Begegnungen mit ...

 

Julian Beck und Peter Hahn, 1985. Foto Andreas Pohlmann

Julian Beck (1925-1985)

 

Nicht nur für die „Frankfurter Rundschau“ war es eine „Sternstunde, ein New Yorker Abend im Frankfurter Theater am Turm (TAT), vom Publikum im vollbesetzten Haus mit Ovationen aufgenommen“, aber es war in diesen ersten Junitagen des Jahres 1985 auch eine Stunde, in der wir ahnten, dass einem großen Theatermann nicht mehr viel Zeit zum Leben blieb. Julian Beck, der 1947 in New York zusammen mit Judith Malina das „Living Theatre“ gegründet hatte, „gab“ nun als Sechzigjähriger Becketts „That Time“ („Damals“), ein Text, der zu den großen Dichtungen des 20. Jahrhunderts gehört und von der Rückkehr an den Schauplatz einer Kindheit erzählt. Wir hatten gute Tage am Main und im Rheingau, Tage, in denen das off-off-Theater, in dem er Theatergeschichte gemacht hat, noch einmal lebendig wurde. Drei Monate später, am 16. September 1985, starb Julian Beck an Krebs.

Meret Oppenheim im TAT Frankfurt, 1984. Foto Walter Kranl

Meret Oppenheim (1913-1985)

 

„Dass eine Pelztasse sie weltberühmt gemacht hatte, war für Meret Oppenheim kein Glück. Das Pelzfrühstück wurde zwar ihr Markenzeichen, aber nur wenige interessierten sich dafür, wem die Künstlerin sonst noch das Fell über die Ohren zog. Wenige fragten nach ihren Bildern, ihren Collagen, nach dem Zauberkasten mit ihren zauberbunten Ideen. ‚Dann leben wir eben später’, hat sie sich einmal tröstend gesagt. Meret Oppenheim ging ins Versteck. Von Paris zog sie nach Bern, von Bern fährt sie immer wieder nach Paris. Hier und da sucht sie nach dem Leben hinter den Dingen. Es hat lange gedauert, bis die Welt sich wieder um Meret Oppenheim kümmerte. Für ihr Leben gern schreibt sie seit den dreißiger Jahren Gedichte. Auch eines über die Pelztasse, aber das tat sie wohl eher aus Spott. Ihre tausendgesichtige Poesie hält jeden in Atem, sie spricht aus ihr und aus jeder Silbe ihrer Kunst. So leben wir heute Abend ausnahmsweise einmal nicht später, sondern erleben Meret Oppenheim jetzt. Sie liest aus dem vor wenigen Tagen im Suhrkamp-Verlag erschienenen Buch ‚Husch, husch, der schönste Vokal entleert sich’. Dass Meret Oppenheim heute Abend hier ist, ist, um mit ihr zu sprechen, die Erfüllung einer ‚langatmigen Hoffnung’.“

Peter Hahn zur Begrüßung von Meret Oppenheim am 6. Oktober 1984 im TAT

Eugène Ionesco und Peter Hahn, 1986 in Saarbrücken. Foto Andreas Pohlmann

Eugène Ionesco (1909-1994)

 

Als ich 1986 für Saarbrücken das Programm des Festivals „Perspectives“ konzipieren konnte, stand ich vor einem Dilemma: Die alternative französische Szene war in die Jahre gekommen. Nach dem x-ten langweiligen Pariser Theaterabend kam nur ein Besuch im „La Coupole“ am Boulevard du Montparnasse in Betracht. Die Brasserie wie immer voll, laut, ruppig, faszinierend. Das „Filet de canard rôti Père Léon et légumes à racines“ ging daneben, aber am Nebentisch saß Eugène Ionesco.

 

Ich wagte es nicht ihn anzusprechen. Aber der große Mann des absurden Theaters brachte mich auf eine Idee. Am nächsten Abend ins kleine„Théâtre de la Huchette“, wo es seit Jahrzehnten „La Cantatrice chauve“ (Die kahle Sängerin) gibt, dann ins „Théâtre du Rond-Point“, wo Jean-Louis Barrault seit 1963 „Willie“ und Madeleine Renaud „Winnie“ in Samuel Becketts „Oh! les beaux jours“ (Glückliche Tage) spielen.

 

 

 

 

„Perspectives“ bekam Struktur: Junges Theater, im Sinn von schöpferisch, von bewegend und anregend und aufregend. Die großen „alten“ des französischen Theaters kamen nach Saarbrücken. Im Vorfeld wurde auf allen Kanälen des Saarländischen Rundfunks und der Saarbrücker Zeitung protestiert. Wie erstaunt waren diese Kulturapostel dann über den ungeteilten Jubel. Die Saarländer hatten Genuss an der Sprache, an der Gestik, an der Mimik, an den Texten, an den vielen kleinen Details, die Theater so liebenswert und aufregend machen.

