Name seit dem 25. Mai 1905, benannt nach Robert Lefèvre (1843-1905), dem Geheimen Kanzleirat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin. Er war Mitglied des Haus- und Grundbesitzervereins und wohnte ab 1884 in Friedenau. Hier begleitete er mehrere Ehrenämter: Gemeindevertreter, Schöffe beim Ortsgericht, Verwalter von Armenwesen und Waisenrat und Vorsitzender des 1887 gegründeten Kirchbauvereins.

Im Berliner Adressbuch erscheint die Lefèvrestraße erstmals im Jahr 1907. Errichtet war damals nur das Haus Nr. 23 mit Eigentümer Lehrer M. Schulz und 12 Mietparteien, darunter drei weitere Lehrer.

 

Todesanzeige Robert Lefèvre, 14.05.1905

Robert Lefèvre (1843-1905)

 

Kaum hatte Martin Luther die 95 Thesen an das Tor der Schlosskirche in Wittenberg genagelt, fanden seine reformatorischen Ansichten auch in Frankreich Gehör. Sonnenkönig Ludwig sah es im Schulterschluss mit der katholischen Kirche als seine Pflicht an, die Seelen der Untertanen zu retten: Un roi, une loi, une foi. Dieser Intoleranz setzte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm 1685 sein Chur-Brandenburgisches Edict entgegen. Es gewährte 20.000 verfolgten Hugenotten Aufnahme in Brandenburg – nicht ohne Eigennutz, da im Lande nach dem Dreißigjährigen Krieg einiges zu tun war. Über 5000 Réfugiés kamen, darunter die aus Nord-Pas-de-Calais stammende Familie Lefèvre.

 

Ein Spross dieser Familie, Robert Lefèvre, wurde 1843 in Berlin geboren. Mit 33 Jahren trat er 1876 als Bureau-Assistent im Handelsministerium in den preußischen Staatsdienst ein. 1878 wurde er zum Geheimen Registrator befördert. 1885 kam die Ernennung zum Kanzleirath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, IV. Abteilung, Tarif- und Fahrplan-Büreau für die II. und IV. Abteilung (Verwaltung und Aufsicht der Staats- und Privateisenbahnen).

 

 

 

 

 

1884 zog er mit Ehefrau Henriette geb. Eisemann und Tochter Else in sein eingeschossiges Landhaus Schmargendorfer Straße Nr. 10. Mit der neuen Nummerierung wurde daraus 1893 Schmargendorfer Straße Nr. 12. Im Adressbuch wurde 1904 für dieses Grundstück Neubau Schmargendorfer Str. 12 aufgeführt. Laut Friedenauer Lokal-Anzeiger ließ Robert Lefèvre 1903 an Stelle der Villa ein modernes Wohnhaus ausführen. Ab 1905 wohnten dort neben der Familie Lefèvre Gymnasialdirektor Dr. Busch, Regierungsdirektor Rubach, Witwe Schröder, Oberleutnant a. D. von Wilucki und als Schwiegersohn von Lefèvre Tierarzt Robert Schulz.

 

Robert Lefèvre war – mit Unterbrechungen – von 1885 bis 1902 Mitglied der Gemeindevertretung und Gemeindeschöffe beim Ortsgericht. Darüber hinaus verwaltete er die Geschäfte für das Armenwesen und den Waisenrat. Das war ihm noch nicht genug, und so übernahm der hauptberuflich im Berliner Ministerium beschäftigte Geheime Kanzleirat auch noch den ehrenamtlichen Vorsitz des bereits am 21. Juni 1887 gegründeten Kirchbauvereins. Die Zeit drängte. Friedenau hatte 1890 bereits 4211 Einwohner, aber keinen eigenen Kirchenbau – obwohl die Gemeinde schon 1883 grundsätzlich bereit war, dafür ein Grundstück zur Verfügung zu stellen.

