Carl Bamberg um 1890

Carl Bamberg (1847-1892)

 

Der Erfolg stieg Carl Bamberg zu Kopf. Er fuhr nur noch mit der Equipage, aß und trank, was ihm schmeckte. War es die Leberzirrhose, die den Durst bewirkte, oder war es der Alkohol, der die Leberzirrhose förderte? Mit 45 Jahren kam das Ende: Hier ruht der Mechaniker und Optiker Carl Bamberg, * 12. Juli 1847, † 4. Juni 1892.

 

Berlin gewährte dem Konstrukteur eine Ehrengrabstätte in einem Erbbegräbnis auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße, in dem 1937 auch seine Ehefrau Emma geb. Roux (1847-1937) bestattet wurde. Mit dem Ehrengrab nahm es Berlin nicht so genau. Nachdem der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Schöneberg Alexander Domenicus (1873-1945) in Freiburg im Breisgau verstorben war und ein repräsanter Platz her musste, wurden seine sterblichen Überreste nach Berlin geholt und kurzerhand im Grab der Bambergs unmittelbar vor der Kapelle untergebracht. 2004 war es genug mit der Pietät. Der Berliner Senat strich Bamberg von der Ehrengräberliste. Den Toten ließ man ihre Ruhe, aber nun wurde immer wieder nach einer Lösung für die Platzierung der Grabsteine gesucht. 2004 lagen die dunklen Grabplatten von Carl und Emma Bamberg links hinten am Gitterzaun. Nachdem ein rosafarbener Sandstein für Domenicus gefertigt war, wurde dieser 2006 mittig und die Bambergs seitlich links und rechts platziert. 2014 folgte das nächste Arrangement: Der Domenicus-Stein hinten in der Mitte und davor an seinem Sockel die beiden Bambergs. Das alles ist unwürdig, zumal sich die Bedeutung von Alexander Domenicus im Vergleich mit Carl Bamberg doch ziemlich in Grenzen hält. Dazu kommt, dass das Gittergrab der Bambergs neben dem Erbbegräbnis der Familie Roenneberg von 1888 zu den ältesten noch erhaltenen Grabanlagen auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße gehört (Grablage 7/33-34).

 

 

 

Carl Bamberg war eine Entdeckung von Carl Zeiss (1816-1888) und Ernst Abbe (1840–1905). Sie erkannten sein Geschick für die Fertigung von feinmechanischen Geräten, eine Neigung, die letztlich auch darauf beruhte, dass er kurzsichtig war. Bamberg kam 1869 nach Berlin und machte sich 1871 mit einer kleinen Werkstatt in der Linienstraße selbstständig. Wilhelm Foerster (1832-1921), Leiter der Berliner Sternwarte, der die Fähigkeiten von Bamberg erkannt hatte, setzte sich bei Physikalischer Reichsanstalt, Reichsvermessungsamt und Admiralität dafür ein, dem jungen Mann mit Investitionen auf die Beine zu helfen, damit er als deutscher Lieferant für den deutschen Bedarf sorgen kann. Das wurde 1873 geregelt – unter der Bedingung, dass er seine Verlobte Emma Roux (1847-1937) von Jena nach Berlin holt und heiratet, weil ein ordentlicher Meister ohne Meisterin nichts tauge.

 

Schon im Dezember 1873 wurde ihm vom Marineministerium die Inspektion der wissenschaftlichen Sammlung der Admiralität übertragen. Wenig später lieferte er der Astronomischen Gesellschaft zur Beobachtung des Venusdurchgangs in Afrika die astronomischen Instrumente. 1874 erhielt er Aufträge für Äquatoriale der Sternwarten Düsseldorf, Jena und der Berliner Urania. 1879 präsentierte er das für die Berliner Sternwarte fertig gestellte Universal-Transit, mit dem der Observator Friedrich Küstner (1856-1936) die Schwankung der Polhöhe nachwies. Als die Urania 1887 ein Großteleskop bestellte, musste für die Produktion Platz geschaffen werden. Bamberg erwarb das Grundstück in der Kaiserallee (Bundesallee) und ließ sich Werkstätten und Landhaus bauen.

 

Nun entstanden die Werkstätten für Präzisions-Mechanik und Optik Carl Bamberg in Friedenau: Kompasse und Entfernungsmesser für die Marine, Winkelmessinstrumente für Vermessungsamt und Generalstab, Meridiankreise für die Sternwarten und Geräte für die physikalischen Universitätslabors. Gerade noch rechtzeitig reiste auch der Publizist Christoph Joseph Cremer (1840-1898) an, um über Das gewerbliche Leben im Kreis Teltow zu berichten.

 

Nachdem Carl Bamberg 1892 kurz vor Vollendung des 45. Lebensjahres verstorben und Sohn Paul Bamberg (1876-1946) noch minderjährig war, übernahm Witwe Emma Bamberg geb. Roux die Leitung der Firma. 1904 stieg der Sohn ein. Das Bamberg-Werk geriet ins Schlingern. 1912 wurde Vetter Max Roux (1886-1946) als Mitinhaber an das Haus gebunden. Dem Ingenieur war bewusst, dass eine Zukunft nur durch die Bindung von Spezialisten für Feinmechanik gewährleistet sein würde.

 

Fortsetzung der Geschichte unter Bundesallee, Askania-Werke

 

 

Die Werkstätten von Carl Bamberg um 1888