 

Und Eugène Ionesco: Er hatte sich längst auf seine Position als unbestritten anerkannter Autor zurückgezogen. Während der späteren Gespräche in seiner Wohnung direkt neben dem „Coupole“ machte er unmissverständlich deutlich, dass ihn „Die kahle Sängerin“ vom Théâtre de la Huchette heute nicht mehr so sehr interessiert. Er hatte sich längst der Malerei zugewandt. Diese Bilder wollte er unbedingt dabei haben. Das Saarlandmuseum Saarbrücken fand Gefallen an seinen absurd-witzigen Gouachen und Lithographien. Zur Vernissage saß Ionesco dann glücklich auf einem Podest in einem Sessel und sinnierte über sein künstlerisches Tun: Er geht den Zweifeln und Hoffnungen nach, die ihn beim Malen bewegen, und kommt zum Schluss, dass ihn als Maler dieselben existentiellen Fragen und Nöte bedrängen, denen er als Schriftsteller ausgesetzt war.

 

Margo Lion & Mischa Spoliansky 1977 in Berlin. Foto Erika Rabau

Margo Lion (1900-1989)

Mischa Spoliansky (1898–1985)

 

Wir waren so stolz auf uns, als wir Margo Lion und Mischa Spoliansky in Tegel abholten. Alles war für den Festwochenabend am 7. September 1977 im Renaissance-Theater gerichtet. Beide hatten ihre Wunschhotels bekommen, sie im Kempinski, er im Savoy. Für das Bühnenrund hatte uns das Theater die Holzvertäfelung mit den Art-Déco-Motiven als Spiegelbild des Theatersaal aufgebaut. Von nebenan hatte Steinway den „besten“ Flügel geliefert. Und dann kam der Meister und erbat einen „Bösendorfer“.

 

Spoliansky sah in unsere ratlosen Gesichter und erklärte: Der Klang des Steinway ist sicher brillant, aber für seine Kunst zu hart. Der Bösendorfer ist „gesanglich“, klanglich zu vielen Nuancen fähig und für die Liedbegleitung besonders geeignet. Mitten im Festwochenbetrieb waren die Flügel natürlich ausgebucht. In letzter Minute rollten Bösendorfer und Klavierstimmer an.

 

Zu guter Letzt dann noch im RIAS die „Stimme der Kritik“ von Friedrich Luft mit folgender Einleitung: „Mischa Spoliansky, der Meister der leichten Musik muss, als er die Bühne betritt, das Klavier erst mühsam zusammensetzen. Das Notenpult fehlt. Es findet sich (erst auf Publikumszuruf) in einer Bühnenecke. Der reizende Herr Spoliansky montiert es auf. Dann kann es losgehen. Er spielt und läßt singen, was er einst gemeinsam mit seinem genialen Textdichter, dem unnachahmlichen Marcellus Schiffer, den Berliner Feinschmeckern der kleinen Revue zu kosten gab.

 

Plötzlich singt und rührt sich der beste, alte Kurfürstendamm. Das gab es ja auch. Hier schwelgten die Genießer der leichten Pointe. Spoliansky und Schiffer raunzten nie weltanschaulich. Sie gaben auch Saures, sicher. Aber sie wurden darüber selber nie bitter oder garstig. Sie feuerten Pointen ab. Doch sie bedienten sich dazu des lockeren Handgelenks. Sie hielten der Schickeria jener Jahre den Spiegel vor, aber feste! Doch sie waren listig und klug genug, ihr Publikum nie zu verschrecken. Schmeicheln taten sie ihm deswegen keineswegs.

 

Und was geschieht heute? Man windet sich vor Vergnügen, nun diesen späten Nachgeschmack jener zauberhaften Witzigkeit neu zu spüren. Spoliansky läßt die alten Melodien perlen. Ja, er singt zuweilen selber – und Jahrzehnte (und was für welche!) scheinen plötzlich übersprungen und nach rückwärts vergessen. Das perlt wie einst, es ist spaßig, ist auf listige Weise sentimental. Und immer wieder retardiert er, versetzt er seine Melodie raffiniert und skeptisch: Und schon klingt der alte Kurfürstendamm, ist sein einstiger Schick, seine frühe, großstädtische Skepsis, ist seine ganz morbide Selbstironie neuerdings deutlich zu genießen.

 

Dann: Auftritt der Margo Lion. Alterlos steht sie da so lang und dünn wie ein Faber-Bleistift, ist sie heute körperlich kompakter- und gleich macht sie selber souverän ihre Späße darüber. Sie legt los, schwarzgewandet wie einst. Ein roter Schal liegt ihr wie eine leuchtende Schlange um die Schultern, Schmuck und gleichzeitig Requisit dieser unverdrossenen Chansoneuse. Und nun singt sie. Sie plärrt, krächzt. Sie trompetet intelligent wie einst. Die familiären Texte (Frau Lion war mit Marcellus Schiffer verheiratet) treffen selig ins Schwarze. Immer noch der zauberisch welsche Sprachklang dieser Berlinerin aus Paris. Sie ulkt, sie parodiert, sie schwingt den Text hin und wieder mühelos ins Absurde. Sie gibt eine Lektion, wie man einst ganz Leichtes ohne Leichtsinn, aber doch zärtlich, frech, ernsthaft und mit verhaltenem Jubel intonieren kann.

