Grab nach über acht Jahrzehnten überhaupt noch existiert.

 

Das ist  wohl vor allem ein Verdienst des Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Ludwig Baur (1886-1968), der 1948 zum Bürgermeister von Bernau gewählt wurde. Er war – wie Emil Rudolf Weiß. – mit dem NS-Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 1933 aus dem Staatsdienst entlassen worden. Nach seinem Amtsantritt eröffnete Baur 1949 das Hans-Thoma-Museum. 1950 ließ das Land Baden-Württemberg den Hans-Thoma-Preis folgen, mit dem u. a. Otto Dix, Anselm Kiefer, Ulrike Ottinger und weitere Bildende Künstler ausgezeichnet wurden, die eine Weiterentwicklung zu hohen Leistungen erwarten lassen.

 

Das war 2023 mit der Preisverleihung an Marcel van Eeden für seine fotorealistischen Darstellungen nicht der Fall. Um der Ehrung überregionales Gepräge zu geben, schreckte er vor nichts zurück: Hans Thoma, der Reaktionär, der Völkische, der Antisemit.

 

 

 

Seine Schwätzereien blieben beim Schwarzwälder Boten und Südkurier. Baden-Württembergs grüne Kunstministerin Petra Olschowski zog vor ihrer demnächst absehbaren Abwahl die Reißleine. Zum 100. Todestag von Hans Thoma und 75-jährigen Bestehen des Hans-Thoma-Museums wird der Hans-Thoma-Preis in Landespreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg umbenannt.

 

Marcel van Eeden war der letzte Träger des Hans-Thoma-Preises. Welche Ehre! Wo Bedenken und Bedachtsamkeit vonnöten sind, setzte er mit seiner Antisemitismus-Keule puren Aktionismus in Gang. Die Kunsthalle Karlsruhe wird eine öffentliche Veranstaltung speziell zu Hans Thoma gemeinsam mit dem Haus der Geschichte Baden-Württembergs ausrichten. Im September folgt dann eine Kabinettausstellung zu Hans Thoma als Direktor der Kunsthalle und dessen Erwerbungspolitik von 1899 bis 1919. Für Anfang 2025 ist ein wissenschaftliches Symposium zum Umgang mit dem schwierigen Erbe, wie etwa völkischen Kuntwerken geplant. In der Badischen Landesbibliothek werden die Hans-Thoma-Bestände aufbereitet und digitalisiert.

 

Geradezu hilflos reagieren die Politiker: Es geht nicht darum, die Leistungen von Hans Thoma als Maler und seine Bedeutung für die Kunstgeschichte zu schmälern oder seinen Stellenwert für das kulturelle Gedächtnis der Region in Abrede zu stellen. Diese stehen außer Frage. Allerdings  verkörperte er ein antimodernes Weltbild und vertrat zeitweise Positionen zugunsten reaktionärer Kreise, die sich gegen französische Einflüsse in der deutschen Kunst aussprachen, und er äußerte sich auch antisemitisch. Dies steht im Widerspruch zum Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg, der gerade innovative Positionen auszeichnet. Dass die Preisverleihung auch weiterhin in Bernau stattfindet, verstehen wir als einen Beitrag zur Förderung des Ländlichen Raums, die uns kulturpolitisch sehr wichtig ist.

 

Das Hans-Thoma-Museum sollte die Kunst badischer Maler vor dem Vergessen bewahren. Davon ist das Haus weit entfernt. Die Bilder von Hans Thoma (1839-1924) werden als Pflichterfüllung präsentiert. Verbindungen zwischen ihm und seinen Schülern Emil Rudolf Weiß (1875-1942), Karl Hofer (1878-1955), Adolf Hildenbrand (1881-1944) und Erwin Heinrich (1887-1956) werden nicht deutlich gemacht.

