Hinrichsen & Isenbeck
Wilhelmstraße Nr. 7 (heute Görresstraße)
Der Werdegang von Hinrichsen & Isenbeck ähnelt. Johannes Hinrichsen (1884–1971) aus Schleswig und Ludwig Isenbeck (1882-1958) aus Potsdam absolvierten nach Mittlerer Reife und Lehrzeit im Baufach die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin. wo der Nachwuchs für Kunsthandwerk und Kunstindustrie ausgebildet wurde. 1905 zogen sie in das Hochparterre von Kaiserplatz Nr. 17 in Wilmersdorf und durften sich Bildhauer nennen. Es fügte sich, daß die aus Schleswig-Holstein stammenden Architekten Peter Jürgensen (1878-1954) und Jürgen Bachmann (1872-1952) nach ihrem Studium an der Technischen Universiät Charlottenburg das Architekturbüro Jürgensen & Bachmann gegründet hatten und mit dem Bau von vier Gotteshäusern beschäftigt waren, darunter die Markuskirche in Steglitz. Hinrichsen & Isenbeck erhielten den Auftrag für den dreiteiligen Altaraufbau aus Travertin.
Nachdem sich Jürgensen & Bachmann mit ihrem Entwurf Großstadtluft durchgesetzt hatten und vom Schöneberger Magistrat mit dem Bau des Rathauses beauftragt worden waren, bekamen Hinrichsen & Isenbeck den Auftrag, alle Fassaden vielfältig mit bauplastischen Dekor auszustatten.
Für die geradezu massenhafte Produktion von Bauschmuck kamen die jungen Bildhauer gar nicht umhin, sich die Dienste von Valentio Casal (1867-1951) zu sichern. Der aus Venedig stammende Bildhauer hatte 1899 in der Friedenauer Wilhelmstraße Nr. 7 einen Bildhauerhof errichtet, in dessen Ateliers aus Italien herbeigeholte Skulpteure Gipsentwürfe der deutschen Bildhauerelite in marmorne Denkmale für die Siegesallee im Tiergarten verwandelten. Kaiser Wilhelm II. nannte diesen Ort Klein Carrara. Casal hatte die Werkzeuge. Seine Skulpteure konnten mit dem Punktierkreuz die Maße vom Modell auf den Stein übertragen, sie beherrschten Konturieren und Ziselieren. 1910 war die Firma Hinrichsen & Isenbeck Mieter der Ateliers von Casal. Beide zogen nach Friedenau, Hinrichsen in die Sieglindestraße Nr. 6, Isenbeck in die Stubenrauchstraße Nr. 34.
Die mit Bauplastik zu gestaltenden Fassaden des Rathauses Schöneberg waren umfangreich. Ein detailliertes Konzept ist nicht ersichtlich. Hinrichsen & Isenbeck konnten freiweg dekorieren: Tuchgehänge, Rosetten, Blumenschalen, allegorische Bildnisköpfe, Darstellungen von Zünften und Handwerkern mit typischen Attributen und Werkzeugen, Halbfiguren in vollplastischer Ausbildung, überlebensgroße Aktfiguren, Familiendarstellungen, Männerskulpturen am Turm. Der Anteil des einzelnen Künstlers an den Arbeiten ist nicht zu ermitteln. Auf Grund des weiteren Werdegangs von Johannes Hinrichsen, und der Tatsache, daß er sich schon in seiner Jugend mit Buchaltung und Calculation beschäftigte, kann davon ausgegangen werden, daß das Künstlerische wohl hauptsächlich von Ludwig Isenbeck geprägt wurde.
Auf Marmor aus Carrara folgten nun Keramik aus Velten und Waschbeton aus Britz. Gebrannt wurde in der Manufaktur Richard Blumenfeld, gegossen im Betonwerk der Gebrüder Friesecke. Nach der Bauabnahme des Gebäudes folgte am 12. Mai 1917 die Einweihung. Am 27. April 1920 wurde aus dem Rathaus Schöneberg Sitz der Einheitsgemeinde Schöneberg und Friedenau des 11. Verwaltungsbezirks von Groß-Berlin. Die Friedenauer Werkstatt von Hinrichsen & Isenbeck war Vergangenheit. Johannes Hinrichsen und Ludwig Isenbeck gingen eigene Wege.
Von Hinrichsen & Isenbeck sind noch folgende Werke bekannt: Fassadenschmuck am Weinhaus Huth am Potsdamer Platz, Skulpturen an der Gemeindeschule Charlottenburg Nithackstraße (Skulpturen, 1913/14) sowie Bauschmuck an der Marchbrücke in Charlottenburg. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite Bildhauere in Berlin.