 

Sie passen wie einst, wenn es um den Modefimmel geht, um die Allüren der feinen Leute und Schieber, um den Schwachsinn des Berliner Tempos, um Leid und Lüsternheit einer Braut, um die bis heute nicht ausgestorbene Hundenarrheit der Großstädter oder auch nur um den Quatsch hirnverbrannter Schlager- nun aber intelligent parodiert, alles freiweg zeitbeständig zur Schnecke gemacht.

 

Wie ist das alles hübsch dargeboten, hochintelligent, textlich und musikalisch aus einem schicken Guß - und wie wunderbar beständig ist der holde Leichtsinn seiner Autoren geblieben! Die Lion wird wehleidig keinen Augenblick. Keine falsche Träne gerät ihr nach schier fünfzig Jahren in die alten oder Melodien. Und am Klavier, unermüdlich, diskret, fast schüchtern, sicher aus dem Handgelenk spielend und hin um wieder konferierend, Meister Spoliansky. Sehen sie, das war Berlin! Und wie das heute noch klingt! Wer es im Renaissance-Theater hörte, kriegte eine faktische Injektion bester, großstädtischer Souveränität, Heiterkeit und klug versteckter Berlinischer Melanchonie weg.

 

„Bravo, Mischa!“, schrie, als die fröhliche Neuverwertung seiner alten Lieder noch im Gange war, ein Zuhörer dazwischen, der sein Wohlgefallen wohl überhaupt nicht mehr zügeln konnte. Der Mann rief für uns alle. Wir hatten den besten Geist, die flotte Gangart, die kesse Ironie, hatten die traurige Lustigkeit und die hohe Intelligenz jener Jahre plötzlich wieder vernommen. Authentisch. Es lag alles plötzlich wieder in der Luft. Brova, Mischa! Bravo, Margo!

 

Ellen Stewart und Peter Hahn 1985 im Theater am Turm. Foto Andreas Pohlmann

Ellen Stewart (1919-2011)

 

Wann und wo auch immer auf der Welt „ihr“ New Yorker „La Mama Theatre“ ein Theaterspektakel präsentierte, immer läutete sie vor der Vorstellung ihr Glöckchen, um danach die Zuschauer selbst zu begrüßen. Ellen Stewart, „Off Off Broadway Pioneer“ überhaupt, die vor mehr als vier Jahrzehnten diesen „Experimental Theatre Club“ gegründet hat, ist „die Erfinderin des experimentellen Theaters in Amerika und dessen Galionsfigur“. In ihrem Haus „74A East 4th Street“ begannen Karrieren: Al Pacino, Robert De Niro, Bette Midler, Sam Shepard, Harvey Fierstein, Meredith Monk, Philip Glass, Richard Foreman, Robert Wilson.

 

 

 

 

 

Auf das Gastspiel mit der „Antiken-Trilogie“ des Regisseurs Andre Serban zu den Berliner Festwochen 1975 folgte 1976 „Der gute Mensch von Sezuan“. Die Halle der Neuen Nationalgalerie wurde zu einem grandiosen Theaterraum umfunktioniert, in dem Serban Brechts Stück mit Elementen von Musicals, Slapstick, Clownerie, Artistik und Akrobatik auf den Weg zum Volkstheater brachte. Zehn Jahre später, im Juni 1985, für die „Frankfurter Rundschau“ noch einmal eine „Sternstunde, ein New Yorker Abend im Frankfurter Theater am Turm (TAT), vom Publikum mit Ovationen aufgenommen“. La Mama Theatre und Julian Beck „gaben“ Becketts „That Time“.

 

Valeska Gert und Peter Hahn. Foto Erika Rabau, 1977

Valeska Gert (1892-1978)

 

Die Berliner Festwochen 1977 standen unter dem Thema „Spiegel der 20er Jahre“. Keine Frage, diese großartige Performancekünstlerin des modernen Tanztheaters und des deutschen Kabaretts musste „dabei“ sein. Es war ein schwieriger Weg, bis es gelungen war, Valeska Gert aus ihrem „Sylter Ziegenstall“ zu locken. Dabei war man eigentlich schon 1927 von Max Herrmann-Neiße vorgewarnt worden: „Gert zerstört allen erotischen und sentimentalen Schwindel, ist von ganz überlegener, elementarer Laszivität, vernichtet die Tillerei und die pseudopariser Diseusenallüre in Daumierischen Ausmaßen.“ In der Gesprächsrunde im Berliner Renaissance-Theater bekam man davon eine Ahnung.