 

Weiß war mit dem langgestreckten Hochtal, dem Geburtsort seines Karlsruher Akademielehrers Hans Thoma, seit einer Studienexkursion vertraut. Die Sommer 1920 und 1921 verbrachten die einstigen Kommilitonen Hofer und Weiß gemeinsam in Bernau. Daß Hofer die idyllisch wirkenden Landschaftsbilder Thomas noch 1953 im Gedächtnis hatte, belegen seine Erinnerungen: Das langgestreckte Hochtal ist sehr charaktervoll mit seinen Schindelsilberdächern und den kahlen rötlichen Hügeln. Es sind mir leider keine so guten Landschaften gelungen wie meinem früheren Meister Thoma. Regelmäßig fuhr Weiß zu mehrwöchigen Malaufenthalten in den Schwarzwald, insbesondere nach Bernau. Die Verbundenheit zu der Region drückte er 1927 als Mitbegründer der Badischen Secession aus.

 

Den Sommer 1942 verbrachte Weiß wieder malend im Badischen. Renée Sintenis kam am 18. September nach: Die Leute hier sind ziemlich schlimm, weil sie von nichts was wissen, nur an ihre Obsternte denken und den Krieg so weit weg empfinden als sei er ungefähr in Australien. Im Herbst wollten beide nach Berlin zurück. Die Zelte sind im Begriff abgebrochen zu werden. Sein Aquarellkäschtle war bereits eingepackt. Es kam alles ganz anders. Laut Todesanzeige des Standesamtes Meersburg ist der Kunstmaler und Professor Emil Rudolf Weiss, gottgläubig, am 7. November 1942, um 11 Uhr, in Meersburg im Hause Gehauweg Nr. 5 tot aufgefunden worden. Der Verstorbene war verheiratet mit der Renate Alice geborene Sintenis.

 

Der für seine Akkuratesse bekannte Schriftgestalter hatte im Testament alles geregelt. Sein gesamter Besitz ging an seine Frau. Seine letzte Ruhe wollte er in einem Urnengrab auf dem Friedhof in Bernau finden. Das war auf einem durch die Benediktinerabtei des Klosters Sankt Blasien über Jahrhunderte durchweg katholisch geprägten Ort nicht ganz einfach. Weiß, der bei der Eheschließung mit Renée Sintenis 1917 in Berlin unter Religion Dissident angab, wird 1942 in der Meersburger Todesurkunde als gottgläubig genannt. Mit dieser diplomatischen Formulierung wurde ihm ein Platz gewährt – weit weg von den Einheimschen an der Außenmauer. Das haben die jeweiligen Pfarrer entschieden, so Edelbert Wasmer. Nachdem der Gottesacker später erweitert werden musste, wurde die Mauer  abgetragen. Nun liegt das Weißsche Grab mittendrin – und doch irgendwie separat. An seiner Seite fanden später die Maler und Grafiker Adolf Hildenbrand (Freimaurer), Erwin Heinrich (Protestant) und Sepp Biehler (Römisch-Katholisch) ihre letzte Ruhe.

 

Es mag nur eine Petitesse sein, aber irritierend ist es schon, wenn sich im Georg-Kolbe-Museum Berlin ein Foto vom Weißschen Grab befindet, auf dessen Rückseite handschriftlich der 14. August 1958 vermerkt wurde. Bekanntlich ist die Witwe unmittelbar nach dem Tod abgereist. Auf einer schwarzumrandeten Trauerkarte schreibt sie am 7. November 1942: Ich komme eben aus Meersburg zurück. Der Peter (E. R. Weiß) ist vom Schlaf nicht wieder aufgewacht und er war vergnügt und zufrieden und hat nichts gemerkt.