 

Nachdem geklärt war, dass der Wilmersdorfer Platz (Renée-Sintenis-Platz) für die Kirche zu klein war, und so der Friedrich-Wilhelm-Platz in Aussicht genommen wurde, war Robert Lefèvre eifrig bemüht, den Bau zu fördern und zu beschleunigen. Das war nicht einfach. Zu den Querelen über Bauplatz, Entwürfe und Finanzierung kamen die Interessen der Kommune. Der Grundbucheintrag vom 4. Dezember 1890 macht das deutlich: Der Kirchengemeinde Friedenau steht an diesem Grundstück am Friedrich-Wilhelm-Platz der ungestörte und unentgeltliche Besitz, Gebrauch und Genuss zu, und wird dasselbe erst dann wieder freies Eigentum der politischen Gemeinde Friedenau, wenn die darauf erbaute evangelische Kirche als solche eingeht.

 

Am 4. Februar 1890 erhob Lefèvre Einspruch gegen den vom zuständigen Kreisbaubeamten erarbeiteten Entwurf, mit der Begründung, daß nach Ansicht seiner Mitglieder eine Kirche mit seitlich gestelltem Turm für die zur Verfügung stehende Baustelle nicht passe. Gelegen kam, dass der Entwurf des Architekten Karl Doflein (1852-1944) für die geplante Gnadenkirche im Invalidenpark nicht ausgeführt wurde. Mit Zustimmung von Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) konnte die Arbeit in städtebaulich wirkungsvollerer Lage auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz verwendet werden. Der Gemeinde-Kirchenrat entschied sich am 6. Juni 1890 für die Dofleinsche Langschiffkirche.

 

Obwohl mit kaiserlichem Segen bedacht, ließ sich die zuständige Regierung in Potsdam mit der Genehmigung Zeit. Lefèvre, dem das alles zu lange dauerte, ging wohl davon aus, dass er über das Ministerium der öffentlichen Arbeiten, dem die staatliche Bauverwaltung, das Eisenbahnwesen und die Wasserstraßen unterstanden, und als Geheimer Kanzleirat, den üblichen Verwaltungsweg umgehen konnte, musste einsehen, dass der allerhöchste Weg nicht unbedingt eine Beschleunigung erfahren würde. Am 9. Dezember 1890 bekam er es schriftlich: Schließlich müssen wir das eigenmächtige Vorgehen des Gemeinde-Kirchenrats im vorliegenden Falle rügen, da dasselbe auch nicht dadurch gerechtfertigt ist, dass Allerhöchsten Orts ein baldiger Beginn des Baues gewünscht wurde. Wir erwarten daher mit Bestimmtheit, dass der Gemeinde-Kirchenrat für die Zukunft den vorgeschriebenen Instanzenweg einhalten wird und sich demgemäß an die zuständige Aufsichtsbehörde wendet.

 

Am 21. Oktober 1891 wurde der Grundstein gelegt, am 10. November 1893 erfolgte die Einweihung. Ihre Majestät Kaiserin Auguste Victoria hatte den Kirchenbau unter ihr Protektorat genommen. Die Baukosten – inklusive einem Allerhöchsten Gnadengeschenk des Kaisers von 68.000 Mark – konnten schließlich auch irgendwie gedeckelt werden. In der Chronik der Kirchgemeinde zum guten Hirten heißt es dann: Auch der Vorsitzende des Kirchbauvereins, Kanzleirat Lefèvre, gehört zu den Männer, denen die Kirchengemeinde zu unauslöschlichem Danke verpflichtet ist. Seiner Rührigkeit ist es in erster Linie zu danken, daß der Verein die stattliche Summe von 16635,91 M., meist in kleinen Beträgen, zusammenbrachte und der Kirchengemeinde übergeben konnte. Dafür wurde Lefèvre auch in den Kirchenrat gewählt.

 

Robert Lefèvre starb am 14. Mai 1905. Das Haus Schmargendorfer Straße Nr. 12 blieb bis in die 1920er Jahre im Besitz der Familie Lefèvre. 1906 wurde als Eigentümerin Witwe Henriette Lefèvre eingetragen. 1908 übernahm das Anwesen Tierarzt und Schwiegersohn Robert Schulz mit Ehefrau Else geb. Lefèvre und den Kindern Herta, Ilse und Hans. Zwei Wochen nach dem Tod von Robert Lefèvre fasste die Gemeindevertretung von Friedenau am 25. Mai 1905 den Beschluss: In dankbarer Anerkennung der hervorragenden Verdienste, die sich der verstorbene Schöffe Lefèvre um die Gemeinde erworben hat, beschließt die Gemeindevertretung einstimmig, den Herr Amtsvorsteher zu ersuchen, einer der neuen Straßen den Namen ‚Lefèvre-Straße‘ zu verleihen. Gleichzeitig wird genehmigt, dass dieser Beschluss der Familie in entsprechender Form mitgeteilt wird.

