Schweiz

Nach jeder Seite vollkommen

In Baden bei Zürich - Impressionisten-Museum samt Jugendstilvilla

Frankfurter Allgemeine, 03.05.1990

 

Die Autobahn Basel-Zürich nimmt man gewöhnlich mit Schwung. Nur im engen Badener Bogen drosselt man die Geschwindigkeit. Der Zeitverlust lässt sich auf den letzten Kilometern bis zur heimlichen Schweizer Hauptstadt wieder wettmachen. Das könnte nun alles anders werden. Ausgerechnet im Bogen, Ausfahrt Baden, City, Bäderzentrum, erwartet den Durchreisenden eine kleine Sensation: Wir sind um ein Stück Kunst reicher. 21 Bilder von Renoir, 9 von Cézanne, 7 von Corot, 6 von Boudin und weitere von Gauguin, van Gogh, Matisse, Monet, Pissarro und Sisley wurden in dem kleinen Städtchen Baden bei Zürich still und heimlich und über ein langes Menschenalter hin gesammelt und jetzt entdeckt ...

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Mit einem Mord fing die Geschichte an

Das Bündner Oberland im Wartestand - Oder: „Die Verzögerung der Randgebiete"

Frankfurter Allgemeine, 15.03.1990

 

Wenn der Benediktinermönch Pankraz aus dem deutschgeführten Kloster vor einigen Jahren noch den kurzen Weg hinab ins Dorf nahm, dort diesen oder jenen Einheimischen entgegenkommend auf romanisch begrüßte, antwortete man ihm trotzig, selbstbewusst und bestimmt auf Deutsch. Wenn dieser Bruder, der sich seit 1988 Abt Pankraz Josef Winiker nennen darf, heute die gleichen Leute anspricht, erhält er auf seine deutsche Begrüßung die romanische Antwort ...

 

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Auf sieben Pistenprinzen drei Prinzessinnen

Neue Skiabfahrt vom Fiescherhorli nach Fiesch

Frankfurter Allgemeine, 28.11.1991

 

Bevor der Zürcher Bahnbauer Adolf Guyer-Zeller im Jahre 1897 mit dem Bau der Jungfraubahn beginnen konnte, mußte er erst mit sieben per Sänfte auf das Jungfraujoch gebrachten Versuchspersonen zwischen 10 und 73 Jahren beweisen, daß die dünne Luft auf 3457 Metern keine nachteiligen Wirkungen auf den menschlichen Organismus hat ...

 

 

 

 

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Ein Halt in der Bahnhofsstation von Gletsch

Zwischen Furka und Grimsel

Frankfurter Allgemeine, 20.08.1990

 

Im Jahr 1910 schlossen Joseph Seiler und Henri Golliez für die Summe von 25.000 Schweizer Franken einen kuriosen Kaufvertrag. Danach verkauft Herr Seiler alles von der Furka-Eisenbahn AG benötigte Land. Im Gegenzug verpflichtet sich die Gesellschaft, keine Einrichtungen in irgendeiner Form auf den Grundstücken in Gletsch zu installieren, die den Hotels von Herrn Seiler Konkurrenz machen könnten". Die Furka-Bahn erklärt, dass es „für die Dauer von 30 Jahren die Fahrpläne so gestalten wird, dass ein Halt in der Bahnhofsstation von Gletsch auf die Zeit des Mittagessens fällt und die Fahrpläne für jeden Abend einen Halt der Züge am Bahnhof vorsehen, um dort zu übernachten ...

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Die frühe Nacht und die Stille sind ihr Element

Die Gomser Talmulde im Winter für Langläufer, im Sommer für Dichter

Frankfurter Allgemeine, 07.03.1991

 

Im Sommer war der Großvater Stationsvorsteher. Während er die Züge abfertigte, verkaufte die Großmutter im Bahnhofskiosk Ansichtskarten - von 1919 bis 1959. Im Winter war der Bahnhof geschlossen. Die Verkäuferin und der Eisenbahner gingen ins Tal: Sie sorgte für Haus und Hof, er unterrichtete an der Einklassenschule in Münster - vierzig lange Jahre auf einem Fleckchen Erde, wo alles von acht Monaten Winter und vier Monaten gottlosem Wetter bestimmt wird ...

