Kriegerdenkmal
Seit Jahren wurde vom Bezirksamt Schöneberg immer mal wieder verkündet, daß die Sanierung des Perelsplatzes vorangeht. Von den insgesamt 5 Teilabschnitten sind bislang 4 Bauabschnitte realisiert wurden. Weitere geplante Maßnahmen auf dem Perelsplatz sind die Sanierungen des Sintflutbrunnens, des Brunnenplatzes und des Spielplatzes. Außerdem der 5. und letzte Bauabschnitt mit dem Kriegerdenkmal Erster Weltkrieg – allerdings in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Finanz- und Personalmittel.
Nun ist es passiert: Im Februar 1924 musste das Bezirksamt seiner Verkehrssicherheitpflicht zur Abwehr von Gefahrenquellen nachkommen. Das Kriegerdenkmal von 1923 ist eingezäunt. Der mit Kreuz, Schwert, Stahlhelm und Lorbeer geschmückte Kalksteinobelisk droht einzustürzen.
Die Geschichte des Kriegerdenkmals
3. April 1922
Der Krieger- und Landwehrverein zu Berlin-Friedenau unterbreitet dem Bezirksamt XI Berlin-Schöneberg Nachfolgendes:
Der Verein beabsichtigt für die im Weltkrieg Gefallenen Friedenaus einen Gedenkstein zu errichten. Es wird beabsichtigt, den Gedenkstein – s. auch Abbildung – auf dem Maybachplatz. – s. Skizze – zu errichten und das Denkmal der Obheit des Bezirksamtes zu unterstellen.
Wir bitten das Bezirksamt die erforderliche Genehmigung zu erteilen bzw. zu veranlassen.
Mit vorzüglicher Hochachtung.
Der Vorstand des Krieger- und Landwehrvereins Friedenau. Paul Evers, 1. Vorsitzender
28. April 1922
Die Deputation ist in ihrer Mehrheit grundsätzlich mit der Aufstellung eines vom Krieger- und Landwehrverein zu Berlin-Friedenau gestifteten Gedenksteines zum Andenken an die im Weltkriege Gefallenen, das am Maybachplatz zur Aufstellung kommen soll, einverstanden. Es soll jedoch zunächst die Kunstdeputation gutachtlich gehört werden. Die bisher angefertigten Entwürfe sind ihr zu diesem Zwecke zugänglich zu machen. Über den zur Ausführung kommenden Entwurf soll alsdann die Deputation für Park- und Friedhofsangelegenheiten die Entscheidung treffe. Gez. Dr. Schneider. Gez. Kempf
24. Juni 1922
Der Unterzeichnete hatte telefonisch die Einladung erhalten, gestern früh 8 Uhr bei der Aufstellung einer Maske des Kriegerdenkmals auf dem Maybachplatz in Friedenau anwesend zu sein und sein Urteil darüber abzugeben. Der vom Künstler und dem Vereinsvorstand für die Aufstellung des Denkmals in Aussicht genommene Platz an der Handjerystraße wurde als geeignet festgestellt, wenn einige Baumversetzungen stattfinden. Das Denkmal müßte ca. 30 cm höher angesetzt werden als es jetzt die Maske darstellt. Der Anregung, die Maske auf dem freien Schmuckplatz gegenüber der Eingangstür vom Gymnasium aufzustellen und die Wirkung dort zu erproben, wurde entsprochen. Der Unterzeichnete erklärte, daß ihm dieser Platz noch geeigneter und würdiger erscheine als der erstgenannte. Gegen den Denkmalentwurf hat der Unterzeichnete Einwendungen nicht erhoben.
Berlin-Schöneberg, den 24. Juni 1922.
Der Vorsitzende der Bezirkskunstdeputation.
Gez. Lassen, Professor, Stadtrat
16. Juli 1923
Die Vossische Zeitung über die Einweihung des Friedenauer Kriegerdenkmals auf dem Maybachplatz. Die Gedächtnisrede hielt Pfarrer Förtsch. Ihr schlossen sich zwei weitere Ansprachen von dem katholischen geistlichen Menzel und dem Friedenauer Rabbiner Dr. Winter an. Darauf übergab der Vorsitzende des Kriegervereins, Geheimer Rechnungsrat Evers, das Denkmal dem Bezirksamt 11. Der anwesende Vertreter des Bezirksamts Schöneberg, Stadtrat Professor Dr. Lassen, übernahm es im Namen der Stadt. Die Feier verlief außerordentlich glänzend bei herrlichstem Wetter unter Beteiligung von etwa 10.000 Personen. Verschiedene Kriegervereine der Umgebung und andere Korporatioen hatten Abordnungen entsandt, u. a. der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, der einen Kranz niederlegen ließ. Desgleichen waren Abiordnungen verschiedener Regimenter, in denen die hiesigen Kriegervereinsgenossen früher gekämpft haben, erschienen.
Erinnert sei daran, daß der vom Krieger- und Landwehrverein Friedenau finanzierte Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs der Obhut des Bezirksamtes unterstellte. Das Denkmal erinnert auch an die mehr als 80 Schüler des ehemaligen Gymnasiums, die in diesem Krieg den sogenannten Heldentod fanden. Dieser Heldengedenkstein sollte, wie auch immer der künstlerische Wert beurteilt wird, umgehend restauriert werden. Zu bedenken ist auch, ob die den Platz einrahmende (sich nicht bewährende) Buchenhecke nicht doch wieder wie 1907 mit dem robusten und winterharten Taxus bepflanzt werden sollte.