Berliner Ansichten
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.3.2006
Der D 8 der Berlin-Anhaltischen-Eisenbahn-Gesellschaft startete am 1. Juni 1934 um 17.18 Uhr von Berlin-Anhalter Bahnhof nach Kassel. Um 18.29 Uhr hatte er nach 113 Kilometern und 71 Minuten Wittenberg in Anhalt erreicht. Gut sieben Jahrzehnte später wird der RegionalExpress RE 33111 der Deutschen Bahn am 1. Juni 2006 um 17.16 Uhr von Berlin-Hauptbahnhof (tief) abfahren und nach 73 Minuten um 18.29 Uhr in der Lutherstadt ankommen ...
Bevor es jedoch so weit ist, steigen wir in Zahna erst einmal in den Meßzug ICE S. Zahna, dies bedarf einer näheren Ortsbestimmung, liegt zwischen dem ehemaligen Exerzierplatz Jüterbog und der Lutherstadt Wittenberg. Die Anfahrt mit dem RE ist derzeit mühsam. Vom Bahnhof Zoologischer Garten braucht er 97 Minuten. Dafür werden wir um die Hauptstadt herum kutschiert, Friedrichstraße, Ostbahnhof, Schönefeld, Ludwigsfelde, Luckenwalde, Jüterbog, vom Westen über Osten und Süden in den Südwesten ...
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Checkpoint Bravo Dreilinden
Visionen für eine Brache
Märkische Allgemeine Zeitung, 18. April 2007
Dreilinden kannte jeder. Seit 1838 vom Durchfahren des Forstes mit der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, der ersten Eisenbahnstrecke Preußens, die nun unter dem Titel „Stammbahn“ wieder in aller Munde ist, später laut Fontane auch „das Schloss, wenn nicht von Ansehen, so doch aus den Hofnachrichten, in denen es in bestimmten Abständen hieß: Seine Königliche Hoheit kam heute von Dreilinden herein in die Stadt und kehrte gegen Abend dahin zurück'. Dieses Jagdschloss war nach 1869 der Lieblingsort des Prinzen Friedrich Karl von Preußen. 1954 wurde es abgerissen ...
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Der vornehmste öffentliche Stadtraum
Forum Fridericianum
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.2005
Die Schönheitskur für den Boulevard Unter den Linden ist im Gang. Die Fahrbahnen werden schmaler, die Gehwege breiter, die Parkplätze auf dem Mittelstreifen verschwinden und die Peitschenleuchten werden durch historisierende Kandelaber ersetzt. Fürs Flanieren sorgen Plattenbahnen aus grauem Granit. Das alles dient dem guten Zweck, das „Forum Fridericianum" wieder als „vornehmsten öffentlichen Stadtraum" erlebbar zu machen.
Mitte des 18. Jahrhunderts wollte Friedrich der Große zwischen Linden und Behrenstraße das Zentrum der preußischen Monarchie entstehen lassen. Groß waren die Pläne, Wissenschaft, Kunst, auch ein neues Schloss, wesentlich kleiner wurden sie Realität. Als erster Bau entstand 1741 das Opernhaus, der „neueste, längste und breiteste“ Theaterbau und mit zweitausend Plätzen der größte in Europa obendrein. In der Tat hatte Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mit diesem „korinthischen Tempel“ Maßstäbe gesetzt: Er kehrte dem gängigen Barock den Rücken und bereitete den Boden für den Klassizismus ...
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Das Strandbad Wannsee wird 100
Drei Tage Haft für die falsche Badehose
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.6.2007
Ach wie nett wäre es, wenn die große Froboess noch einmal die kleine Cornelia geben würde. Dann würden wir die Badehose einpacken, das kleine Schwesterlein nehmen und „nischt wie raus nach Wannsee“ fahren. Anlässe gäbe es: Der Schlager wurde ein halbes, das Strandbad wird ein ganzes Jahrhundert alt ...