Vivienne Newort am 5.6.1985 im TAT Frankfurt. Foto Andreas Pohlmann

Vivienne Newport (1951-2015)

 

Begegnet sind wir uns im Frühsommer 1981 in Jerusalem. Das Tanztheater Wuppertal gastierte während des „Israel Festivals“ im Jerusalem-Theater nennt. Ich würde nicht unbedingt behaupten wollen, dass die versammelte israelische Abendgesellschaft die Aufführungen von „Frühlingsopfer“ und „Café Müller“ seinerzeit bejubelte. Unser beider Freund Gideon Paz, geboren in Saarbrücken, geflohen nach Palästina, nun Festivaldirektor, lud danach in ein arabisches Restaurant in Ost-Jerusalem ein. – Das war damals noch möglich.

 

Am Tisch saß ich mit Vivienne Newport zusammen. Rein zufällig stellten wir fest, dass wir beide roten Wein liebten und dass wir beide wie die Schlote rauchten. Sie wusste nicht, wer ich war. Ich wusste, wer sie war. 1977 war ich bei den Berliner Festwochen für Tanz zuständig. Weil kein anderes Theater zur Verfügung stand, musste das Tanztheater aus Wuppertal in das Theater des Westens: Die Bühne war zu klein. Der Bühnenboden schräg. Das Ensemble meckerte. Die Stimmung war angespannt. Das erste Gastspiel von Pina Bausch in Berlin mit „Frühlingsopfer“ und „Sieben Todsünden“ wurde mehr als stürmisch gefeiert.

 

Jahre später war ich Chef des Theater am Turm in Frankfurt. Sie hatte nach acht Jahren Pina Bausch genug, wollte sich lösen, wollte unabhängig sein, wollte etwas Eigenes machen. Mehr als eine Ahnung davon, dass es möglich wäre, dem Theater am Turm mit Tanztheater ein Gesicht zu geben, hatte ich damals nicht. In diesem Moment aber begriff ich meine Chance. Ich hatte ein englisches Pfund aus Wuppertal an der Angel, eine aus dem Ensemble der berühmten Pina Bausch. Den werbewirksamen Begriff „Pina Bausch“ musste ich bald aus meinem Repertoire streichen. Sie war die Newport und wollte nichts anderes als die Newport sein.

 

 

Zu vorgerückter Stunde machte ich ihr in Ost-Jerusalem das Angebot, am Theater am Turm eine fest-freie Compagnie zu etablieren. Weinselig gingen wir auseinander. Wochen später kam sie nach Frankfurt und fragte mich, ob ich noch zu dieser Idee stünde. Im Oktober 1981 wurde die „Company Vivienne Newport“ gegründet, mit vier Tänzern und einem Schauspieler, der Amerikanerin Coral Lebleboojian, der Französin Florence Bonnefont, der Irin Finola Cronin, dem Algerier Mourad Beleksir und dem Deutschen Lothar Kompenhans.

 

Am 15. Januar 1982 hatte ihre erste Produktion Premiere: Titel „Mist“. – Als Theaterdirektor wünschte man sich zum Auftakt schon einen „angenehmeren“ Titel. Aber da war bei der Engländerin nichts zu machen. Am 7. Mai 1982 folgte das Stück mit dem langen Titel – eine Collage aus Texten, Musik und Liedern von Erik Satie, Sophie Tucker und Louis Armstrong. Inszeniert mit den drei Damen der Company. „Hinter der Scheune überfrisst sich ein Ochse“. Vivienne wollte, dass ich die Texte von Satie aufs Band spreche. Im Studio war ich nicht mehr Theaterchef, sondern ihr Angestellter. Sie hat mich gepiesakt. Nichts passte ihr, weder Betonung noch Aussprache und Rhythmus, alles war der Engländerin nicht gut genug. Drei Jahrzehnte danach habe ich die Texte noch immer im Kopf:

 

Rauchen Sie, mein Freund: sonst wird es ein anderer an Ihrer Stelle tun.

Ich sehe nicht ein, warum Geld nicht stinken sollte, wo es doch alles kann.

Wenn es mir widerstrebt, laut zu sagen was ich heimlich denke, so nur deshalb, weil ich keine genügend laute Stimme habe.

Während meiner ganzen Jugend sagte man mir, Sie werden sehen, wenn Sie einmal 50 sind. Ich bin 50. Ich habe nichts gesehen.

