Heinrich Mißfeldt im Atelier. Archiv Horst Mißfeldt

Heinrich Mißfeldt (1872-1945)

Wilhelmstraße Nr. 7 (heute Görresstraße)

 

Bildhauer haben es nicht einfach. Das ist bei Richard Scheibe so, der 1937 das Symbol für die Bereitschaft der Luftwaffe und 1939 das Hoheitszeichen mit Adler und Hakenkreuz schuf und in der neuen Zeit 1953 das Ehrenmal für die Opfer des 20. Juli 1944 kreierte, das ist bei Heinrich Mißfeldt so, der 1916 die Skulpturengruppe Wein, Weib und Gesang für den Ratskeller im Rathaus Friedenau schuf und 1936 die Plaketten von Adolf Hitler und Hermann Göring in der Bildgießerei von Hermann Noack in Bronze gießen und von der Aluminium-Werke AG vereinfacht vervielfältigen ließ.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heinrich Mißfeldt, 1872 in Suchsdorf bei Kiel geboren, besuchte nach der Holzbildhauerlehre ab 1891 die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin und studierte dann an der Akademie für Bildende Künste. Die ersten Aufträge kamen aus seiner Heimat, Büste und Statuette des Schriftstellers Klaus Groth. 1898 hatte er eine Wohnung in der Schmargendorfer Hundekehlestraße Nr. 11. Mit der Bronzestatuette Kugelspieler gelang Mißfeldt 1903 der künstlerische Durchbruch. 1906 gab es in Kiel die Hochzeit mit Bertha geb. Meyer, der Tochter des plattdeutschen Autors Johann Meyer. 1907 zog das Ehepaar in die Wohnung Eschenstraße Nr. 6 und er mietete gleich nebenan in der Wilhelmstraße Nr. 7 ein Atelier im Bildhauerhof von Valentino Casal. Dort entstanden Denkmale, Grabmale und Figuren aus Marmor. Als sich Bürgermeister Bernhard Schnackenburg von Friedenau verabschiedete, gab die Gemeinde 1909 bei Mißfeldt die Bronze Abschied in Auftrag, – gegossen in der Bildgießerei Hermann Noack.

 

Mit dem Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg verliert er sein Atelier, da das Anwesen des Italieners Valentino Casal konfisziert, in den Besitz des Bezirksamts Schöneberg kommt und schließlich abgerissen wird. Nach dem Ende des Kaiserreichs rettet er sich mit Kriegerdenkmalen und Grabmalen über die Runden. Die Wohnung in der Eschenstraße wurde aufgegeben. 1936 zogen die Mißfeldts in die Stierstraße Nr. 20.

 

Dokumentiert sind seine letzten Arbeiten: Reliefportrait Adolf Hitler, Bronze, Guss von H. Noack, sign. H. Mißfeldt, 7,8 x 8,2 cm, zwei Plaketten ‚Adolf Hitler und Hermann Göring‘, Aluminium poliert, Göring goldfarben eloxiert, Hitlerplakette zusätzlich datiert 1936, signiert Heinrich Mißfeldt, Maße H. 8 x B. 8 cm und Reliefbild (Kopf) Adolf Hitler, Sandguss, Aluminium, poliert), hergestellt in der Lehrgießerei der Vereinigte Aluminium-Werke AG Lauta nach einer Vorlage des Bildhauers Heinrich Mißfeldt von 1936.

 

1944 fallen Bomben auf die Wohnhäuser Stierstraße Nr. 16 bis Nr. 20. Die biographischen Angaben zu Heinrich Mißfeldt enden (bisher) mit: † 27. Oktober 1945 in Torgau. Das führt zu Spekulationen. Wie kam er nach Torgau? Dort hatte die sowjetische Geheimpolizei NKWD im August 1945 im Fort Zinna bei Torgau das Speziallager Nr. 8 eingerichtet, in dem feindliche Elemente in Gewahrsam zu halten waren. Bekannt ist, dass die Mehrzahl der Gefangenen der NSDAP oder NS-Organisationen angehörte. Heinrich Mißfeldt starb im Alter von 73 Jahren.

 

 

Anmerkungen zu Werken

 

Joachim Ludwig Heinrich Daniel Bünsow (1821-1910)

Das Grabmal für den Landschaftsmaler besteht aus einem großen Granitfindling mit eingelassenem, bronzenen Porträtmedaillon. (Südfriedhof Kiel)

 

Johann Meyer (1829–1904)

Grabmal für den niederdeutschen Dichter Johann Meyer. Ein trauerndes Mädchen mit einem Rosenkranz sitzt auf einem Sockel unterhalb der Plakette mit dem Profil des Verstorbenen. (Südfriedhof Kiel)

 

Grabmal Schmidt

Das Grabmal Schmidt ist eine große Grabanlage mit zentraler Ädikula. Die niedrigen Wände reichen um die Ecke und werden an beiden Seiten von knienden Sandsteinfiguren gesäumt. Auf der linken Seite kniet eine junge, unbekleidete Frau mit Haarkranz, auf der rechten Seite ein junger, unbekleideter Mann. Beide halten in den Händen Blumengirlanden und haben den Blick darauf gesenkt. Die Zuschreibung zum Künstler Heinrich Mißfeldt ist nicht gesichert, doch bestehen formale Ähnlichkeiten zu weiteren Arbeiten Mißfeldts. (Südfriedhof Kiel)

 

Mahnmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs Husum

Das Mahnmal listet 406 Namen gefallener Soldaten auf. Mittelpunkt der Anlage ist eine trauernde Frau, die einen Stahlhelm in der Hand hält.

 

Grabmal Dorn

Das Grabmal zeigt eine junge Frau im langen Gewand vor eine hohen und breiten, leicht nach gewölbten Grabwand. Den Kopf hat sie gesenkt, in der herabhängenden rechten Hand hält sie eine Rose. Die linke Hand hält etwa in Brusthohe ein kurzes Schwert und einen Lorbeerkranz. Die gestaltete Figur soll die trauernde Germania darstellen und ist den beiden im Ersten Weltkrieg gefallenen Söhnen der Kieler Unternehmerfamilie Dorn gewidmet. (Friedhof Eichhof)