Grabstätte Lorenz. Foto Hahn & Stich, 2016

Carl Lorenz (1851-1914)

Schuldirektor

 

Dr. phil. Carl Lorenz war Lehrer am Dorotheenstädtischen Realgymnasium. 1882 erwarb er vom Friedenauer Landerwerb- und Bauverein auf Actien das Grundstück Schmargendorfer Straße Nr. 25 A und ließ sich vom Architekten Max Nagel auf einem quadratischen Vierfelder-Grundriss (13 x 13 m) ein zweigeschossiges Landhaus mit einem seitlichen Treppenhaus als Rohziegelbau errichten. Am 25. März 1883 eröffnete er dort eine private Knabenschule.

 

Fast zeitgleich entstand auf der Doppelparzelle unter Nr. 24 ein Einfamilienhaus nach einem Entwurf von Architekt Otto Hoffmann. Das eingeschossige, traufständige, vierachsige Landhaus wurde auf einem Vierfelder-Grundriss (11,0 x 9,5 m) ausgeführt. Es ist ein gelber Rohziegelbau mit einem Rhombenmuster an den Giebelwänden aus roten Ziegeln und weist ein zweigeschossiges Querhaus mit Querdach auf. Der Eingang an der Ostseite erfolgt durch eine Vorlaube aus Holz (Topographie Friedenau, 2000). Bauherr und Eigentümer war der Lehrer und Leutnant der Reserve Helmut Bach. 1886 sind für das Haus als Mieter Hauptmann a. D. R. Bach und Major a. D. Th. Bach aufgeführt.

 

Die Lorenz’sche Privatschule für Knaben hatte anfänglich nur Vorschulklassen, wurde aber bald zur Höheren Knabenschule erweitert. Als die Gemeindevorsteher Georg und Albert Roenneberg endlich erkannten, dass sich die Kommune auch um die Schulbildung zu kümmern hatte, entschloss sie sich 1890 zum Bau eines Schulgebäudes als Höhere Lehranstalt für Knaben in der Albestraße.

 

Carl Lorenz reagierte und wandelte seine Knabenschule in eine Mädchenschule um. Das starke Wachstum der Schule zwang ihn, 1891 das Nebengrundstück Nr. 24 zu erwerben. Da auch die erweiterten Räume nicht ausreichten, ließ er sich 1901 nach einem Entwurf von Architekt Otto Hoffmann im Garten seines Hauses in zweiter Baulinie ein viergeschossiges Schulgebäude errichten (Nr. 25): Der zweibündige Grundriss des Schulgebäudes (16x21m) weist an den beiden Giebeln je ein Treppenhaus und auf jeder Flurseite je drei Klassenzimmer pro Geschoss auf. (Topographie Friedenau, 2000)

 

Es braucht nicht viel Phantasie dazu, um sich vorzustellen, dass Lorenz damit Melida (1848-1926) und Henriette Roenneberg (1849-1915) auf den Plan rief. Die Schwestern der Gemeindevorsteher Georg und Albert Roenneberg hatten 1873 eine Volksschule gegründet, aus der 1897 die Roennebergsche Höhere Töchterschule wurde. Überlebt haben beide Schulen nicht.

 

Carl Lorenz starb 1914 „nach langem, schweren Leiden im 63. Lebensjahre und wurde auf dem Friedhof Stubenrauchstraße beigesetzt. Die Familiengrabstätte Abt. 33 (23-24-25) ist erhalten. Der Friedenauer Lokal-Anzeiger brachte den Schulstreit auf den Punkt: Unter oft sehr schwierigen Verhältnissen hat er diese Schule zu ihrer heutigen hocherfreulichen Blüte geführt. Mit eiserner Energie und unermüdlich freudiger Hingabe an seinen Lehrer- und Direktorberuf hat er die Schule zu einer der stärkstbesuchtesten Privatschulen von ganz Preußen entwickelt und sich damit unvergessliche Verdienste um unsere Gemeinde erworben. Der Erfolg ist ihm nichts weniger als leicht gemacht worden, und die letzten Jahre mit ihren enorm wachsenden behördlichen Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit der Privatschulen haben ihn einen harten Kampf ums Dasein seiner Schule noch bis in die neuere Zeit hinein bestehen lassen.