 

Mit Vivienne Newport zog das Tanztheater in das Theater am Turm ein. Im September 1982 gab es das erste Festival, BesTANZaufnahme genannt, im Mai 1983 das zweite und im November 1984 das dritte. Lang ist es her, über drei Jahrzehnte, und weil ich in dieser Stunde an diese Zeit erinnern möchte, musste ich in den Papieren kramen. Komplett ist die Aufzählung sicher nicht, und wer hier nicht genannt wird, möchte mir bitte verzeihen:

 

Aus Deutschland waren dabei: Tanzforum Köln mit Jochen Ulrich, Tanz & usw. Frankfurt, die Tanzklassen der Hochschule für Musik Frankfurt, Doris Schaefer mit Tanz und Poesie aus Koblenz, Winter auf Mallorca aus Hamburg, Tanztheater Norbert Servos und das Folkwang Tanz-Studio Essen. Solo-Abende gaben: Cristina Caprioli, Gerhard Bohner, Lynn Parkerson, Regina Baumgart, Graziella Martinez, Susanne Linke, Jorma Uotinen und Krisztina de Chàtel. Aus Holland kamen Griftheater, Haarlem Mime Studio, Pentatheater, Bewegingsgroep Bart Stuyf, Stichting Dansproduktie mit Pauline Daniels und die Junior Group vom Nederlands Dans Theater. Aus New York waren da Douglas Dunn and Dancers, Eiko and Koma, Molly Davis, Lindsay Kemp Company und auch die wunderbaren Männer von Le Ballets Trockadero de Monte Carlo.

 

Das alles wäre ohne den Motor Newport, ohne die Anregungen und Ermunterungen durch Vivienne nicht möglich geworden. Immer dabei auch die speziellen Freunde des Hauses, gewissermaßen die drei festen Größen: die Laokoon Dance Group von Rosamund Gilmore, die Tanzfabrik Berlin mit Dieter Heitkamp und selbstverständlich die Company Vivienne Newport, die in den Jahren bis 1985 acht weitere Produktionen beisteuerte:

 

im Oktober 1982 „Trigger“ mit nunmehr sechs Darstellern

im Dezember 1982 „Damals“ von Samuel Beckett

im April 1983 „Persicaire“

im Oktober 1983 „Weder den Tag noch die Stunde“

im April 1984 „Ertrinken“

im November 1984 „Verschwinden mit dem Licht“

und im Januar 1985 „Scheißegal“

 

Die Zusammensetzung der Gruppe hat sich in diesen Jahren verändert. Neue Gesichter kamen hinzu. Neun Tanztheaterstücke in vier Jahren – das war eine enorme Produktivität. Sie war möglich gewesen durch die materielle Absicherung. Sie machte die Company zu einer privilegierten unter den freien deutschen Tanzensembles. Es gab gelungene und - weniger gelungene Arbeiten. Im Sommer 1985 hieß es: Das Chaos ist aufgebraucht. Es war die beste Zeit.

 

Als ich Jahre später über eine Lange Nacht auf dem Südwestkirchhof in Stahnsdorf nachdachte, fragte ich Vivienne, ob sie da draußen zwischen den Grabsteinen Hugo Distlers „Totentanz“ inszenieren möchte. Sie wollte, aber sie wollte partout nicht die vorhandenen Tonaufnahmen nutzen. Neue Aufnahmen mit neuen Sprechern mussten her. Karim Cherif, Armin Dallapiccola und Thomas Langkau waren dabei. Am Abend des 30. August 2003 feierten über 3000 Zuschauer den „Totentanz“. Sie hatte wieder einen „Renner“ gestartet.

 

Nur einmal in all den Jahren wagten wir gemeinsame Ferien. In Brasilien verbrachten wir drei Wochen im Haus unserer Freundin Antonieta. Picinguaba, ein Dorf am Atlantik zwischen Santos und Rio. 100 Einwohner. Eine Kneipe. Täglich Fisch, mittags drei Caipirinha, in den Nächten einige mehr. Dazwischen Sonne und Meer – und Subtropen. Weil wieder einmal Wolkenbruch und Gewitter über uns kamen, mussten wir den Strand fluchtartig verlassen. Vivienne voran, in der linken Hand die Badelatschen, am Körper den tropfnassen Badeanzug – und mit der rechten Hand hielt sie den aufgespannten Regenschirm über sich. Mehr England geht nicht.

 

Seit Vivienne in Berlin lebte, gab es bei uns in der Stierstraße keine Tafel ohne sie. Vor drei Wochen trafen wir uns im Café Savigny. Die Sonne schien. Es war kühl. Wir hüllten uns in die Decken ein und saßen draußen. Kaum hatte ich eine Zigarette aus der Schachtel gefingert, nahm sie mir diese weg. Seit sie nicht mehr rauchte, wollte sie die Zigaretten wenigstens anzünden. Es war ein guter Nachmittag. Bevor die Engländerin in ihr Auto stieg, musste ich noch eine Attacke loswerden. Sie liebte meine Hassliebe gegen England. Sie wartete eigentlich immer auf einen Spruch. Ich gratulierte ihr also zu den zwei neuen Hubschraubern für die Falklandinseln. Sie wusste natürlich sofort, was ich meinte. „Das ist gut. Wenn die Argentinier angreifen, müssen unsere Soldaten nicht mehr zu Fuß an die Front eilen. Das ist Kronkolonie schon immer. Royal Air Force und Royal Navy schützen alles. Wir haben dort Tintenfische, Schafwolle, Pinguine, Seehunde – und wir haben dort Erdöl.“ Da war es wieder, ihr unverwechselbares Lachen. Das war unsere letzte Begegnung.

