Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde, Gewächshaus. Foto Hahn & Stich, 2011

Gärtnerei

 

Schon vor dem Kriege war die Verlegung der Gemeindegärtnerei von Berlin-Friedenau nach dem neueren Grundstücke des Waldfriedhofes in Gütergotz in Aussicht genommen; mit einem kleinen Teil war bereits begonnen. In der Sitzung vom 5. Dezember 1918 hat die Gemeindevertretung nunmehr die Verlegung des gesamten Gärtnereibetriebes nach Gütergotz und die Errichtung der entsprechenden notwendigen Gewächshausanlage daselbst als Notstandsarbeiten beschlossen. Es wird beabsichtigt, die zurzeit in Friedenau vorhandenen 4 Gewächshäuser bei der Neuanlage in Gütergotz wieder zu verwenden und die neuen Häuser mir den erforderlichen Nebenräumen dort so zu gestalten, dass sie den wirklichen Bedürfnissen der Gärtnerei auch in vollem Maß Rechnung tragen.

 

 

Dies war bei den bisherigen Verhältnissen hier nicht der Fall; die Gemeinde war in den letzten Jahren genötigt, oft für Summen von 8 bis 10000 M. Pflanzen von außerhalb zu beziehen, die sie bei ausreichender Anzahl von Vermehrungshäusern selbst hätte ziehen können. Unter Berücksichtigung dieses Umstandes sollen jetzt einschl. der vorhandenen 4 Stück 12 Gewächshäuser hergestellt werden, von denen 8 etwa 3 Meter breite und 15 Meter lange niedrige Vermehrungshäuser sind. Außerdem sollen 2 entsprechend große Geräteräume, zur Unterbringung von Gartengeräten und Topflagen, ferner eine Stube für einen die Heizung bedienenden Gärtner, sowie ein Heizungskeller geschaffen werden. Neben diesen Gewächshausanlagen ist die Herstellung einer ausreichenden Anzahl von Frühbeeten erforderlich. Hier sollen zunächst 15 Stück Doppelkästen mit je 20 Fenstern angelegt werden. Die Kosten für diese gesamten Arbeiten werden einschl. der Erd- und Mauerarbeiten auf 150000 M. veranschlagt. Eingehender Kostenanschlag ist seitens des Bauamtes ausgearbeitet. Die Arbeiten sind vom Demobilmachungsauschuss als Notstandsarbeiten anerkannt und werden von demselben mit 5/6 der Überteuerung aus Reichs- und Staatsmitteln mit einem entsprechenden Zuschuss versehen, wenn die. Gemeinde 1/6 der Überteuerung trägt.

Die Gemeindevertretung erklärt sich mit der schleunigen Verlegung des gesamten Gärtnereibetriebes von Berlin-Friedenau nach Gütergotz einverstanden, genehmigt die Herstellung der nach vorgelegtem Bauplan beabsichtigten einheitlichen Gewächshausanlage von 12. Häusern nebst 2 Geräteräumen, Gärtnerstube und Zentralheizungsanlage sowie die Herstellung von 15 Doppel-Frühbeeten mit je 20 Fenstern, bewilligt die hierfür erforderlichen Kosten in Höhe von 150000 M. aus Voranschlag außerordentliche Verwaltung 1919 mit der Maßgabe, dass die seitens der Gemeinde ans  K.H.F. und die aus Reichs-und Staatsmitteln zu erstattende Überteuerung dem Titel 15, außerordentliche Verwaltung 1919 wieder in Einnahme zugeführt wird. Im übrigen sind die Arbeiten als Notstandsarbeiten so zu beschleunigen, dass ihre Abrechnung nach Möglichkeit bis zum 15. August 1919 erfolgt ist.

Friedenauer Lokal-Anzeiger, 19.03.1919

 

Um 1930 entstand für die Gärtnerei ein zweigeschossiger, würfelförmiger Putzbau mit Wohnung und Mitarbeiter-Aufenthaltsraum. Südöstlich schließt das Gewächshaus an.