 

Am 15. Januar 1943 geht es so wie es gehen muss. Mal ist es eine Erlösung, wie mit dem Testament und dann wieder endlose Ämter und Erbschaftsgerichte und Anwälte und Steuern. Aber ich werde es schon überstehen. Im April sitzt sie weiter bis zum Hals im Nachlaß. Dazu mein Umzug ins Weißsche Atelier Kurfürstenstraße – und unaufhörlich die Bomben auf Berlin. Im Mai 1943 erhält Renée Sintenis eine Serie von Aufträgen und am 18. Juli 1943 wird in Frankfurt eine schöne Gedächtnisausstellung für den Peter eröffnet, da soll ich hin. Vielleicht verbrennen aber die Bilder schon vorher dort.

 

Im Sommer 1945 bezog Renée Sintenis mit Magdalena Goldmann eine Wohnung in der Innsbrucker Straße 23. 1948 wurde sie durch Karl Hofer an die Berliner Hochschule für Bildende Künste berufen. Es spricht einiges dafür, daß die von Renée Sintenis gestaltete Grabplatte erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Für die Inschrift wurde WEISS-LAPIDAR ausgewählt. Da die Schrift nur in Versalien existiert, musste auf sein bekanntes „ß“ verzichtet werden: E.R. WEISS, 12.X.1875 – 7.XI.1942. Das verschlungene Ornament eines frühchristlichen Herzensgebetes könnte als Erneuerung des Ehebundes nach seinem Tod interpretiert werden.

 

Fragen bleiben, vieles ist noch ungeklärt. Bis zum 150. Geburtstag des Schriftkünstlers Emil Rudolf Weiß am 12. Oktober 2025 bleibt also einiges zu tun.

 

 

Bernau im Schwarzwald liegt in einem Hochtal auf einer Höhe von 800 bis 1200 Meter. Die Besiedlung begann im späten 11. Jahrhundert mit der Rodung und dem Bau von Höfen durch das Kloster St. Blasien. Mit der Säkularisation kam der Ort 1806 zum Großherzogtum Baden. 1934 wurden die vier Gemeinden, Innerlehen (mit Riggenbach und Schwendele), Hof, Bernau-Dorf (mit Goldbach) und Außerlehen (mit Kaiserhaus, Altenrond, Oberlehen, Gaß, Unterlehen und Weierle) zur Gemeinde Bernau vereinigt. Am 1. Januar 1999 erfolgte die Umbenennung in Bernau im Schwarzwald. Der Jahresniederschlag beträgt 1919 mm. Der trockenste Monat ist der September. Der Ort zählt zu den schneereichsten des Schwarzwaldes.

 

 

 

Unter der Überschrift Kolbe außer Haus unterstützt das Georg-Kolbe-Museum Berlin in einem Newsletter unsere Aktion und schreibt: Der Maler Emil Rudolf Weiß wurde 1907 an die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin berufen. Im Jahr 1917 heiraten Renée Sintenis und Emil Rudolf Weiß. Gemeinsam publizierten sie die Gedichte der Sappho - sie die Radierungen, er die Schriften. Für die Weimarer Republik gestalteten sie die Wertseiten der Reichmarksmünzen. 1933 verlor Weiß sein Lehramt. 1934 wurden beide aus der Akademie der Künste ausgeschlossen. Emil Rudolf Weiß starb 1942 und wurde auf seinen Wunsch in Bernau im Schwarzwald beigesetzt. Die Grabstelle mit dem von Renée Sintenis gestalteten Stein existiert noch, die Inschriften sind jedoch überwuchert und nicht mehr zu lesen. Peter Hahn und Jürgen Stich engagieren sich für die Restaurierung und bitten um Unterstützung. Falls Sie helfen können, wenden Sie sich bitte an info@friedenau-aktuell.de.