 

Rede von Peter Hahn zur Trauerfeier am 7. Mai 2015

 

Blandine Ebinger. Archiv Ebinger- Hassenpflug

Blandine Ebinger (1899-1993)

 

Es war am 6. September 1977 im Berliner Renaissance-Theater. Lautstark kreischte Valeska Gert auf: „Ich habe Menschenschicksale getanzt. Ich habe den expressionistischen Tanz erfunden. Ich war die Inkarnation der Zwanziger. Man schob alles der Wigman zu, nur weil ich lange weg war".

 

Lange weg waren sie alle, nicht freiwillig, nun waren sie wieder da, gerufen, gebeten und herbei gesehnt. Am Flügel träumte der Comedian Harmonist Erwin Bootz unerschüttert von „Wochenend und Sonnenschein". Theo Lingen näselte in der Garderobe, „welches Liedchen geeignet wäre und wessen ich mich nicht zu schämen brauche". Margo Lion, die Berliner Diseuse aus Paris, grölte „Das Lied von der Gesellschaft" und für Mischa Spoliansky war „es sehr wichtig, dass wir wieder gemeinsam in unserer alten Wirkungsstätte Berlin auftreten". Mit dabei auch die Journalistin Gabriele Tergit, der Textdichter Max Colpet, der Kritiker Hans Heinz Stuckenschmidt, der Kabarettist Werner Finck, die Schauspielerin Käte Haack, der Schriftsteller Axel Eggebrecht.

 

Schließlich aber schwebte im zarten Rosé jenes Wesen auf die Bühne, bei dessen Darbietung man nicht genau ausmachen konnte, ob es ein aufgetakeltes Kellerkind oder feine Dame sein will: Blandine Ebinger.

 

Graziös, naiv, fast hilflos stand die Lady des Berliner Chansons da und machte sich mit ihren 78 Jahren noch einmal auf, die Weddinger Göre in den Charlottenburger Salon einzuführen. Da lag alles wieder in der Luft, da war ein halbes Jahrhundert übersprungen und vergessen, da offenbarten sich jene Zwanziger Jahre, ganz authentisch. Am nächsten Morgen überschlug sich im RIAS „Die Stimme der Kritik" von Friedrich Luft, weil „der beste Geist, die flotte Gangart, die kesse Ironie, die traurige Lustigkeit und die hohe Intelligenz jener Jahre wieder da war, ganz Leichtes ohne Leichtsinn, aber doch zärtlich, frech, ernsthaft und mit verhaltenem Jubel".

 

„Abschreiben" wollte Friedrich Hollaender die Ebinger, weil er in ihr, wie bereits zuvor ihre Chansontexter Mehring, Tucholsky, Klabund, Kraus, Ringelnatz und Hardekopf, ein „für das Kabarett wie geschaffenes Improvisationstalent" sah, das auch noch mit jenen „tragischen Untertönen begabt, die das Kabarett in seinen Sternstunden über sich selbst hinausheben".

 

Er tat es, verpasste dem Tingeltangel eine neue Farbe, über die Zeit hinaus, und stellte mit Blandine Ebinger den Typ des armen Mädchens aus dem Volke auf die Bretter von Max Reinhardts „Schall und Rauch", auf Rosa Valettis „Cabaret Größenwahn" und auf Trude Hesterbergs „Wilde Bühne". Hollaender orientierte sich an Else Lasker-Schülers Drama „Die Wupper" und ihrem Lieschen Puderbach, baute auf Dur und Moll, verließ sich auf die einzigartige Ebingersche Mischung aus Tragik und Komik, wo einem Max Herrmann-Neiße „das Lachen vergeht oder jedenfalls ganz anders wird", und kreierte 1921 mit den „Liedern eines armen Mädchens" ein geradezu unnachahmliches Kunstwerk, das bis heute von klugen Diseusen respektvoll respektiert wird.

 

Zerbrechlich sind diese Chansonballaden und vor allem waren sie der Ebinger auf den Leib geschrieben: Rührend das „Wunderkind", das sich, hoch oben am Trapez hängend, in den Max aus dem Publikum verliebt, „Ick sah in seine Nasenlöcher rin", verlassen wird und abstürzt, - sehnsüchtig „Wenn ick mal tot bin, ach det wird zu scheen", - parodierend und krass überzeichnet „Die hysterische Ziege".

 

Zu jenen Chansons, die Hollaender für die Ebinger geschrieben hat und von ihr zuerst interpretiert wurden, gehört auch „Jonny, wenn du Geburtstag hast". Berühmt geworden ist es allerdings erst später durch die arg verkürzte Fassung von Marlene Dietrich, in der die tragikomische Geschichte vom begehrten wilden schwarzen Neger-Jonny-Star aus der Pony-Bar gestrichen wurde. Wer aber dieses zum Schlager gewordene Chanson einmal nicht in der direkt servierten Dirnenliedversion von Marlene, sondern in der nur verrucht spielenden, zurückhaltenden, brüchigen, zarten, lispelnden und piepsigen Machart der Ebinger hört, erfährt die Einmaligkeit dieser Interpretation, erlebt, was eine große Künstlerin mit dem gewagten Spiel von Gefühl, Distanz und Übertreibung zaubern kann.

