Sowjetischer Ehrenfriedhof
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand in der südlichen Spitze des Friedhofareals ein Sowjetischer Ehrenfriedhof: Hier ruhen 1389 sowjetische Bürger, die während des Zweiten Weltkrieges verschleppt wurden und in faschistischer Gefangenschaft/Zwangsarbeitslagern den Tod gefunden haben. Im Abkommen vom 16. Dezember 1992 zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Russischen Föderation über Kriegsgräberfürsorge hat die Bundesrepublik eine Erklärung zum Erhalt und zur Pflege dieser Grabstellen abgegeben: Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland und die Regierung der Russischen Föderation gewährleisten den Schutz der Kriegsgräber und das dauernde Ruherecht für die Kriegstoten der jeweils anderen Seite in ihrem Hoheitsgebiet und bemühen sich, die Umgebung der Kriegsgräberstätten von allen Anlagen freizuhalten, die mit der Würde dieser Stätten nicht vereinbar sind. Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland gewährleistet auf ihre Kosten die Erhaltung und Pflege russischer Kriegsgräber im Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland.
Ruhestätte für 383 Polen und 720 Deutsche
Jürgen Wenke aus Bochum hatte im Rahmen seiner Recherchen zu homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus herausgefunden, daß auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof in Güterfelde in einem Urnenmassengrab 383 Polen und 720 Deutsche aus dem KZ Sachsenhausen bestattet wurden, darunter Alexander Schlüter aus Hagen.
Alexander Schlüter war am 12. August 1903 geboren worden. Nach seiner Ausbildung zum kaufmännischen Buchhalter heiratete er 1928 Katharina Wiegand. Aus der Ehe stammen zwei Töchter. Im Januar 1939 wurde Schlüter wegen homosexueller Kontakte in Saarbrücken zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Aufgrund zweier einschlägiger Vorstrafen wurde er als unheilbarer Sittlichkeitsverbrecher und unverbesserlicher Homosexueller bezeichnet, was volle Haft-Verbüßung im Zuchthaus Rheinbach, Moorlager Bathorn und Zuchthaus Lingen bedeutete. Am rechnerischen Entlassungstag wurde er von der Polizei Dortmund am 6. Januar 1941 in Vorbeugungshaft genommen. Es folgte die Deportation in das KZ Sachsenhausen als Rosa-Winkel-Häftling Nr. 36147.
In der Sterbeurkunde Nr. 1557/1941 vom 17. November 1941 heißt es: Der Buchhalter Alexander Schlüter, katholisch, wohnhaft in Hagen in Westfalen, Enneper Straße 38 ist in Oranienburg im Lager Sachsenhausen am 13. November um 8 Uhr 25 Minuten verstorben. Eingetragen auf schriftliche Anzeige des Lagerkommandanten des Lagers Sachsenhausen in Oranienburg. Todesursache: Herz- und Kreislaufinsuffizienz bei Grundleiden Darmtuberkulose.
Nachforschungen führten zu einer Akte der Friedhofsverwaltung des Wilmersdorfer Waldfriedhofs Güterfelde aus der NS-Zeit. Daraus geht hervor, daß die sterblichen Überreste von Alexander Schlüter mit der Urne Nr. 2526 am 21. Mai 1942 in diesem Massengrab beigesetzt wurde. Nachdem in den 1950er Jahren das Massengrab entdeckt wurde, entstand eine Anlage mit einem Gedenkstein: DEN TOTEN ZU EHREN DEN LEBENDEN ZUR PFLICHT. HIER RUHEN 383 POLEN UND 720 DEUTSCHE: ERMORDET IM KZ SACHSENHAUSEN 1942.
Unter dem nachfolgenden LINK veröffentlicher wir mit freundlicher Genehmigung von Herrn Jürgen Wenke seine Recherchen über Alexander Schlüter.
Das Krankenhaus der Reichshauptstadt in Mahlow war das größte Krankenhaus für Zwangsarbeiter/innen der Stadt Berlin. Es wurde 1942 für Arbeitskräfte eingerichtet, die aus den von Deutschland besetzten Teilen der Sowjetunion verschleppt wurden. Nach Mahlow kamen vor allem Patienten mit schweren und infektiösen Erkrankungen, hauptsächlich Tuberkulose. In dem mit Stacheldraht umzäunten Barackenkrankenhaus sollten sie unter geringstem medizinischen Aufwand wieder arbeitsfähig gemacht werden. Neben Ostarbeitern als Hauptgruppe wurden in Mahlow Zwangsarbeiter/innen aus Polen und weiteren ost- und westeuropäischen Staaten behandelt, ferner Gestapo-Häftlinge, so aus dem Arbeitserziehungslage“ Berlin-Wuhlheide.
Das Ausländerkrankenhaus entstand am Rande von Mahlow, rund fünf Kilometer südlich der Berliner Stadtgrenze. Das Grundstück hatte die Stadt Berlin 1940 zunächst zwecks Errichtung eines Barackenlagers für Arbeitskräfte gepachtet und 1943 erworben. Mitte 1942, noch vor Einrichtung des Ausländerkrankenhauses, betrieb das Arbeitsamt dort vorübergehend ein Durchgangslager zur Aufnahme und Verteilung von aus der Sowjetunion verschleppten Zivilisten, darunter auch Kinder.
Das am 10. August 1942 vom Hauptgesundheitsamt Berlin eröffnete Ausländerkrankenhaus erreichte im März 1943 die vorgesehene Kapazität von 848 Betten. Es umfasste 25 Baracken, davon zehn Krankenbaracken, und besaß Abteilungen für Tuberkulose, weitere Infektionskrankheiten, Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe. Im Dezember 1943 zerstörte ein Luftangriff Teile des Krankenhauses, darunter Operationsräume. Nach umfangreichen Instandsetzungen Anfang 1944 ging der Betrieb mit 700 Betten weiter.
Das Ausländerkrankenhaus Mahlow war selbst ein Ort der Zwangsarbeit. Sein Betrieb wurde hauptsächlich von Ärzten und Krankenschwestern aus der Sowjetunion getragen. Letztere wurden meist noch im jugendlichen Alter nach Mahlow deportiert und hier zu Pflegekräften angelernt. Die Namen der Toten sind im Sterberegister des Standesamtes Mahlow verzeichnet. Begraben wurden die meisten Opfer etwa 15 km vom Ausländerkrankenhaus entfernt, auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde. Katharina Schiller, Gemeinde Blankenfelde