 

Konto Peter Hahn und Jürgen Stich

Commerzbank DE66 1004 0000 0552 4921 01

BIC COBADEFFXXX                       

Betreff Grab Weiß

 

Garten Dr. Loeser. Zeichnung Herta Hammerbacher. TU Architekturmuseum Berlin

Goßlerstraße Nr. 26

Ewald Loeser (1888-1970)

 

Das Haus Goßlerstraße Nr. 26 hat den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt. Geblieben ist im Architekturmuseum der TU Berlin die undatierte Handzeichnung der Landschaftsarchitektin Herta Hammerbacher: Garten Dr. Loeser, Berlin-Friedenau, Goßlerstraße 26. Diese Angabe taucht erstmals im Adressbuch von 1925 auf – als Eigentümer des Hauses. Nennenswerte Veränderungen gab es erst einmal nicht, selbst die langjährigen Mieter blieben, darunter General der Infanterie a. D. Albert von Falk, General Kuno von Steuben a. D. und der Landschaftsmaler Otto Günther-Naumburg.

 

Ewald Oskar Ludwig Loeser wurde am 11. April 1888 in Storkow (Mark) geboren. Für Wikipedia war er Jurist, Ministerialbeamter, Vorstandsmitglied der Friedrich Krupp AG und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Die Gedenkstätte Deutscher Widerstand vermeidet den Begriff Widerstandskämpfer und teilt mit, dass Loeser nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 im August festgenommen wird, in der Verhandlung vor dem Volksgerichtshof am 17. Januar 1945 eine Erinnerungsschwäche vortäuscht und zur Beobachtung in die Heil- und Pflegeanstalt Wittenau bei Berlin eingewiesen wird, wo er das Kriegsende überlebt.

 

Ewald Loeser studierte Rechtswissenschaften, promovierte 1911 an der Universität Göttingen und entschied sich für eine Laufbahn als Ministerialbeamter. Er wird Referent im Kriegsernährungsamt (1917-1919), Geschäftsführender Direktor der Reichsgetreidestelle (1919-1920), Beigeordneter beim Deutschen Städtetag (1925), Referent im Reichsinnenministerium, Abt. Verfassung und Verwaltung (1929). 1930 gibt er das Handwörterbuch der Verwaltungspraxis heraus.

 

Nachdem Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945) am 23. Mai 1930 mit den Stimmen der konservativen Parteien DNVP und Zentrum sowie einzelnen Stimmen aus den Ratsfraktionen von SPD und NSDAP zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt worden war, holte er Ewald Loeser als Bürgermeister und Stadtkämmerer in die Stadt. Es kann davon ausgegangen werden, dass beide für die Beseitigung des Diktats von Versailles und die Stärkung der Exekutive eintraten.

 

Geschrieben wird, dass Goerdeler am 30. Januar 1933 bis spät in die Nacht im Rathaus blieb, um die Besetzung durch die SA zu verhindern, auch, dass er nicht bereit war, am Leipziger Rathaus die Hakenkreuzflagge zu hissen, und sich Goerdeler und Loeser am 1. April 1933 in den Brühl begaben, und versuchten, die Pelzgeschäfte der Juden vor den Schlägertrupps der SA zu schützen. Am 23. Juli 1933 wurde der 3. Bürgermeister aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ entlassen. Nachfolger wurde Rudolf Haake, Leiter der Leipziger NSDAP-Geschäftsstelle. Durch die Ernennung von 12 weiteren Nationalsozialisten zu ehrenamtlichen Stadträten hatte die NSDAP eine Mehrheit im Stadtrat. Im Dezember 1933 übernahm Haake die Dezernate für Wirtschaft, Statistik, Verkehr und Vermessung. Im Mai 1934 ließ er sich in die Aufsichtsräte von Messeamt, Stadt- und Girobank wählen. Mit dieser neuen Machtfülle versuchte Haake nun Bürgermeister Loeser aus seinem Amt zu verdrängen. Goerdeler fiel es schwer, seine bisher vertrauen Mitarbeiter weiterhin zu beschäftigen, besonders Loeser, den er wegen seiner politischen Kompetenz und Grundhaltung sehr schätzte. Auf Goerdelers Empfehlung trat Dr. jur. Ewald Loeser am 1. Oktober 1934 in den Vorstand der Friedrich Krupp AG ein, wo er für die allgemeine Verwaltung und das Finanzwesen des Konzerns zuständig war. Im Berliner Adressbuch von 1936 steht unter Goßlerstraße Nr. 26 Eigentümer Loeser, E., Dr. jur., Bürgermeister a. D..

