Erbbegränis Familie Roenneberg. Foto Hahn & Stich, 2010

Erbbegräbnis Familie Roenneberg

 

Das Erbbegräbnis der Familie Roenneberg wurde 1888 angelegt – die älteste noch erhaltende Grabstätte auf dem Friedhof an der Stubenrauchstraße. Erst mit dem Tod von Georg Roenneberg, dem ersten Gemeindevorstand von Friedenau, wurden 1895 durch den Friedenauer Lokal-Anzeiger Details bekannt, aus denen sich die Familiengeschichte einigermaßen erschließt. Um seinem Vater eine Stütze sein zu können, und um nicht seinen zahlreichen Geschwistern durch die Kostspieligkeit seines Studiums in ihrem Fortkommen hinderlich zu sein, brach Georg Roenneberg sein Jura-Studium an der Universität zu Berlin ab, widmete sich der Beamten-Carrière und trat in das Steuerfach ein, von welchem er im Jahr 1868 als Hilfsarbeiter in das Ministerium für öffentliche Arbeiten übertrat.

 

Die Rönnebergs, die sich ab 1874 Roenneberg schrieben, stammen aus Reppen in der Neumark. Zu den zahlreichen Geschwistern gehören neben Georg Roenneberg (1834-1895) seine Brüder Eduard (1837-1888) und Albert (1842-1906) sowie seine Schwestern Hedwig (1836-1906), Franziska (1844-1915), Melida (1848-1926) und Henriette (1849-1915). Über ihre Eltern ist nichts bekannt. Für Verwirrung sorgen allerdings Einträge im Berliner Adressbuch von 1861: Dort erscheint unter der Anschrift Grüner Weg 2, der Regierungs-Geometer E. Rönneberg, der 1866 in der Teltower Straße 7 als Regierungs-Geometer a. D. eingetragen ist. Offensichtlich der Vater, der als Vermessungsingenieur den Ruhestand erreicht hatte.

 

 

 

 

 

1870 erscheinen unter der Berliner Adresse Flottwellstraße 6 Rönneberg, A. (Albert), Lieut. im Ingenieur-Corps, Rönneberg, E. (Eduard), Geometer und Stadt-Bauschreiber, Rönneberg, G. (Georg), Haupt-Steuer-Amts-Assistent. Vater Rönneberg hatte wohl dafür gesorgt, dass seine Söhne Eduard und Albert eine dreijährige Ausbildung in Mathematik, Physik, Topographie und Vermessung an der Artillerie- und Ingenieurschule absolvierten. Während sich Eduard für das Ingenieurkorps entschied, Geometer und Stadt-Bauschreiber wurde, zog es Albert zum Armeekorps. Georg, der das Gymnasium in Guben absolvierte, wurde Steuerbeamter.

 

Noch vor Gründung der Villenkolonie Friedenau siedelte Georg Roenneberg 1873, inzwischen Geh. Exped. Secretar im Ministerium für öffentliche Arbeiten, als einer der ersten Kolonisten nach Friedenau über, welches damals noch keine selbstständige politische Gemeinde bildete, sondern zu Wilmersdorf gehörte. Er erwarb die Grundstücke Ahornstraße 4 und 5 (später Moselstraße). Während Nr. 5 noch als Baustelle ausgewiesen ist, wohnt er mit Geometer und Stadt-Bauschreiber E. Roenneberg und Schulvorsteherin M. Roenneberg in Nr. 4. Die damaligen, nur wenigen Angesessenen Friedenaus, bildeten zur Wahrnehmung ihrer Interessen einen Verein, zu dessen erstem Vorsitzenden Herr Roenneberg gewählt wurde. Seinen energischen Bemühungen gelang es, die Lostrennung der Villenkolonie Friedenau von Wilmersdorf durchzusetzen. Die Einwohnerschaft war daher überzeugt, auch für die Leitung der neuen Gemeinde keinen Besseren finden zu können, als Herrn Roenneberg. Und so wurde denn derselbe 1875 einstimmig zum ersten ehrenamtlichen Gemeindevorsteher erwählt.

 

Während seiner Amtszeit starb 1888 sein Bruder, der Geometer und Stadt-Bauschreiber Eduard Rönneberg. Da der Friedhof an der Stubenrauchstraße bereits 1881 eingeweiht worden war, ist davon auszugehen, dass mit seiner Beisetzung das Roennebergsche Erbbegräbnis entstand. Nach 19 Jahren gab Georg Roenneberg 1892 das Amt auf. Nachfolger wurde nun als hauptamtlicher Gemeindevorsteher sein Bruder Major a. D. Albert Roenneberg. Am 21. April 1895 gegen 6 Uhr Abends, während Georg Roenneberg mit Herrn Amtsgerichtrath Brüggemann, einem alten Schulfreunde, in seiner Wohnung in der Moselstraße plauderte, ist er plötzlich an einem Herzschlage verschieden. Sein Bruder und Gemeindevorsteher organisierte einen Friedenauer Staatsakt. Im Friedenauer Lokal-Anzeiger erschien am 24. April 1895 auf der gesamten Titelseite ein Nachruf nebst einer detaillierten Ordnung zur Beerdigung. Alles ein bisschen zu viel des Guten (siehe Abbildung).

 

Am 20. November 1902 trat Albert Roenneberg aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück. Nach 28 Jahren brach in Friedenau eine neue Zeit an. Am 1. April 1903 wählte die Gemeindevertretung Bernhard Schnackenburg (1867-1924) zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister von Friedenau, der zuvor als Stadtrat in Posen und Halle tätig war. Verpflichtet wurde als Gemeindebaurat der Architekt Hans Altmann (1871-1965), der als Regierungsbaumeister und Stadtbauinspektor von Wuppertal Elberfeld einige öffentliche Bauten realisiert hatte. Gewaltige kommunale Aufgaben standen an: Es fehlten Bebauungspläne, mangelte an Schulen, Sportplätzen, Straßenbelag, Elektrizitätswerk, Rathaus, Begräbnisplatz. Als am 2. November 1906 unerwartet nach kurzem Leiden Albert Roenneberg verschieden war, oblag es nun Bernhard Schnackenburg, die Ordnung zur Beisetzung festzulegen. Sie erschien am 5. November 1906 auf der 4. Seite des Friedenauer Lokal-Anzeigers (siehe Abbildung).

 

Zurück blieben Witwe Emma geb. Schröder (1856-1921) und die Söhne Walter (1883-1911) und Johann Georg (1884-1968). Tochter Else (1881-1899) war bereits verstorben. Es blieben auch die Schwestern der Brüder Roenneberg, Hedwig (1836-1906), Franziska (1844-1915), Melida (1848-1926) und Henriette (1849-1915), die 1873 eine Volksschule in der Moselstraße Nr. 5 eröffnet hatten, aus der 1897 die Roennebergsche Höhere Töchterschule wurde. 1912 wurde das Institut in ein Lyzeum nach staatlichen Vorgaben umgewandelt. Nach dem Tod der Schwestern, die zeitlebens Fräuleins blieben, war das Regiment der Dynastie Roenneberg in Friedenau beendet.

 

Nachzutragen ist, dass auf dem Erbbegräbnis später weitere Bestattungen stattfanden. Dazu gehört Alberts Sohn Johann Georg, der es bis zum Oberst brachte und mit Johanna geb. Tiedt (1895-1959) verheiratet war, sowie deren Sohn Jens Roenneberg (1915-2007) und dessen Ehefrau Barbara geb. Hettner (1920-2011).