Johannes Hinrichsen
Vom Bildhauer zum Kunsthändler
Im Jahr 2023 machte die Historikerin Annett Büttner mit Johannes Hinrichsen – Bildhauer und Kunsthändler bekannt, daß Johannes Hinrichsen 1921 die Ausstellungsleitung des Künstlerhauses in der Bellevuestraße übernahm und seine bildhauerische Arbeit aufgab.
Johannes Hinrichsen kam am 28. Februar 1884 in Schleswig als Sohn eines Volksschullehrers zur Welt. Er besuchte in Schleswig das Realgymnasium und beendete es im Jahr 1900 mit der Mittleren Reife, um anschließend in Flensburg eine Lehre als Bildschnitzer anzutreten. In Flensburg hatte der Möbeltischler und Bildschnitzer Heinrich Sauermann (1842-1904) im Jahr 1876 nicht nur seine kunstgewerbliche Sammlung als Grundstock für das Flensburger Kunstgewerbemuseum zur Verfügung gestellt, sondern eine Lehrwerkstatt eingerichtet, die sich später zur Kunstgewerbeschule entwickelte. Neben künstlerischen Fächern belegte er auch Buchhaltung und Calculation.
Nach Beendigung seiner Ausbildung zog Hinrichsen im April 1904 nach Berlin. In der Reichshauptstadt leistete er zunächst 1905/06 seinen Militärdienst und setzte anschließend seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Dresden sowie an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin fort. Ab 1908 betätigte er sich in Berlin als Bildhauer und ging in dem damals noch selbständigen Vorort Friedenau eine Ateliergemeinschaft mit Ludwig Isenbeck (1882-1958) ein,
Ende Mai 1927 eröffnete Hinrichsen die Ausstellung Die schaffende Frau in der bildenden Kunst mit Gemälden von Anna Ottonie Krigar-Menzel, Charlotte Berend-Corinth, Käthe Kollwitz, Sabine Lepsius, Paula Modersohn-Becker, Augusta von Zitzewitz sowie der Bildhauerinnen Ilse Fehling-Witting, Emy Roeder, Renée Sintenis und Milly Steger.
Zum Jahreswechsel 1927/28 stieß Paul Lindpaintner (1883–1969) zu Hinrichsens Unternehmen. Markant ist hier im Frühjahr 1928 die Ausstellung Gotische Bildteppiche, Gotische Plastiken, Gotische Tafelbilder, bei der die bekannten gestickten Wandteppiche des niedersächsischen Klosters Wienhausen aus dem 14. und 15. Jahrhundert als Leihgaben gezeigt wurden, ergänzt durch Verkaufsobjekte aus Privatbesitz. Auch kommerziell war die Ausstellung erfolgreich. Sie stellte nach Hinrichsens eigenem Empfinden seinen Durchbruch im Kunsthandel dar.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten passte sich Hinrichsen sehr schnell an die neuen Gegebenheiten an. 1935 wurde er Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Etwa 1934 bezog die Kunsthandlung Hinrichsen eigene Räume im Erdgeschoss der Bellevuestraße Nr. 5, wo er über 355 m² Ausstellungs- und Bürofläche verfügte. Er war dort weiterhin in Bürogemeinschaft mit Lindpaintner tätig, sie teilten sich sogar eine Sekretärin. Beide arbeiteten zusammen, als Hinrichsen sich Ende der 1930er Jahre ein Domizil in Österreich eingerichtet hatte.
Hinrichsen war zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NSDAP, dennoch gehörte zu seinen Kunden auch Reichsmarschall Hermann Göring. Sie kannten sich mindestens seit dem Frühjahr 1933. Hinrichsen handelte in der NS-Zeit auch mit verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern. Hinrichsen auch an mehreren Ankäufen für die von Adolf Hitler initiierte Kunstsammlung (Sonderauftrag Linz) beteiligt.
Aufgrund dieser Tätigkeiten gelangte er nach dem Krieg auf die amerikanische Liste der Red Flag Names einer von der US-Regierung eingerichtete Spezialeinheit unter dem Dach des damaligen Nachrichtendienstes Office of Strategic Services. Sie produzierte zwischen 1945 und 1946 eine Reihe von Berichten zum NS-Kulturgutraub - darunter eine Liste beteiligter Personen und Körperschaften, die sogenannten Red Flag Names. Andererseits ist bekannt, dass Hinrichsen zumindest einer emigrierten jüdischen Familie bei der Rettung ihrer Kunstwerke ins Ausland behilflich war und dafür auch seine persönlichen Kontakte zu Göring nutzte. Seine Anpassungsfähigkeit an die neuen politischen Bedingungen hatte sich jedenfalls durch ein stetes wirtschaftliches Wachstum ausgezahlt, obwohl er sein Geschäft ab 1939 überwiegend vom österreichischen Altaussee führte.