 

Für Blandine Ebinger war Friedrich Hollaender „ein Filou, ein Genie und ein Betrüger, weil ich anfangs nicht begriff, dass seine vielen Übungsstunden sehr anderen Übungen mit diversen jungen Damen galten". Und Hollaender? „Wie gleichst du, Blandine, dem Bild, das mir vorschwebte! Oder sollte ich sagen: Wie schwebtest du mir vor, daß ich es nachzeichnen konnte? Wie warst du, was du spieltest! Wie spieltest du, was du warst! Und das ist die lautere Wahrheit. Amen."

 

Im Zeugenstand: Renaissance-Theater am 6.9.1977. Foto Erika Rabau

Berliner Festwochen 1977 - Im Zeugenstand

Gespräch über die Zwanziger Jahre

Renaissance-Theater, 6. September 1977

 

Es war ein mühsames Unterfangen, diese Menschen für diesen einen Abend zusammenzubringen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von links: Intendant Wolfgang Stresemann (Sohn von Gustav Stresemann, dem Außenminister der Weimarer Republik), Schriftstellerin Gabriele Tergit (Gerichtsreporterin im Berlin der Zwanziger Jahre), Chansontexter Max Colpet ("Freund" von Marlene Dietrich), Moderator Walther Schmieding (Leiter des ZDF-Kulturmagazins "Aspekte"), Tänzerin Valeska Gert ("Erfinderin" des Ausdruckstanzes), Schauspielerin Alexa von Boremski (Schillertheater), Musikkritiker H.H. Stuckenschmidt, Kabarettist Werner Finck, Musiker Erwin Bootz (Mitglied der Comedian Harmonists), Schauspielerin Käte Haack (Schillertheater), Komponist Mischa Spoliansky ("Wenn die beste Freundin"), Schriftsteller Axel Eggebrecht.

 

Im Saal anwesend: Schauspielerin und Chansonnette Blandine Ebinger, Diseuse Margo Lion (Frau des Revuedichters Marcellus Schiffer), Theaterkritiker Friedrich Luft (RIAS Berlin: Die Stimme der Kritik), Schauspielerin und Sängerin Hanne Wieder, Schauspieler Theo Lingen, Schriftsteller Uwe Johnson, Schriftsteller Hans Mayer (Professor für Literatur und Sprache), Schriftsteller Ernst Schwitters (Sohn von Kurt Schwitters), Schauspielerin Marianne Hoppe (Schillertheater), Komponist Juan Allende-Blin und viele andere

 

Cathy Berberian im TAT Frankfurt am Main, 1980. Foto Walter Kranl

Cathy Berberian (1928-1983)

 

Cathy Berberian war eine erstaunlich vielseitige Sängerin mit einem schauspielerischen und komödiantischen Talent. Sie sang zeitgenössische Stücke von Luigi Nono, John Cage und Luciano Berio, sie sang unter Nikolaus Harnoncourt die Monteverdi-Opern „Die Krönung der Poppea“ und „L’Orfeo“ für die Schallplatte ein. Als wir uns nach dem Erfolg ihres Programms „Second Hand Songs“ am 17. und 19. Oktober 1980 entschlossen, das Live-Konzert aus dem Frankfurter Theater am Turm auf Schallplatte zu pressen, wog Cathy Berberian das „große Risiko“ erst einmal ab. Aber: „Diese Aufnahme hingegen ist mit meiner vollsten Zustimmung entstanden.“

 

Wir ahnten nicht, dass es die „letzte Aufnahme“ werden sollte. Die Schallplatte dokumentiert keinen traditionellen Liederabend, sondern vielmehr einen musikalischen Abend, an dem Theater und Humor nicht zu kurz kommen. Teils ist dieser Humor verbal, teils musikalisch und teils physisch – durch Gesten und Grimassen.

 

 

 

 

Über diese Schallplatte – und eigentlich auch über „Second Hand Songs“ – gibt Cathy Berberian einige Erklärungen ab: „Um die Frustration des Hörers, der die Zuschauerreaktionen nicht versteht, zu vermeiden, möchte ich kurz erklären, was an diesem Abend geschieht:

 

Bei der Mondschein-Sonate (Beethoven) gibt es einen kleinen Kampf zwischen der Primadonna und ihrem Begleiter. Sie ist überzeugt, dass das Publikum nur ihren Gesang hören will und dass deshalb das Klavier-Vorspiel, Zwischenspiel und Nachspiel möglichst schnell heruntergespielt werden sollten. Der Begleiter hingegen ist wild entschlossen, durch sein Spiel die Wunder der pianistischen Romantik zu entdecken. Es kommt zum offenen Kampf um die Vorherrschaft – über seine Tempi. Natürlich geht die erste Runde an ihn.

