Wandgemälde von Vital Schmitt in der Aula. Quelle Friedrich-Bergius-Schule

E. Vital Schmitt (1858-1935)

Wilhelmstraße Nr. 16 (heute Görresstraße Nr. 21)

 

Im Friedenauer Adressbuch wird der Maler E. Vital Schmitt von 1906 bis 1925 als Mieter eines Ateliers in der Wilhelmstraße Nr. 16 aufgeführt. Bekannt ist einzig sein Porträtgemälde Frau mit grüner Haube, signiert mit E. Vital Schmitt, 1912. Im Allgemeinen Künstlerlexikon von Thieme-Becker wird er nicht erwähnt. An der Schule des Kunstgewerbemuseums soll Vital Schmitt im Schuljahr 1888/89 in der Fachklasse für dekorative Malerei als Assistent des Historienmalers Prof. Max Friedrich Koch (1859-1030) angenommen worden sein. Der Friedenauer Lokal-Anzeiger berichtet am 5. September 1902  über die Sitzung der Gemeindevertretung, in der es über die künstlerische Ausschmückung der Aula unseres Gymnasiums am Maybachplatz ging:

 

Herr Professor Vital Schmitt, Lehrer am Kunstgewerbemuseum, wohnhaft Kaiser-Allee Nr. 38, Atelier Wilhelmstraße Nr. 16, hat in einem Schreiben an den Gemeindevorstand, da er Friedenauer Bürger sei, sich erboten, die zwei Längsseiten der Aula mit Monumental-Wandgemälden auszumalen. Die Größe der auszumalenden Wandfläche beträgt 80 Quadratmeter. Zu der einen Wandfläche hatte Herr Prof. Schmitt eine Skizze angefertigt, die im Sitzungssaal ausgestellt war. In der Mitte stellt eine weibliche Figur die Muse der Geschichtsschreibung dar. Links sind die vier alten Sprachen, die in der Schule gelehrt werden, durch Pallas Athene, Cicero, Homer und einem alten Germanen, der liegend die Rede Ciceros anhört, bildlich verkörpert. Rechts sollen die Figuren von Moliere, Schiller, Goethe und einem Deutschen die neueren Wissenschaften darstellen. Das zweite Wandgemälde dagegen soll die Realien verbildlichen, die gleichfalls in der Schule gelehrt werden.

 

Die Figuren werden eine Höhe von etwa 2 Meter erhalten. Als Honorar verlangt Herr Schmitt 6000 M. Gegen die Ausführung der Ausschmückung machen sich nur die Bedenken geltend, dass die Wände noch nicht trocken sein werden, da sonst die Malerei leiden würde. Dem gegenüber wird ausgeführt, dass die Ausmalung der Wandgemälde erst im nächsten Sommer stattfinden soll.

 

 

 

Es handele sich jetzt nur um die Zustimmung des Plans, damit der Farbenton der Gemälde mit dem der dekorativen Ausschmückung der Aula einheitlich wirke. Letztere müsse bei der Einweihung fertig gestellt, damit der Unterricht der Anstalt nicht gestört wird, ein Teil der Klassen des Gymnasiums auch für die Volksschule von Michaelis ab benutzt werden sollen. Übrigens sei der Preis nur eine Ehrengabe für den Künstler. Es wird darauf in erster Lesung für die Ausführung der Wandgemälde die Summe von 6000 Mark bewilligt.

 

Im Jahresbericht des Gymnasiums von 1907 heißt es: Während der Monate Juli bis September wurde die Decke der Aula gründlich erneuert und von Herrn Prof. Vital Schmitt, dem Schöpfer unserer schönen Aula-Gemälde, künstlerisch ausgemalt. Die Aula im 2. Obergeschoss ist mit dem im 1. Obergeschoss gelegenen Gesangssaal durch eine besondere Treppe verbunden. Durch diese Anordnung ist es möglich, dass der Gesangchor von der Klasse aus ohne Berührung der Flure unmittelbar nach dem Sängerpodium in den Festsaal gelangen kann. Wichtig ist diese Anordnung auch für Konzert- und Theateraufführungen, zu welchen der Festsaal gelegentlich benutzt werden soll. Die Gesangsklasse kann dann als Ankleidezimmer dienen. Eine zweite bis zum Hof hinabführende Treppe an der Ostseite dient als Nottreppe. Vor der Aula ist eine stattliche Vorhalle angelegt. Die Vorhalle und Aula sind mit Rabitzgewölben überdeckt. Die Dachstühle sind von Holz, daher haben die Decken des obersten Geschosses Holzbalken. Der Schulbau wurde im Frühjahr 1901 begonnen und im April 1903 eingeweiht. Die Aula war 1903 für 700 Personen ausgelegt.

 

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Die Aula wurde 2010 baupolizeilich gesperrt und ist seither weder für Unterricht noch für Veranstaltungen nutzbar. 2012 wurde mit der Sanierung des Südflügels der Friedrich-Bergius-Schule begonnen. 2014 gab der Restaurator Hans-Jürgen Wunderlich ein Gutachten zur denkmalgerechten Wiederherstellung der Aula ab, aus dem bekannt wurde, dass sich hinter einigen Tapeten Wandmalereien aus der Erbauungszeit des Malers E. Vital Schmitt befinden.

 

Im Sommer 2017 fand letztmalig eine Baubesprechung mit dem Landesdenkmalamt Berlin und Schönebergs damaligen Baustadtrat Jörn Oltmann (Die GRÜNEN) statt. Der Südflügel war saniert. Die Sanierung des Westflügels an der Handjerystraße wurde abgesagt. Die Rekonstruktion der Aula wurde eingestellt. Die Aula mit einer Größe von 21x14 Metern ist weiterhin gesperrt.