Bereits ab 1927 hatten Johannes Hinrichsen und seine Ehefrau, die österreichische Violinistin Hortensia, geb. Kessler von Kestenach (1896-1983) die Sommer regelmäßig in Altaussee (Steiermark) verbracht. Seit der Angliederung Österreichs an Deutschland prägten zunehmend Nazi-Größen den Ort, die sich in der entlegenen Gegend und der mystisch überhöhten „Alpenfestung“ sicher fühlten und vielfach in den enteigneten oder unter Druck verkauften Villen jüdischer Eigentümer niederließen. Hinrichsen gelang es im Juni 1938, eines der schönsten und größten Grundstücke direkt am See von seinem jüdischen Vorbesitzer zu erwerben. Mit Zunahme der Bombenangriffe auf Berlin verlagerte Hinrichsen seinen Lebensmittelpunkt mehr und mehr nach Österreich. Von dort aus führte er seinen Kunsthandel weiter. In Berlin verblieb aber seine Sekretärin in den Geschäftsräumen und hielt ihn auf dem Laufenden. Die Unterbringung von Kunstgütern in dem nahe gelegenen Salzbergwerk Altaussee betraf Hinrichsen nur indirekt. So verwahrte er kurzzeitig Kunstgegenstände in seiner Villa, damit sie vor der Einlagerung fotografiert werden konnten.
Im April 1945 wurden Hinrichsens Berliner Geschäftsräume von Bomben zerstört, so dass er seinen Kunsthandel fortan ausschließlich in Altaussee weiterführte. Einen großen Teil der Kunstwerke hatte er zuvor nach Österreich transportieren lassen, wobei die Unterscheidung zwischen Privatbesitz und Handelsobjekten schwierig sein dürfte. Am 15. Juli 1946 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. Seine Kunsthandlung führte er bis in die 1960er Jahre von Altaussee weiter. Johannes Hinrichsen verstarb am 30. März 1971 in Altaussee.
Den kompletten Beitrag von Annett Büttner finden Sie über https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/transfer/article/view/101803/100599.
Ludwig Isenbeck (1882-1958)
Der vergessene Bildhauer
Philipp Hermann Konstantin Ludwig Isenbeck wurde am 19. April 1882 in Potsdam geboren. Sein Vater Heinrich Wilhelm Gustav Julius Isenbeck (1847-1900) stammte aus Münster in Westfalen und war Sohn eines Geheimen Rechnungsrats. Er arbeitete zur Zeit der Geburt von Sohn Ludwig in Potsdam als Lehrer. Mutter Anna Luise war eine geborene Bombach, stammte aus Friedeberg in der Neumark, hatte vor der Hochzeit aber bereits in Berlin gelebt.
Die Eltern hatten 1877 in Potsdam geheiratet. Ludwig Isenbeck war der Zweitgeborene. Bereits 1879 war seine Schwester Wilhelmine Luise Franziska Theodora Margarethe Isenbeck (1879-1967) zur Welt gekommen. Kurz nach Ludwigs Geburt ist die Familie nach Berlin umgezogen. Die jüngere Schwester Caroline Gustave Katharina Isenbeck (1884-1960) wurde bereits in der Gneisenaustraße 109/110 geboren. Zwei Jahre später erblickte Ludwigs jüngerer Bruder Hans Heinrich Isenbeck 1886 das Licht der Welt.
Ludwig Isenbeck wuchs in Berlin also mit drei Geschwistern auf. Die finanzielle und wirtschaftliche Situation der Familie war dabei durchaus prekär. Vater Heinrich Isenbeck firmierte in diesen Jahren als Schriftsteller und Zeitungs-Redakteur, später noch als Bibliothekar. Erschwerend kommt hinzu, dass Mutter Anna Luise 1891 mit gerade einmal 42 Jahren verstarb. Der Vater musste also die zu diesem Zeitpunkt noch minderjährigen Kinder – 12, 9, 7 und 5 Jahre alt - alleine großziehen. Inzwischen war die Familie nach Steglitz in die Mittelstraße Nr. 10 umgezogen. Mit 18 Jahren war Ludwig Isenbeck dann Vollwaise.