 

Lefèvrestraße 5, 1950. Sammung Staudt, Museum Schöneberg

Lefèvrestraße Nr. 5

 

 

 

 

In Vorbereitung

Lefèvrestraße 9. Foto Hahn & Stich, 2019

Lefèvrestraße Nr. 9

1910

Entwurf F. A. Domscheid

Bauherr Jakob Soar

 

Das Mietshaus Lefèvrestraße Nr. 9 wurde als viergeschossiger, achtachsiger Jugendstilbau auf einem hohen Souterrain erbaut. Die symmetrische, verputzte Straßenfassade wird durch einen breiten vorkragenden Block aus seitlichen Erkern mit einer Doppelloggia in der Mitte bestimmt. Im dritten Obergeschoss sind in die Doppelloggia fünf Säulen eingestellt. Beiderseits des Erker-Loggia-Blocks sind breite Fenster angeordnet. Die Fassade zeigt nur sparsamen Dekor mit kleinen Stuckmedaillons mit Putten, die die Brüstungen zieren. Topographie Friedenau, 2000

 

Lefevrestraße 14, 1953. Sammlung Staudt, Museum Schöneberg

Lefèvrestraße Nr. 14

 

 

 

 

In Vorbereitung

Lefèvrestraße 18, 1951. Sammlung Staudt, Museum Schöneberg

Lefèvrestraße Nr. 18

 

 

 

 

In Vorbereitung

Arthur Degner, Selbstbildnis, um 1913

Lefèvrestraße Nr. 19

Arthur Degner (1888-1972)

 

Versteigerung 4. September 2021 Nachlass Arthur Degner. Aus Privatbesitz versteigern wir ein sensationelles Konvolut Gemälde, Gouachen, Zeichnungen, Plastiken, Skizzen, Kupferplatten, Linolschnitte, Fotografien, Briefe, Dokumente und Rahmen. Alles im authentischen, nicht restaurierten Zustand. Das Konvolut besteht aus weit über 750 Einzelpositionen und wird ausschließlich als Ganzheit angeboten. Startpreis 120.000 EUR. Auktionshaus Beier & Peschke, Teltow.

 

Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wäre ein höherer Startpreis sinnvoll gewesen, wenn das Auktionshaus hätte wissen lassen, dass Arthur Degner nicht nur Maler, Grafiker und Bildhauer, sondern auch ein Freund des Bildhauers Wilhelm Lehmbruck war und obendrein für dessen weltbekannte Skulptur des Sterbenden Kriegers von Mai 1915 bis Februar 1916 Modell gestanden hatte.

 

Die Geschichte beginnt im Frühjahr 1915 in Friedenau. Degner und Lehmbruck waren vom Militärdienst freigestellt und leisteten dafür Dienst bei der Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, deren Einsatzzentrale sich in der III. Gemeindeschule an der Ecke Offenbacher-, Laubacher- und Fehlerstraße befand. Dort war ein Reservelazarett mit 600 Betten entstanden. Die Verwaltung des Lazaretts wird, wenn nicht von der Militärverwaltung andere Wünsche geäußert werden, unsere Gemeinde selbst übernehmen.

 

Was sie erlebten, lässt sich am ehesten aus einem der Bericht des Friedenauer Lokal-Anzeiger erahnen. Am 27. Februar 1916 führte der 165. Alarm unsere Sanitätskolonne nach dem Güterbahnhof Neukölln. Nachdem dort einige Verwundeten aus dem dort eingetroffenen Lazarettzug nach Lazaretten gebracht waren, fuhr die Kolonne mit dem Lazarettzug zum Ringbahnhof Wilmersdorf-Friedenau, wo gegen 1 Uhr nachts die weitere Ausladung für das Reservelazarett in der Offenbacher Straße erfolgte.