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Gute Hörsamkeit im Admiralspalast
Märkische Allgemeine Zeitung, 30.08.2006
Wir machens mitten in Berlin. Dieser schlichte Spruch reichte, um die Schickeria von Donau, Isar, Main, Rhein und Spree in die Berliner Mitte zu holen. Was als schillernde Wiedereröffnung des Admiralspalastes mit Brandauer, Campino und der „Dreigroschenoper“ geplant war, entpuppte sich mehr oder weniger als tote Hose. Einen Tag später traten jedenfalls gegenüber im Berliner Ensemble Sänger, Schauspieler, Musiker, Regisseure, Schriftsteller, Politiker und Zeitzeugen in einer Brecht-Gala ins Rampenlicht und waren damit „Ungeheuer oben“. Nur das war ein wirklich großer, ein wahrhaft weltstädtischer Abend ...
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Residenz an der Panke
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2.5.1991
Den Unterschied zwischen „Pankow" und „Pankoff“ macht Konrad Adenauer. Als am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik ausgerufen wurde, durfte sich deren erster Arbeiter-und-Bauern-Präsident Wilhelm Pieck das barocke Schloss Niederschönhausen im Berliner Stadtbezirk Pankow als Amtssitz einrichten und am feudalen preußischen Luxus von Schloss und Park erfreuen. In den durch Gitter und Postenketten total abgeschirmten Villen des angrenzenden Majakowskirings wohnte (und wohnt zum Teil noch immer) die einstige Prominenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Seither sprach Helmut Kohls „Großvater" Konrad stets von den „Machthabern in Pankoff" ...
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Der Empfangssalon Berlins
Märkische Allgemeine Zeitung, 11.10.1996
Nr. 1 Haus Sommer
Eigentümer: Rheinische Hypothekenbank. Architekt: Josef Paul Kleihues.
Nr. 2 Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
Eigentümer: USA. Architekten: Moore, Ruble, Yudell
Nr. 3 Von Rohdichscher Legatenfonds zu Berlin
Eigentümer: DG-Bank. Architekt: Frank Gehry
Nr. 4 Preußische Akademie der Künste
Eigentümer: Akademie der Künste. Architekt: Günter Benisch
Nr. 5 Botschaft der Republik Frankreich
Eigentümer: Frankreich.
Nr. 5a/6 Palais Goldschmidt-Rothschild
Eigentümer: Dresdner Bank. Architekt: Meinhard von Gerken
Nr. 6a Palais Landau
Eigentümer: Hanseatica Berlin. Architekt: Bernhard Winking
Nr. 7 Haus Liebermann
Eigentümer: Quandt-Gruppe. Architekt: Josef Paul Kleihues
Unter den Linden 75-77: Früher "Hotel Adlon" nur im Haus Nr. 77
Eigentümer: Fundus-Gruppe Köln. Architekt: Rüdiger Patzschke
Unter den Linden 78-80: Früher IG Farben. Das Haus wurde geteilt in:
Eigentümer Haus Nr. 78: Dresdner Bank.
Eigentümer Haus Nr. 80: Schweizerische Bankgesellschaft.
Langsam sickert es auch in Berlin durch, dass Daimler-Benz nicht unbedingt ein guter Stern für unsere Straßen ist. In der Friedrichstraße, wo man "erst nicht durch und schon bald nicht mehr drumherum" kommen soll, wurden statt propagierter "kritischer Rekonstruktion" kalte Schluchten in den Himmel gebaut. Am Potsdamer Platz, wo "die Ansprüche für die Zukunft der vereinigten Stadt beispielhaft verdichtet" werden sollten, ahnt man nun, was sich Daimler-Benz, Sony, ABB und Hertie unter einem "Platz für Begegnungen, für Kommunikation und Diskussion zwischen tatsächlichen Bürgern" vorstellen. Was wird da gebaut? Eine humane oder die virtuelle Stadt?
Weil der Pariser Platz "zu den hervorragenden Plätzen des alten Berlins gehört", befürchtet der Senat nun spät, sehr spät, zu spät, Schlimmes auch für den einstigen "Empfangssalon Berlins". Es klingt beim Anblick der bisher geschaffenen Tatsachen wie Hohn, wenn das Rote Rathaus die "stadträumlichen Qualitäten dieser für das Verständnis und für die Funktion der Stadt so wichtigen Friedrichstadt" verkündet und die Wiederherstellung des Platzes gar als "ein wesentliches Teilstück seiner Strategie der kritischen Rekonstruktion des historischen Zentrums der Stadt" ansieht.
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