Nach Mittlerer Reife und Lehre im Bauhandwerk besuchte er die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin und durfte sich danach Bildhauer nennen. Gemeinsam mit dem aus Schleswig stammenden befreundeten Bildhauer Johannes Hinrichsen (1884-1971) bezog er 1905 das Hochparterre von Kaiserplatz 17 in Wilmersdorf. 1906 war er Trauzeuge, als seine ältere Schwester Wilhelmine, die als Wirtschafterin eine Anstellung gefunden hatte, den Drogisten Richard Wilhelm Gustav Schmidt (1868-1918) in Berlin-Rixdorf heiratete.
Er selbst ging ein Jahr später mit 25 Jahren den Bund der Ehe ein. Am 15. April 1907 heiratete Ludwig Isenbeck in Berlin die Näherin Martha Marie Luise Kuckuck (1881-1963). Seine Frau stammte aus Vordamm, Kreis Friedeberg, in der Neumark, wohnte zum Zeitpunkt der Hochzeit aber bereits in Berlin, Kurstraße Nr. 51. Das junge Paar zog 1908 nach Friedenau in den II. Stock der Stubenrauchstraße Nr. 34. Wenige Monate später wanderte Ludwig Isenbecks jüngerer Bruder Hans Heinrich, der noch als sein Trauzeuge fungiert hatte, mit 22 Jahren nach Amerika aus. Der Kaufmann bestieg am 1. Oktober 1908 in Bremen das Schiff Köln in Richtung Galveston, USA.
1910 wurde das Architekturbüro Jürgensen & Bachmann in Charlottenburg mit dem Bau des Rathauses Schöneberg beauftragt. Der Magistrat hatte zuvor beschlossen, der künstlerischen Ausschmückung besondere Sorgfalt zuzuwenden. Alle Fassaden sollen vielfältig mit bauplastischen Dekor ausgestattet werden. Peter Jürgensen (1878-1954) und Jürgen Johannes Bachmann (1872-1952) stammten aus Schleswig-Holstein. Es wundert daher nicht, dass das figürliche und ornamentale Schmuckwerk für das Schöneberger Rathaus, darunter Reliefs, Bildnisköpfe, Skulpturen und Vasen, aus der Werkstatt der Bildhauer Johannes Hinrichsen und Ludwig Isenbeck kam.
Diese Werkstatt der beiden befreundeten Bildhauer befand sich in der Wilhelmstraße Nr. 7 in Friedenau. Auf dem Grundstück hatte der aus Venedig stammende Bildhauer Valentino Casal 1899 einen Bildhauerhof errichtet, in dessen Ateliers aus Italien herbeigeholte Skulpteure Gipsentwürfe der deutschen Bildhauerelite in marmorne Denkmale für die Siegesallee im Tiergarten verwandelten. Kaiser Wilhelm II. nannte diesen Ort Klein Carrara.
Hinrichsen & Isenbeck kamen für die massenhafte Produktion des Bauschmuckes gar nicht umhin, sich die Dienste von Casal und seiner Skulpteure zu sichern. Sie hatten die Werkzeuge, sie konnten mit dem Punktierkreuz die Maße vom Modell auf den Stein übertragen, sie beherrschten Konturieren und Ziselieren. Auf Marmor aus Carrara folgte Keramik aus Velten und Waschbeton aus Britz. Gebrannt wurde in der Manufaktur Richard Blumenfeld, in einem Stück gegossen im Betonwerk der Gebrüder Friesecke.
Die mit Bauplastik zu füllenden Fassaden waren gewaltig. Ein detailliertes Konzept ist nicht ersichtlich. Hinrichsen & Isenbeck konnten wohl freiweg dekorieren. Mal Tuchgehänge, Rosetten, Blumenschalen, mal allegorische Bildnisköpfe, mal Zünfte und Handwerker, Fleischer, Gerber, Steinmetze, Maurer, Maler, Glaser, Tischler, Zimmerleute, Schmiede, Buchdrucker, Schuster, Schneider, Goldschmiede, Zinngießer, Kaufleute, Bäcker, Halbfiguren in vollplastischer Ausbildung, ausgestattet mit typischen Attributen oder Werkzeugen. Wer die Entwürfe geschaffen hatte, lässt sich nicht ermitteln. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass das Künstlerische wohl von Ludwig Isenbeck geprägt wurde. Nach der Bauabnahme des Rathauses Schöneberg im Mai 1917 gaben die Bildhauer die Friedenauer Werkstatt auf und gingen getrennte Wege.
