Max Levi, Der Jongleur

Max Levi (1863-1912)

Wilhelmstraße Nr. 16 (heute Görresstraße Nr. 21)

 

Im Mai 1895 machte sich Dr. Albert Zacher (1861-1911), Korrespondent der Frankfurter Zeitung in Rom, auf den Weg zu den Atelierhäusern im Park der Villa Strohl-Fern. Am 8. Juni 1895 erscheint sein Feuilleton.

 

Max Levi, Bildhauer steht auf der Visitenkarte, die das Thor schmückt. Ich klopfe an und herausspringt der Hund des jungen Stipendiaten. Ein eigenthümlicher Herr Hund, dieser Kraus, halb häßlich, halb schön; sein Schnur- und Knebelbart und sein braune Allongeperücke kommen mir so bekannt vor, als hätte ich sie schon in einem Heldenporträt aus dem siebzehnten Jahrhundert gesehen. Sein Herr tritt heraus, und während wir noch über Krausens bestreitbare Schönheit scherzen, sind wir schon im Atelier. Hier sieht’s etwas bunter aus, als im Nebengemach. Die Wände sind bedeckt mit Farbenkizzen, Büsten, Gipsstudien und Porträtmedaillons, zwischen denen eine halb verstorbene Guitarre und einige gute, von gesichtsvollem Spinngewebe halbverdeckte Landschaftsaquarelle hängen. Der junge Künstler macht mit seiner gedrungenen Gestalt, dem feurigen Auge im offenen Gesichte, das ein kurzer, dunkelblonder Vollbart umrahmt, einen energischen Eindruck.

 

Er ist mitten in der Arbeit. Ein schöner, siebzehnjähriger Civis Romanus steht ihm Modell zu seinem neuesten Werke ‚Der Jongleur‘ Kugelspieler). Max Levi ist den Besuchern der vorjährigen Berliner Kunstausstellung noch bekannt durch seine lebendige Statue des ‚triumphierenden David‘. Er scheint eine große Vorliebe für Bewegungsmotive zu haben, denn auch im ‚Jongleur‘ sahen wir einen schlanken Jüngling in der Bewegung dargestellt. Das Werk frappiert durch sein Leben, jede Muskel des geschmeidigen Körpers arbeitet; die Art, wie der Jüngling den Kopf zurückbeugt, um die große Kugel zu verfolgen, die auf seinem linken Arme balancirt, zeugt von getreuester Naturbeobachtung.

 

 

 

1897 kehrt Max Levi nach Berlin zurück. 1907 zieht der 34-jährige Junggeselle in die I. Etage des Atelierhauses Wilhelmstraße Nr. 16. Dort entstehen Büsten und Kleinplastiken, die in der Bildgießerei Hermann Gladenbeck & Sohn in Bronze gegossen werden. 1909 gibt er das Atelier auf und wohnt wohl bis zu seinem Tod in der Lauterstraße Nr. 32. Im Berliner Tageblatt wird die Todesanzeige veröffentlicht: Am 4. Juni 1912 entschlief nach schwerem, heldenmütig getragenem Leiden unser geliebter Sohn und Bruder, der Bildhauer Max Levi. Die Beerdigung finden am Freitag, den 7. Um ½ 2 Uhr von der neuen Halle des Friedhofes in Weissensee statt. Anna Levi-Simundt, Mario, Hedwig, Arthur Levi. 1913 wird der künstlerische Nachlass vom Berliner Kunstauktions-Haus Gebrüder Heilbron versteigert.