Dies & Das

Paul Biensfeldt

Schauspieler

* 4.3.1869, † 2.4.1933

 

Einer von Max Reinhardts wertvollsten Charakter- und Chargenspielern.

 

Der gebürtige Berliner erlebte 1893 am Residenztheater in der Blumenstraße in Berlin-Ost seinen Durchbruch in der Uraufführung von Max Halbes Stück Jugend in der Rolle des schwachsinnigen Pfarrerssohns Amandus. Er spielte bald darauf schon an dem von Otto Brahm geleiteten Deutschen Theater neben Josef Kainz und Agnes Sorma, blieb auch nach Max Reinhardts Übernahme 1904 dieser renommiertesten Bühne Berlins treu ergeben. Den Teufel in Jedermann (Hoffmannsthal), den Zettel in Ein Sommernachtstraum (Shakespeare), Pistol in König Heinrich IV. (Shakespeare), Hofmarschall von Kalb in Kabale und Liebe (Schiller), Robert in Robert und Bertram (Raeder), Dr. Diafoirus in Der eingebildete Kranke (Molière) oder den Spiegelberg in Die Räuber (Schiller) spielte er in Reinhardts Ensemble. Auch in Uraufführungen zeitgenössischer Stücke wirkte er mit, so 1911 als Albemarle in Offiziere (Unruh) und als Mandelstam in „Die Hose“ (Sternheim).

 

1913 schrieb ihm Carl Sternheim in Bürger Schippl die Rolle des Beamten Krey, Bariton eines kleinbürgerlichen Gesangsquartetts, auf den Leib. 1919 gab Biensfeldt den Arzt in Rudolf Leonhards expressionistischem Stück Die Vorhölle unter der Regie des berühmten Stummfilm-Drehbuchautors Carl Mayer.

 

Biensfeldt kam schon früh zum Film. 1913, dem Geburtsjahr des künstlerischen Films in Deutschland, spielte er neben Ernst Lubitsch in Die ideale Gattin und unter der Regie seines Max-Reinhardt-Kollegen John Gottowt in Alexander Moissis Leinwanddebüt Das schwarze Los, einer zum Teil in Italien gedrehten filmischen Commedia dell’arte. Biensfeldt spielte in den 1910er Jahren mehrfach an der Seite des Filmstars Henny Porten, dann wirkte er mit an fast allen deutschen Filmen Ernst Lubitschs, u. a. als Kammerdiener Lebelle in Madame Dubarry, als Sklavenhändler in Sumurun (beide 1920) und als Räuber in Die Bergkatze (1921). Die meisten der großen Filmregisseure besetzten Biensfeldt oft und gerne, meist in burlesk-komischen Nebenrollen als liebenswerte Gaunergestalten oder freundliche aber hilflose Väter. Fritz Lang setzte ihn ein in Harakiri und Die Spinnen (beide 1919) und in der chinesischen Episode von Der müde Tod (1921), wo er sich als spinnerter Vater Lil Dagovers am Ende in einen Kaktus verwandelt. Bei F. W. Murnau spielte er in dem verschollenen Film Der Bucklige und die Tänzerin (1920) eine der Hauptrollen: Das Opfer, das durch den Kuss seiner Gattin, deren Lippen der eifersüchtige Bucklige mit Gift benetzt hatte, sterben muss. Am Beginn der Tonfilmzeit wirkte er noch in zwei großen Preußenfilmen mit, in Das Flötenkonzert von Sanssouci (1930) als Quantz, Musiklehrer Friedrichs des Großen, und als Fredersdorf in Trenck (1932).

 

Am 2. April 1933 stirbt Paul Biensfeldt in Berlin-Halensee. Er galt 40 Jahre lang als einer der bekanntesten Komiker der Stadt. Er gehörte, wie es ein Nachruf im Deutschen Bühnenjahrbuch ausdrückt, ins Bild des Berliner Theaterlebens (...) Er war mit seiner wahrhaft gepflegten, diskreten Darstellungskunst, der fast immer eine starke menschliche Wirkung mühelos zufiel, einer der persönlichkeitsstärksten und sympathischsten Charakterspieler. Stefan Eickhoff