Das Grab von Max Schreck. Foto Hahn & Stich, 2011

Max Schreck (1879-1936)

 

Wer war das? Mit diesem Namen können viele (zunächst) nichts anfangen. Ruft man dann den „kahlen Schädel“, die „riesigen Ohren“, die „gewaltigen Vorderzähne“ und die „krallenartigen Fingernägel“ in Erinnerung, kommt die Antwort: „Nosferatu“. Um diesen großartigen Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahre 1922 wissen auch jene, denen die Horrorfilme „Nacht der lebenden Toten“ (1968) oder „Schweigen der Lämmer“ (1991) und „Shadow of the Vampire“ (2000) näher und zeitgemäßer sind.

 

Die Rolle des Grafen Orlok spielte Max Schreck. Seine eindringliche Darstellung machten die „Symphonie des Grauens“ zu einem Meisterwerk, sein unheimlicher Vampir hat das Genre Horrorfilm bis heute geprägt.

 

Max Schreck ist eigentlich „Friedenauer“, obwohl er am 6. September 1879 in Berlin-Tiergarten geboren wurde. Mit sechs Jahren lernt er den Vorort kennen, nachdem sein Vater, der Topograph der „Königlich Preußischen Landesaufnahme“ beim Generalstab, 1885 das Landhaus in der Albestraße 5 erworben hatte. Das Haus existiert noch immer – eines der ältesten von Friedenau. In diesem Vier-Parteien-Haus lebten dann Vater Schreck, Mutter Pauline geb. Michaelis, Großvater und Onkel. Das Umfeld war günstig, gegenüber befand sich die Schule, anfangs mit nur einer, später mit drei und schließlich mit einer Gymnasial-Klasse.

 

 

 

 

 

Max Schreck wurde Schauspieler, absolvierte die Wanderungen durch die Provinztheater und fand nach Stationen an mehr als einem Dutzend Stadt- und Hoftheatern seine theatralische Heimat bei den Münchner Kammerspielen. Dort stand der 56-Jährige am 19. Februar 1936 zum letzten Mal auf der Bühne. Am nächsten Morgen, dem 20. Februar um halb neun Uhr, war er nicht mehr. Drei Tage später nahm das Ensemble der Kammerspiele in der Aussegnungshalle des Münchner Ostfriedhofs Abschied. Den Rest besorgte die „Großdeutsche Feuerbestattung“. Die Urne wurde nach Stahnsdorf überführt und dort am 14. März 1936 in der 70 mal 70 Zentimeter großen Urnengrabstelle UR 670 seiner Mutter Pauline auf dem Güterfelder Friedhof beigesetzt. Sie war zwei Jahre zuvor am 9. Oktober 1934 in ihrer letzten Friedenauer Wohnung in der Bennigsenstraße 26 verstorben.

 

Es kamen der Weltkrieg und die langen Mauerjahre. Hinterbliebene gab es nicht. Die Nutzungsrechte waren abgelaufen, der Grabstein verschwunden und Gras darüber gewachsen. Als der Historiker Stefan Eickhoff Anfang der 1990er Jahre für sein Buch „Max Schreck – Gespenstertheater“ recherchierte, rekonstruierte er gemeinsam mit dem Güterfelder Friedhofsverwalter Erwin Mahlow die Grablage. Peter Hahn, der sich in seinen Publikationen intensiv mit den „Berliner Friedhöfen in Stahnsdorf“ beschäftigt hatte, wollte nicht einleuchten, dass der „Meister“ Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931) mit einem monumentalen Berliner Ehrengrab auf dem Südwestkirchhof bedacht und sein Held Max Schreck sich nebenan mit einem bescheidenen Urnengrab ohne Grabstein begnügen sollte. Der „Förderkreis des Museums für Film und Fernsehen Berlin“ war dazu bereit. Er beauftragte den Steinmetzmeister Heinz-Otto Melior, eine Gedenkstele für Schrecks Grab zu schaffen. Die handgearbeitete Granitstele von 23x12x138 Zentimeter mit einer angeschliffenen Schriftfläche und der vertieften mit dunkler Farbe ausgelegten Inschrift wurde zum 75. Todestag von Max Schreck am 20. Februar 2011 enthüllt. Stefan Eickhoff hielt die „Güterfelder Laudatio“. Ein Stück Filmgeschichte wurde in Erinnerung gerufen.

 

Max Schreck: Güterfelder Laudatio von Stefan Eickhoff

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