 

Da sich das Lehmbrucksche Atelier in der Fehlerstraße Nr. 1 nur wenige Schritte vom Reservelazarett befand, Degners Wohnung in der Lefèvrestraße Nr. 19 aber am anderen Ende von Friedenau, ist davon auszugehen, dass er nach diesen Einsätzen häufiger in der Fehlerstraße verweilte. Da Wilhelm Lehmbruck meine langen Glieder gefielen, so Alfred Degner 1967 an das Lehmbruck Museum, bat er mich, ihm etwa 10-12 mal für einige Figuren Modell zu stehen.

 

Am 4. Februar 1916 wurde am Kurfürstendamm die Ausstellung der Freien Sezession Berlin eröffnet, darunter der Sterbende Krieger. Verständnislos steht die Mehrzahl der Kritiker der Skulptur gegenüber. Karl Scheffler meint in der Zeitschrift Kunst und Künstler, dass sich Lehmbruck auch jetzt noch nicht zurechtgefunden hat. Das Ungewöhnliche, worum er sich bemüht, gleitet unerfreulich zum Sensationellen hinüber. Das führt dann zum Absonderlichen, zum Gewaltsamen, zu einer Originalität, die keine ist. Fritz Stahl schreibt im Berliner Tageblatt: Das Bildwerk stellt einen Mann dar – aber nein! Es ist kein Mann, sondern etwas wie eine zerquetschte und ausgerenkte Atelierpuppe, und dieses Wesen liegt lang auf der Erde, stützt sich auf die Hände und versucht den Wirbel seines Kopfes auf den Boden zu bringen. Andere wünschen, dass dieser Mikrokephale mit den unerhört langen Beinen, dem unerhört langen Hals in irgendeiner Jahrmarktsbude sein verdientes Ende finden wird.

 

Ganz anders der Kunstkritiker Paul Westheim in seiner im Sommer 1919 im Gustav Kiepenheuer Verlag Potsdam erschienenen Monographie Wilhelm Lehmbruck. Unter den 86 Abbildungen neben einer Aufnahme des Lehmbruckschen Gipsmodells in den Räumen der Freien Sezession auch  Skizzen zum Sterbenden Krieger.

 

Ein niederstürzender, im Niederbrechen sich verkrampfender Jüngling ist dargestellt. ‚Sterbender Krieger‘ steht auf einem Zettel, der vielleicht dem Ausstellungspublikum zuliebe geschrieben ist, ein Schwertstumpf, oder etwas der Art, was die Rechte des Jünglings mal umklammert hatte, könnte auch Lehmbruck an so etwas haben denken lassen. Mag es dabei bleiben, daß man einen jungen Krieger vor sich hat, der im Drange des Vorstürmens, in der Erhitzung des Nahkampfes unversehens das Stück Blei erhalten hat, das ihn niederreißt. Aber es ist ein Sterben, gegen das der Körper sich aufbäumt. Das Fleisch, das seine Schwachheit sich ja verstatten darf, das in solchem Augenblick kein Gedächtnis für die Metaphysik des Sichhinopferns zu haben braucht, das Fleisch klagt und klagt an, brüllt auf, kann, will sich nicht abfinden mit der Tatsache seines Vergehens. Der Kopf, zwischen den Schulterblättern niederstoßend wie eine aus dem Geschütz geschleuderte Feuergarbe, bohrt sich ein in den Grund. Scheint sich tief, in verzweifeltster Ratlosigkeit ganz tief einbohren zu wollen, als suchte er Deckung vor dieser Tod speisenden Gegenwart. Ebenso die Hand, die eine Hand, die sich einkrampft in das Erdreich, als ob sie noch ein Stück von dieser Welt, in der auf einmal keines Bleibens mehr ist, ins Jenseits mitnehmen wollte. Ein Anklammern, nicht gerade wütig, aber auch nicht zärtlich; wie man es schon gehört hat, daß ein sterbendes Kind im letzten Auffahren nach der Brust der Mutter langte. Eine jener unfassbaren Gesten, die so sinnlos sind und so beispiellos echt. Und neben diesem Trotz, diesem reckenhaften Anstemmen gegen ein blindwütiges Schicksal — die zarte Elegie dieser anderen Hand, die sich so weit ins Ungewisse tastend vorrankt. Eine Art Waffe, ein nun nutzlos gewordenes Todeswerkzeug, läßt sie schon entfallen. Versöhnung mit dem Geschehenen, Verklärung oder so etwas zuckt um die Knöchel. Von dieser äußersten Endigung scheint der Tod, der Erlösende, hineinzukriechen in den ihm verfallenen Körper. Und trotzdem liegt nichts Versöhnliches in diesem Werk, nichts Befreiendes. Etwas Lastendes, etwas von dem Schrecken der Kreatur, als es kund war, daß der große Pan tot war, ist als Stimmung um die Figur gebreitet. Es ist ja wieder eine Welt zusammengestürzt, eine Welt voll Liebe, voll Tätigkeit, voll Glück, deren Mittelpunkt dieser eine, dieser Held war. Keine weiche Linie, keine geglichene Fläche gibt es im Bau dieses Körpers. Das ist ein Stöhnen und Knirschen und Lasten auch in der Form, einmal, wenn man von vorn in die Kopfseite hineinschaut, dann mag es einem Vorkommen, als ob man auf der Brüstung der „Notre Dame“ in das Gestänge der Strebebogen hineinsieht, in diese von gestrafftester Energie geladenen Kraftlinien. Von solcher Genialität des Unbedingten, solcher Immaterialität des Konstruktiven schwingt etwas in diesem Lehmbruckschen Jüngling.