 

Loeser hatte inzwischen diverse Aufsichtsratsmandate inne, Bankhaus Hardy & Co Berlin, Hotel-Betriebs AG Berlin sowie von Tochtergesellschaften der Krupp AG. Nachdem Loeser 1943 von der Krupp AG keinen eigenen Geschäftsbereich mehr erhielt, sondern dem Vorstandsvorsitzenden Gustav Krupp von Bohlen und Halbach unterstellt war, kündigte er, war aber weiterhin Mitglied der Aufsichtsräte mehrerer Krupp-Firmen. 1944 wurde Loeser Reichstreuhänder über die Niederlassungen des in Deutschland unter Zwangsverwaltung gestellten niederländischen Unternehmens Philips.

 

Bereits im Laufe des Jahres 1943 soll Carl Friedrich Goerdeler seinen Vertrauten Ewald Loeser von der Notwendigkeit eines Staatsstreichs überzeugt haben. Mit Henning von Tresckow und Ludwig Beck hatte Goerdeler Pläne für eine Regierung nach dem Sturz des NS-Regimes entworfen – mit Goerdeler als Regierungschef und Loeser als Finanzminister. Das Attentat von 20. Juli 1944 misslingt. Goerdeler und Loeser werden im August 1944 von der Gestapo festgenommen und dem Volksgerichtshof überstellt. In der Verhandlung am 17. Januar 1945 wird Ewald Loeser wegen Erinnerungsschwäche auf Veranlassung des Oberreichsanwalts beim Volksgerichtshof Ernst Lautz zur Beobachtung in die Heil- und Pflegeanstalt Wittenau überwiesen. Ende April 1945 wurde er von der Roten Armee befreit.

 

1947 kam es in Nürnberg zum Krupp-Prozess. Auf der Anklagebank am 22. Dezember 1947: Alfried Krupp und die Krupp-Direktoren Ewald Loeser, Eduard Houdremont, Erich Müller, Friedrich Janssen, Karl Pfirsch, Karl Eberhardt und Heinrich Korschan (von links). Loesers Verteidigung übernahm der Berliner Rechtsanwalt Dr. Kurt Behling, der u. a. die Überweisung des Volksgerichtshofes von 1945 sowie den von Dr. Loeser verfassten Leitfaden für das Verständnis meines Verhaltens vom 21. August 1947 nebst einer Ergänzung vom 3. September 1947 vorlegte.

 

Die Urteile vom 31. Juli 1948: Krupp 12 Jahre, Loeser 7 Jahre, Houdremont 10 Jahre, Müller, 12 Jahre, Janssen 10 Jahre, Eberhardt 9. Jahre, Korschan 6 Jahre. Am 2. Februar 1951 wurden sie aus der Haft entlassen. Pfirsch wurde freigesprochen. Loeser wurde krankheitsbedingt vorzeitig entlassen. Über seinen weiteren Lebensweg bis zu seinem Tod am 23. Dezember 1970 ist nichts bekannt.

 

Otto Günther-Naumburg. Architekturskizze. TU Architekturmuseum Berlin

Goßlerstraße Nr. 26

Otto Günther-Naumburg (1856-1941)

Landschaftsmaler, Architekt und Hochschullehrer

 

Das Dilemma mit den Malern Günther begann schon in Sachsen-Anhalt. In Halle an der Saale waren Otto Edmund Günther (1838-1884) und in Naumburg (Saale) Otto Günther (1856-1941) geboren worden. Dann kam 1894 die Große Berliner Kunstausstellung, wo die Maler Erwin Günther, Leopold Günther und Otto Günther sowie die Malerin Julie Günther ihre Bilder ausstellen wollten. Otto Günther hatte längst die Initiative ergriffen. Im Adressbuch von Charlottenburg steht seit 1891 Otto Günther-Naumburg, Landschaftsmaler, Fasanenstraße 11.