 

 

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Die Butter auf dem täglichen Brot

Wintersport in Leukerbad

Ein Kurtort im schweizerischen Wallis auf der Suche nach neuen Konzepten

Frankfurter Allgemeine, 31.01.1991

 

Noch ist man unter sich. Gegen 8 Uhr versammeln sich etwa zwölf Männer: Schreiner, Schlosser, Glaser, Elektriker, Maschinisten, Maurer, ein Hobby-Koch - ein Dackel und ein Schäferhund. Punkt 8.10 Uhr setzt sich die Achtzig-Personen-Gondel mit der Gruppe in Bewegung. Von der Talstation auf 1411 Metern bis zur Bergstation überwindet sie den Höhenunterschied von 950 Metern in fünf Minuten ...

 

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Innen warmes Wasser, außen weiße Berge

In Leukerbad - Renaissance einer alten Kultur

Frankfurter Allgemeine, 30.03.1994

 

In den Gästebüchern stehen glänzende Namen. Guy de Maupassant war hier und Stendhal, Mark Twain, James F. Cooper, Iwan Turgenjew und James Baldwin, auch Pablo Picasso und Paul Valéry. Irgendwann kam auch Wladimir Iljitsch Lenin, aber danach wollte es mit der Prominenz nicht mehr so ganz klappen. Wenn man wie einst Geheimrat Goethe am 9. November 1779 den steilen Weg aus dem Rhônetal angeht und schließlich die letzte Schlucht bei Inden genommen hat, dann sieht man den so schrecklich beschriebenen Gemmiberg und das Leukerbad an seinem Fuß, zwischen andern hohen, unwegsamen und mit Schnee bedeckten Gebirgen, gleichsam wie in einer hohlen Hand liegend ...

 

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Der Turm des Dichters und das Alm-Manhattan

Oben und unten zwischen Sierre und Crans-Montana

Frankfurter Allgemeine, 18.04.1991.

 

Madonna ist nicht gekommen, und Eros Ramazotti war wegen „un nuovo amore“ verhindert. Tina Turner wollte nicht fliegen, und George Michael kommt vielleicht nächstes Jahr. Josef Winkler ist wieder nach Rom zu Pasolini gefahren, und Rainer Maria Rilke, ach der, der liegt schon seit 1926 an der Friedhofsmauer von Raron. So ist man in der Saison unter sich geblieben und machte sich einen Schlitz ins Kleid. Inzwischen ist auch das vorbei. Die tiefschwarzen Cabrios im strahlendweißen Schnee am Place du Rawil sind weg und mit ihnen die bunten Damen und jungen Herren und obendrein die Schönen der Nacht ...

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Die Winzerhochzeit im Wallis

In der Arena von Salgesch

Frankfurter Allgemeine, 23.04.1992

 

Vor einem Jahr hatte er eine Freundin und wünschte sich einen Hund, damit ich bei der stundenlangen einsamen Arbeit im Weinberg jemanden zum Diskutieren habe. Jetzt wurde aus der Freundin seine Frau. Den Hund gibt es noch immer nicht. Dafür aber einen Spruch: Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden ...

 

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Schloss Tarasp wird darüber wachen

Frankfurter Allgemeine, 23.11.1989

 

Engadin ist nicht gleich Engadin. Es gibt ein Oben und ein Unten. Das bekannte St. Moritz gehört zum Oben. Die (inzwischen) weniger bekannten Orte Scuol, Tarasp und Vulpera, einst berühmte Treffpunkte der Gesellschaft, liegen im Unterengadin. Zwischen Landschaft, Vegetation, Klima, Bauten und Menschen gibt es grundlegende Unterschiede. Oben und unten existiert die vierte Schweizer Landessprache - Rätoromanisch. Aber gesprochen werden die Variationen Oberengadinisch, Unterengadinisch, Surmeirisch, Surselvisch und Sutselvisch. Selbst der Fremdenverkehr ist anders ...