 

Nach der Hälfte des Chopin-Viardot Liedes (Coquette) gibt es ein Zwischenspiel auf dem Klavier, währenddessen die Primadonna hingerissen wird von ihrer eigenen Kunst, so dass sie ihren Einsatz verpasst, auf den sie der Pianist genüsslich-zynisch aufmerksam macht.

 

In der Pop-Version des Ravel-Liedes (Pavane: The Lamp is Low) reagiert das Publikum auf eine liebevolle Parodie der großen Sarah Vaughn. Bei Debussy (Rêverie: My Reverie) sorgt die etwas verfängliche Handhabung des Mikrophons für Gelächter.

 

Der Gesichtsausdruck bei „Yesterday" ist absolut stoisch. Die Lacher bei den hohen Noten werden dadurch verursacht, dass die Sängerin beim ersten Mal ihre Augenbrauen hochzieht und sich bei der Wiederholung auf die Zehenspitzen stellt. Die Lacher im letzten Teil des Liedes rühren daher, dass die Sängerin, die bis dahin absolut unbeweglich dagestanden hat, ihre Ellbogen anwinkelt und die klassische Pose eines Lieder-Interpreten einnimmt.

 

Beim „Ticket to Ride" muß man sich eine ziemlich scheue Dame aus der Provinz vorstellen, die alles Mögliche macht, von dem sie glaubt, dass es das Richtige sei, dabei aber natürlich jedes Mal über das Ziel hinausschießt.

 

Nach der Ankündigung der Mendelssohn-Zugabe (Lieder ohne Worte: Frühlingslied) entsteht eine kurze Pause. In dieser Pause drehe ich dem Publikum dem Rücken zu, um mir eine Brille aufzusetzen, die zu der Laiensängerin passt. Diese Brille verursacht einen Ausbruch an Gelächter, da sie übergroße Gläser und ein knallbuntes, strassübersätes Gestell hat. In dem Instrumentalteil zwischen den Strophen strahlt diese Dame aus Freude über ihre Darbietung und winkt Freundinnen im Publikum zu, weshalb sie nicht nur ihren Einsatz verpasst, sondern auch noch die Tonlage, in der sie die erste Strophe zu singen versuchte.

 

Als Künstlerin von einigem Ruf lebt man ziemlich gefährlich. Ähnlich dem Seiltänzer, der bei jeder Vorstellung sein Leben riskiert, riskiert der Künstler bei jedem Konzert seine Karriere. Doch darin liegt der Reiz eines Live-Konzerts. Abgesehen von der Faszination des direkten Kontakts mit dem Künstler beinhaltet es natürlich auch das Element des Unvorhergesehenen. Das reicht von Augenblicken absoluter Magie bis zu Gedächtnislücken, von feinster Phrasierung bis zum verpatzten Ton. Allerdings hat ein Live-Konzert ein kurzes Leben, und ein Fehler ist daher schnell vergessen.“

 

Cathy Berberian: Ticket to ride - The Beatles

https://www.youtube.com/watch?v=WLqVioiDldc

 

Cathy Berberian ‎– Cathy Berberian's Second Hand Songs

Theater Am Turm Edition ‎– PHL 8104

Mitschnitt eines Konzerts im Theater am Turm am 17. und 19. Oktober 1980.

 

Mitwirkende

Design [Cover Design] – Lothar Krauss

Piano – Harold Lester

Recorded By – Tonstudio Panne

Vocals, Liner Notes – Cathy Berberian

 

Trackliste

A1 V. Symphonie: Durch Dich So Selig

Adapted By – Franz Silcher*Composed By – Ludwig van Beethoven

A2 Mondschein-Sonate

Adapted By – F. K. Griepenkerl*Composed By – Ludwig van Beethoven

A3 E Pur Amabile

Composed By – Niccolò Paganini

A4 Sole E Amore

Composed By – Giacomo Puccini

A5 Coquette

Adapted By – Pauline ViardotComposed By – Frédéric Chopin

B1 Caprice Viennois: The Whole World Knows It Now

Adapted By – Geraldine FarrarComposed By – Fritz Kreisler

B2 Pavane: The Lamp Is Low

Adapted By – Birt Shefter*, Peter Rose*Composed By – Maurice RavelText By – Mitchell Parish

B3 Rêverie: My Reverie

Adapted By – Larry ClintonComposed By – Claude Debussy

B4 Yesterday

Adapted By – Louis AndriessenWritten-By – Lennon-McCartney

B5 Ticket To Ride

Adapted By – Louis AndriessenWritten-By – Lennon-McCartney

B6 Danse Macabre

Composed By – Camille Saint-SaënsText By – Henri Casalis*

B7 Lieder Ohne Worte: Frühlingslied

Composed By – Felix Mendelssohn-Bartholdy