 

Otto Günther-Naumburg hatte ab 1873 an der Königlichen Akademie der Künste Berlin bei Landschaftsmaler Albert Hertel (1843-1912) studiert, vor allem bei ihm gelernt, nicht im Atelier, sondern en plein air zu arbeiten, unter freiem Himmel mit der gegebenen Sicht auf Licht, Schatten und Farbe. 1892 wurde Otto Günther-Naumburg Professor für Aquarellmalerei an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1914 zog er nach Friedenau in die Goßlerstraße Nr. 26. Hier lebte er bis zu seinem Tod am 21. Juni 1941.

 

In den Ausgaben des illustrierten Familienblattes Die Gartenlaube erschienen zwischen 1888 und 1896 einige seiner schwarz-weißen Architektur- und Landschaftsbilder. Von Interesse dürften allerdings auch seine fein nuancierten Arbeiten sein, die das TU Architekturmuseum Berlin veröffentlicht.

 

 

 

 

 

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Otto Günther-Naumburg, Architekturskizzen. TU Berlin Architekturmuseum

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Inge Keller als Zeugin 5 in der ERMITTLUNG, 1990. Foto Rainer Mann

Goßlerstraße Nr. 27

Inge Keller (1923-2017)

 

Zum 50. Jahrestag der Pogrom-Nacht vom 9. November 1938 erinnerte eine Veranstaltung in der Frankfurter Paulskirche an den Auschwitz-Prozess, der vom Dezember 1963 bis August 1965 in Frankfurt am Main stattfand, und an die gleichzeitige Uraufführung des Stückes am 19. Oktober 1965 an sechzehn Bühnen in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Unmittelbar nach dem Mauerfall entstand die Idee, diese Ermittlung nun als deutsch-deutsche Lesung zu wiederholen. So saßen 1990/1991 Schauspieler aus Ost und West in Frankfurt am Main, Friedrichshafen, Köln, Stuttgart, Zürich und Berlin auf den Bühnen. Mit dabei Ben Becker, Heinrich Giskes, Markus Völlenklee, Kurt Hübner, Peter Rühring, Dieter Mann, Otto Mellies, Klaus Piontek, Michael Schweighöfer, Hans Quest, Otto Sander, Manfred Lukas-Luderer, Udo Samel, Harald Kuhlmann, Daniel Morgenroth, Peter Gross, Walter Schmidinger, Siemen Rühaak, Lotte Loebinger und Inge Keller.

 

Als die Nachricht kam, dass Inge Keller am 6. Februar 2017 im Alter von 93 Jahren in einem Berliner Pflegeheim gestorben ist, erinnerten wir uns vor allem an jenen Abend in der Berliner Akademie der Künste und an die anschließende so einträchtige deutsch-deutsche Schauspielerrunde im Florianin der Grolmanstraße. Da erfuhr Inge Keller, dass wir in Friedenau leben, und wir erfuhren, dass sie derzeit ihr Haus auf Hiddensee selten besucht. Verständlich. Als sie 1977 von Ministerpräsident Willi Stoph mit dem Nationalpreis der DDR bedacht wurde, durfte sich die diensthabende Gräfin der DDR, wie sie sich selbst bezeichnete, eine Beigabe wünschen. Obwohl für die Insel ein Baustopp für Ferienhäuser bestand, die Gemeinde selbst einen Einwand wagte, ging die Sache ihren sozialistischen Gang. Inge Keller bekam ihr Haus am Meer.

