Michael Schoenholtz. Foto Dietmar Bührer, 2012

Michael Schoenholtz (1937-2019)

 

Am 30. September 2019 ist der Bildhauer und Zeichner Michael Schoenholtz im Alter von 82 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in Berlin gestorben. Bis zum Ausbruch seiner Krankheit wirkte er jeden Tag in seinem Atelier in Berlin-Friedenau mit seiner außergewöhnlichen Energie und Schaffenskraft.

 

Michael Schoenholtz wurde 1937 in Duisburg geboren, studierte ab 1956 Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Köln, ab 1957 Kunst an der Hochschule der Künste in Berlin, wo er von 1962 bis 1963 Meisterschüler von Ludwig Gabriel Schrieber war. Von 1971 bis 2005 hatte er dort eine Professur inne. Seit 1996 war er Mitglied der Akademie der Künste, von 1997 bis 2003 Direktor der Sektion Bildende Kunst. Am Gelingen der Vereinigung der Akademien Ost und West wirkte und gestaltete er maßgeblich mit.

 

 

 

 

Im Nachruf der Akademie der Künste heißt es: Schoenholtz war durch und durch Steinbildhauer, der seine Arbeiten in reduzierter Formensprache nach großformatigen Kohlevorzeichnungen ausführte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Skulpturen in den fünf Kapellen der Unterkirche der Dresdner Frauenkirche, die Zerstörung und Neubeginn thematisieren. Zahlreiche seiner Skulpturen befinden sich in Privatsammlungen und im öffentlichen Raum unter anderem in Heilbronn, Nordhorn, Soest und Berlin. Michael Schoenholtz hat zu Lebzeiten sein Archiv der Akademie der Künste vermacht. „Lust auf die Materie – Spaß am Machen – Appetit auf Form – Misstrauen gegenüber der Erscheinung – Angst um die Form – Erschrecken vor der Vergänglichkeit – Festhalten der vergehenden Form – Furcht vor der zerstörten Form – Reiz der zerstörten Form“, so beschrieb er die Voraussetzungen seines Schaffens. Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.

 

Michael Schoenholtz arbeitete bis zu seinem Tod in dem vom Architekten Otto Rehnig im Jahr 1900 entworfenen Ateliergebäude auf dem ehemaligen Pählchenschen Grundstück Görresstraße Nr. 21 (Wilhelmstraße). Die Ateliers gerieten in die Schlagzeilen, als die Bauwert AG die Gebäude auf den Grundstücken Görresstraße Nr. 21 und Nr. 23 abreißen lassen und durch Neubauten ersetzen wollte. Das Landesdenkmalamt stellte das gesamte Anwesen im Mai 2019 unter Denkmalschutz, und merkte (mit Bedauern an), dass bei der letzten Überprüfung der Erfassung Friedenaus im Zuge der Topographie im Jahr 2000 das Anwesen keine Berücksichtigung fand. Daher unterblieben weitere Forschungen. Die geschichtlichen Hintergründe, Zusammenhänge mit dem Fuhrhof und der Bildhauerkolonie in der Wilhelmstraße mussten daher verborgen bleiben. Nun heißt es: Geschichtliche Bedeutung hat die Anlage auch, weil das Atelier das letzte erhaltene Zeugnis der um die Jahrhundertwende entstandenen Bildhauerkolonie in der Wilhelmstraße ist und eine ungebrochene Nutzungskontinuität durch namhafte Künstler nachgewiesen werden kann. Die Bedeutung des Ortes für die Künstler sowie die mit diesem Ort verbundenen Kunstwerke bedürfen noch eingehender Forschungen. Von dieser Bildhauerkolonie, nach Kaier Wilhelm II. das Klein Carrara in Froiedenau, mit einer nachgewiesenen Nutzungskontinuität bis heute, ist das Atelierhaus das einzige erhaltene bauliche Zeugnis, nachdem der Bildhauerhof von Valentino Casals im Ersten Weltkrieg enteignet wurde und 1935 abgerissen wurde. Durch die Viten der dort tätig gewesenen Künstler kommt dem Ort eine geschichtliche Bedeutung zu.

 

Michael Schoenholtz, in dessen Atelier u. a. die Skulpturen für die Krypta der Dresdener Frauenkirche entstanden, ist ein Teil dieser Geschichte. Der in Friedenau lebende Fotograf Dietmar Bührer hat Michael Schoenholtz im Jahr 2012 im Atelier Görressstraße Nr. 21 fotografiert. Als wir anfragten, ob wir diese Aufnahme hier veröffentlichen dürfen, kam die prompte Antwort: Selbstverständlich. Wir danken Herrn Bührer. 28.10.2019