Heinrich Richter-Berlin (1884-1981)
Maler
Der Maler Heinrich Richter-Berlin starb am 26. Januar 1981 in Berlin. Der Bildhauer Heinz Spilker nahm einen Tag später die Totenmaske ab. Der Fotograf Frank Roland-Beeneken fertige davon zwei Aufnahmen. Heinrich Richter-Berlin wurde im Grab 36-110 auf dem Friedhof Stubenrauchstraße beigesetzt. Am 6. Oktober 1987 wurde daraus eine Ehrengrabstätte des Landes Berlin. 22 Jahre später war es mit der Ehre vorbei und der Status wurde im Jahr 2009 aberkannt.
Heinrich C. Richter wurde am 23. April 1884 in Berlin geboren. Anton von Werner (1843-1915), Direktor der Hochschule für die bildenden Künste, hatte seit seinem Amtsantritt beinahe dreihundert Studierende aufnehmen lassen, darunter 1903 auch Heinrich Richter. Der 19-Jährige hätten wissen müssen, dass Akademiedirektor Werner ein entschiedener Gegner der Berliner Secession war. Kaum hatte Richter begonnen, wurde er vom weiteren Studium ausgeschlossen, da er sich ohne Erlaubnis der Hochschule an der Secession 1903/04 beteiligte – im Katalog aufgeführt: Richter, Heinrich, Berlin. Nr. 639, Federzeichnung ‚Begegnung‘.
Nachdem die Jury der Berliner Secession 1910 Werke jüngerer Künstler als unwürdig zurückgewiesen hatte, gründeten Georg Tappert, Heinrich Richter-Berlin, Otto Mueller, Max Pechstein die Neue Secession und eröffneten am 15. Mai die Ausstellung „Zurückgewiesene der Secession Berlin 1910“, darunter Otto Freundlich, Erich Heckel, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, César Klein, Wilhelm Lehmbruck, Franz Marc, Otto Mueller, Emil Nolde, Max Pechstein, Heinrich Richter-Berlin, Karl Schmidt-Rottluff. Großstadtleben, Zirkus und Varieté spielten bei den Themen eine große Rolle.
Kaum war es mit dem Kaiserreich zu Ende, wurde am 3. Dezember 1918 mit Gründung der Novembergruppe das Heil vom Neubeginn erwartet. Heinrich Richter, der fortan unter Heinrich Richter-Berlin auftrat, wurde Mitglied der Ausstellungskommission und stellte 1919 vier Werke aus. Für Herwarth Walden und seine Zeitschrift Der Sturm entwarf er Holzschnitte, an Franz Pfemferts Journal Die Aktion beteiligte er sich seit 1915.
Unter dem Namen Heinrich C. Richter arbeitete er ab 1916 auch als Filmarchitekt. Die Filmografie listet bis 1945 insgesamt mehr als 80 Spielfilme auf, für die er die Filmbauten schuf. Begonnen hatte es 1916 mit Der Fakir im Frack im Film-Atelier in Weißensee – die erste Arbeit für das Kino. Es folgten 1920 Der Januskopf (Regie Friedrich Wilhelm Murnau), 1926 in den Efa-Ateliers Cicerostraße und vor Ort am Wolfgangsee Im weißen Rößl (Regie Richard Oswald).
Wikipedia behauptet, dass Richters Werk 1933 als ‚entartet‘ diffamiert und 1937 in der Ausstellung Entartete Kunst in München gezeigt wurde. Belegt wird das nicht. Die Forschungsstelle „Entartete Kunst“ der Freien Universität Berlin notiert lediglich: Gemälde Boote am Strand (1911) sowie Haus und Baum (o. J.) aus dem Kunstverein Jena: Beschlagnahme, im NS-Inventar als zerstört verzeichnet.
Das Grab von Heinrich Richter-Berlin auf dem Friedhof Stubenrauchstraße ist erhalten und ein Zeugnis der Geschichte. Ehrengrab des Landes Berlin ist es nicht mehr. Wenn nach Ablauf des Nutzungsrechtes kein Antrag auf Verlängerung gestellt wird, dann wird das Grab also abgeräumt.
Dieses Vorgehen der Friedhofsverwaltung mag einsichtig gewesen sein, so lange in Berlin Bestattungsfläche knapp war. Inzwischen aber besteht zum Beispiel im Bezirk Tempelhof-Schöneberg eine Überversorgung von 38,92 Hektar Friedhofsfläche. Eingeebnet wird dennoch. Zurück bleiben leere, meist verwahrloste Stellen.
Wäre es nicht sinnvoller, eine Ausnahme von der Regel zu machen? Damit könnten, wie beispielsweise im Fall Heinrich Richter-Berlin, Zeugnisse unserer Orts-, Kunst- und Sozialgeschichte erhalten werden. Das kostet nicht viel, wäre aber ein Zeichen dafür, dass Kulturverständnis sich gegen reinen Bürokratismus durchsetzen kann – zumal in Friedenau!