 

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Schloss Tarasp soll verkauft werden

Das Unterengadin macht mobil

Märkische Allgemeine, 28.08.2006

 

Heinrich Donatus Prinz von Hessen schockte das Engiadina. Kaum ward Floria-Franziska Gräfin von Faber-Castell zur Ehefrau genommen, informierte er Kanton und Gemeinde Tarasp über seine Absicht, Schloss Tarasp zu verkaufen. Die Mitteilung löste einen Sturm aus. Der Prinz hätte wissen müssen, dass sein ererbter Besitz für die Schweiz von gleicher kulturhistorischer Bedeutung ist wie das Schloss Chillon bei Montreux und die Artilleriefestung Munot in Schaffhausen. Sie sind Symbole der eidgenössischen Willensnation. Zugänglich sind sie seit langem, Tarasp ist es seit drei Jahrzehnten ...

 

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Die Methode Farinet als letzte Möglichkeit

Sommer in Sion: Rilke schreibt an Gräfin Sizzo

Frankfurter Allgemeine, 13.06.1990

 

Es war ein Traum. Aufregend und wunderschön. Er dauerte eine Stunde. Dann war man wieder unten. Höhenflüge hat man nicht alle Tage. Das einmotorige Flugzeug startete gen Süden und glitt langsam steigend an den steilen Weinbergen entlang: Conthey mit einem mitten im Wein liegenden Hotel, Saillon mit Jean-Louis Barraults amtlich registriertem kleinsten Weinberg der Welt, 1,67 Quadratmeter mit den Reben Gamay, Arvine und Chasselas, dann Martigny mit dem Rhoneknick und die Straße zum Großen Sankt Bernhard ...

 

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Wider Pistenglamour und Heimatstilware

Die Frage aller Fragen auf schweizerisch: Was ist Kultur?

Frankfurter Allgemeine, 02.04.1992

 

Ausgerechnet zum 700. Geburtstag der Eidgenossenschaft kam ein Blitz aus heiterem Himmel. Der Schweizer Max Frisch zog Bilanz: Die Schweiz sei ein verluderter Staat. Das Donnerwetter war gewaltig und wurde jäh erstickt. Der letzte große Schweizer starb noch vor den Feierlichkeiten ...

 

 

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Im Dienste der gehobenen Kundschaft

Zermatt - Aufstieg und Fall eines Superlativs

Frankfurter Allgemeine, 17.10.1991

 

Zwei Monate vor den planmäßigen Ein- und Zweihundertjahrfeiern kam das unplanmäßige Jahrhundertereignis: Zwischen den Ortschaften Herbriggen und Randa stürzten zirka 16 Millionen Kubikmeter Fels ins obere Mattertal und begruben neben dem Lercher Weiler Fluß, Straße und Bahn. Seither, so beschreibt Direktor Remo Perren von der Brig-Visp-Zermatt-Bahn (BVZ) übertrieben deutlich, aber bildhaft das enorme Ausmaß dieser Naturkatastrophe, scheint im Ort Herbriggen die Sonne am Tag eine Stunde länger ...

 

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Ungarn

Budapest ist auch ein Badeort

Frankfurter Allgemeine, 21.09.2006

 

Auch dem eigenen Portemonnaie kommt der Abgang des Sozialismus in mancherlei Hinsicht teuer zu stehen. In Ungarn war beispielsweise Gänsestopfleber eine preiswerte Delikatesse. Nun, wo Magyaren mit Franzosen und Israelis diesen Markt beherrschen, erreicht auch die ungarische Foie Gras preisliches Weltniveau. Anders ergeht es dem Mineralwasser: In Budapest müssen wir ziemlich deutlich werden, um nicht das italienische Allerweltswasser, sondern Margitszigeti Kristályvíz serviert zu bekommen. Mineralwasser von der Margareteninsel ...

 

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