 

Friedenau, so befand Inge Keller damals, ist eine seriöse bürgerliche Gegend. Im Haus Goßler Straße Nr. 27 ist sie aufgewachsen. Ihr Vater Arthur (1882-1941) hatte mit 36 Jahren in Niedercunnersdorf/Oberlausitz die vierzehn Jahre jüngere Fabrikantentochter Auguste Dorothea Engler geheiratet. Laut Berliner Adressbuch wohnte die Familie in den Jahren 1935 bis 1937 in NW 21 am Bundesratsufer Nr. 12, was wiederum erklärt, dass Tochter Inge dort am 15. Dezember 1923 geboren wurde und später das Kleist-Oberlyzeum in der Moabiter Levetzowstraße besuchte. Steinbruchbesitzer steht im Adressbuch. In der Tat besaß er einen Steinbruch in Niedercunnersdorf, dessen besonders harter Stein nun für den Autobahnbau gebraucht wurde. Der Urberliner hatte Straßenbau von der Pike auf gelernt und sich, wie Inge Keller erzählte, herausgearbeitet. Seine Kinder sollten es mal besser haben. Bodenständig ist er trotzdem geblieben. Noch heute erinnert sich die Privilegierte Schützengesellschaft Niedercunnersdorf, dass Arthur Keller 1936 den Bau eines Kleinkaliber-Schießstandes im Schützenhaus finanzierte. Das Geschäft mit den Steinen florierte wohl so gut, dass Arthur Keller 1937/38 auf dem Grundstück Goßler Straße Nr. 27 das Einfamilienhaus bauen ließ – mit einem großen Garten, auf dem er sich nach Feierabend in einen Gärtner verwandelte. Dort lebte er mit seiner Frau, der älteren Tochter Jutta, dem jüngeren Sohn Jürgen und eben mit Tochter Inge, die Schauspielerin wurde.

 

1942 debütierte Inge Keller im Theater am Kurfürstendamm. Es folgten Hebbel-Theater, Schlossparktheater und schließlich 1950 das Engagement an das Deutsche Theater, dessen Ensemble sie bis 2001 angehörte. Zwischendurch kam Inge Keller noch einmal mit Friedenau in Berührung – von 1952 bis 1956, das war die kurze Ehe mit Karl-Eduard von Schnitzler, der einst das Friedenauer Gymnasium besucht hatte und ab 1960 den Schwarzen Kanal moderierte. Die sprachmächtige Schauspielerin Inge Keller bleibt uns als Zeugin 5 in Erinnerung. Ihr Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof.

 

https://www.youtube.com/watch?v=1qLLXaD_9N0

 

DIE ERMITTLUNG von Peter Weiss. Aufführungsorte 1990 und 1991

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DIE ERMITTLUNG von Peter Weiss. Mitwirkende 1990 und 1991

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Büste von Inge Keller auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof. Foto Simon Neumann, 6.2.2018

Zum 1. Todestag der Friedenauerin Inge Keller

 

E-Mail vom 6. Februar 2018

 

Dank Ihres virtuellen Artikels zur Goßlerstraße 27 habe ich doch tatsächlich erst so recht wahrgenommen, dass die unvergessene Inge Keller (1923-2017) in gewissem Sinne eine Friedenauerin war. Ich füge Ihnen die Momentaufnahme bei, die ich heute (am 6. Februar 2018) - an ihrem ersten Todestag - am Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof fotografiert habe. Mit Inge Keller werde ich immer ein Theatererlebnis verbinden, welches nun auch schon beinahe zwei Jahrzehnte zurückliegt: „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt im Deutschen Theater. Das hat mich als vielleicht vierzehnjähriger Bursche enorm fasziniert, weil sich mir eine Welt auftat, die ich so noch nicht erlebt hatte. Bleiben Sie so eifrige Friedenauforscher mit offenen Augen für die Geschichten am Wegesrand vom Kiez!

 

In diesem Sinne wohlwollende Grüße aus dem Friedrichshain

von Simon Neumann.