 

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Skulptur im Dialog zwischen Lehmbruck und Degner entwickelt wurde. Dafür spricht auch, dass beide oft gemeinsame Gedankengänge hatten, sich unser Naturell in manchem berührte und Arthur Degner obendrein fröhlicher und weltaufgeschlossener war als der wortkarge und vertiefte Westfale, was ihm offenbar wohltat. Dennoch streiten Kunsthistoriker über diese Skizzen, weil hierfür keine über die stilistischen und inhaltlichen Bezüge hinausgehenden Belege vorliegen und weil sie außerdem nicht gesichert datiert sind. Eine mühsame Diskussion.

 

Arthur Degner kommt nach seinem Studium an der Kunstakademie Königsberg 1909 nach Berlin. Nach einer Ausstellung in der Galerie von Paul Cassirer schreibt Alfred Kerr 1912 in der Zeitschrift PAN: Er beginnt da, wo andere das Ziel sahen. Sein Malen ist nicht nur intellektuell, sondern auch physiologisch bedingt, die dynamische, formbildende Kraft der Natur wirkt in ihm wie in einer Pflanze. Jede Bewegung treibt Formen. Die Derbheit seines Empfindens erinnert an Corinth. Doch scheint die Quelle der Schönheit in ihm ergossen, ihn von allen Gefahren reinigend, denen jener häufig in seinen naturalistischen Suggestionen erliegt.

 

Degner wird in den Vorstand der Freien Secession und schließlich 1925 als Lehrer an die Hochschule für Bildende Künste Berlin berufen. Während der NS-Zeit wird dieser Wegbereiter des deutschen Expressionismus als Entarteter beschimpft. Nach dem Krieg kommt er nach Berlin zurück, lehrt bis zu seiner Emeritierung 1956 wieder an der Hochschule. Arthur Degner und seine Ehefrau Else (1907-1977) fanden ihre letzte Ruhe aus dem kommunalen Heidefriedhof Marienfelde. Erstaunlich ist, dass die für Einebnungen bekannte Friedhofsverwaltung von Tempelhof-Schöneberg das Grab Abt. E VIII Nr. 42/43 bisher belassen hat.

 

Lefèvrestraße 24, 1988. Topographie Friedenau

Lefèvrestraße Nr. 24

1908

Entwurf & Bauherr Emil Gericke

 

Das Mietshaus Lefèvrestraße Nr. 24 ist ein fünfgeschossiger, fünfachsiger Bau, der einen Quergiebel in der Mittelachse aufweist, der ein reiches Jugendstil-Rankenwerk zeigt, das von flachen Lisenen überschnitten wird. Unter dem Quergiebel befindet sich in der Mitte ein Standerker, der auf einer Seite von Balkons begleitet wird und der im Erdgeschoss ein ionisches Säulenportal zeigt. Die Straßenfassade hat einen Sockel aus Ziegelmauerwerk, darüber ist sie verputzt. In den äußeren Achsen sind tiefe Loggien angeordnet, deren Öffnungen von je vier Pfeilern durchschnitten werden. Das vierte Obergeschoss zeigt beiderseits des Quergiebels Schieferbehang. Topographie Friedenau, 2000