Über Ludwig Isenbecks Leben während des Ersten Weltkriegs wissen wir ansonsten sehr wenig. Mit seiner Frau Martha Marie lebte er seit 1910 in der Rotdornstraße Nr. 5 in Friedenau - bis 1940 war dies der Wohnsitz der Familie. Die Ehe blieb wohl kinderlos. Die ältere Schwester Wilhelmine musste zwei Totgeburten überstehen, ihr Mann wurde 1918 für tot erklärt – vermutlich war er im Krieg gefallen. Die jüngere Schwester Caroline blieb zeitlebens unverheiratet. Sie arbeitete als Lehrerin.
Nach dem Ende von Krieg und Kaiserreich versuchte sich Ludwig Isenbeck weiter als Bildhauer zu etablieren. Anfang der 1920er Jahre nutzte er ein Atelier in Berlin-Dahlem. Dort in der Hundekehlestraße Nr. 29 war eine Art Künstlerhaus entstanden, in dem zahlreiche Bildhauer und Maler rund um den Architekten Wilhelm Frydag (1880-1943) tätig waren. Später sind auch Ateliers in der Herbertstraße Nr. 1 im Grunewald (1928) und in der Offenbacher Straße Nr. 4 in Friedenau nachweisbar (1930-1932).
Zwei Aufträge führten Isenbeck nach Schleswig-Holstein. Von dort stammten zwei Bildhauer-Freunde von ihm: Johannes Hinrichsen, aber auch der fast gleichaltrige Hans Jenckel, der 1907 sein Trauzeuge war und schon damals in Friedenau lebte. Gut möglich, dass diese Verbindungen dazu führten, dass Isenbeck 1922 das Denkmal des Schleswig-Holsteinschen Infanterie-Regiments Nr. 163 in Neumünster schuf. Das heute noch existierende Denkmal ist ein typisches Ehrenmal Erster Weltkrieg und zeigt einen fast nackten Soldaten mit Stahlhelm auf dem Kopf. Für ein Gebäude der Ortskrankenkasse Neumünster entstand 1926 auch ein Samariterrelief. 1927 schuf Isenbeck den Raabe-Brunnen in Holzminden. Als Auftragsarbeit der Stadt Berlin entwarf er 1928 für das Stadtbad Lichtenberg die Skulptur einer startenden Wasserspringerin, die gleich viermal an der Fassade des Haupteingangs angebracht wurde – eine Arbeit in Waschbeton, damals gegossen von der Firma Gebr. Friesecke Betonwerk Berlin-Britz. 1931 entstand Christus segnet die Gemeinde für die Jesus-Christus-Kirche in Dahlem.
Ludwig Isenbeck soll auch in den Vorstand des Verbandes Berliner Künstler und in die Jury für den Kunstwettbewerb der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin gewählt worden sein. Belege dafür fanden wir nicht. 1939 wurde der Bärenzwinger für vier lebende Bären im Köllnischen Park übergeben. Dafür griff das Berliner Hochbauamt den Vorschlag der Preußischen Akademie der Künste von 1927 auf, den Bildhauer Ludwig Isenbeck mit der Herstellung des neuen Berliner Wappens an einem öffentlichen Gebäude zu beauftragen. Über der Eingangstür des mit Rathenower Klinkern verkleideten Bärenzwingers befindet sich seither sein Berliner Stadtwappen aus Muschelkalk.
Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verließen die Isenbecks Friedenau und zogen 1940 in die Spichernstraße Nr. 30. Die letzte Wohnadresse war die Bleßstraße Nr. 10 in Marienfelde. Ludwig Isenbeck verstarb mit 76 Jahren am 21. Dezember 1958 im Wenckebach-Krankenhaus, seine Ehefrau Martha Marie mit 82 Jahren am 21. Januar 1963. Die beiden Schwestern des Bildhauers, die wie er Berlin treu geblieben waren, überlebten den Bruder. Die ledige Caroline (Käte) Isenbeck starb 76-jährig als Lehrerin außer Dienst am 10. Juli 1960 in ihrer Wohnung Olafstraße Nr. 18 in Berlin-Hermsdorf. Die verwitwete ältere Schwester Wilhelmine, die zuletzt in der Muthesiusstraße Nr. 28, also wieder in Berlin-Steglitz, wohnte, starb mit 88 Jahren am 22. August 1967.
Hinweis:
Auf der Webseite Bildhauerei in Berlin werden die Arbeiten von Johannes Hinrichsen und Ludwig Isenbeck aufgelistet, darunter auch der Bildschmuck vom ehemaligen Weinhaus Huth am Potsdamer Platz und der Marchbrücke über dem Landwehrkanal.